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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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ich, daß sie dem Alkohol der Insulaner tüchtig zugesprochen hatten und nun ihren Rausch ausschliefen. Es wäre meine Pflicht gewesen, Schultz davon in Kenntnis zu setzen, sobald er eintraf.
    Was ich jedoch tat, war, George einen Wink zu geben, daß er eine falsche Eintragung in die Totenliste der Rekonditionierten machte, sie als verbraucht abschrieb – wie man hier sagte –, und somit hatte ich auf diese Weise die Angelegenheit ,ins Reine’ gebracht. Alles, was dann noch dazu benötigt wurde, war die Unterschrift eines Beamten, die ich selbst gab. Und so sank ich immer tiefer in den Morast meiner eigenen Schuld. Hinzu kam noch, daß ich an dem Tag, an dem jene Frauen entflohen, in Jennys Armen im Lagerhaus lag. Ich – ein Beamter – schlief mit einer rekonditionierten Frau!
    Von dieser Zeit ab ging ich regelmäßig zu Jenny in das Lagerhaus, wo sie arbeitete und schlief. George und Bessy wußten davon, und wenn sie konnten, patrouillierten sie um das Haus.
    Ich ging zu Jenny, weil ich einsam war. Und ich hatte auch diestille Hoffnung, daß Jenny, nachdem sich die meisten Rekonditionierten hier schon verändert hatten, vielleicht wieder normal werden würde. Ich erzählte ihr alles, wenn ich neben ihr lag, erzählte ihr, was wir uns früher gewesen waren, und ich fand, daß sie schon wieder lächeln konnte.
    Die Kolonisten trafen am festgesetzten Tage ein, und wir erwarteten sie am Landeplatz, den wir abgesteckt hatten. Ich gab den Moralbeamten den Auftrag, die Rekonditionierten auf diesen großen Tag hin vorzubereiten. Sie sollten besonders enthusiastisch sein und Mr. Schultz, wenn er ausstieg, mit Begeisterung empfangen.
    Die Hubschrauber landeten – einer nach dem anderen. Die Seitentüren der Maschinen öffneten sich, und die Rekonditionierten begannen mit ihren Begrüßungsrufen.
    Als die Kolonisten ausstiegen, sah ich sie mit neuen Augen: eine Flut von makellosen, hellen Körpern, die mir gewaltig erschienen, nachdem ich jetzt nur an die Rekonditionierten und Insulaner gewöhnt war. Sie entstiegen den riesigen Maschinen – die neue Bevölkerung für ein altes Land. Die großen Männer mit dem arroganten Gang und ihre großen, blonden Frauen, ihre perfekten Kinder mit dem zielbewußten Blick stießen mich ab. Die Rekonditionierten, die sie mitbrachten, erschreckten mich. Denn diese Rekonditionierten mit ihren ausdruckslosen Augen waren das, was meine einst gewesen waren. Und ich konnte klar erkennen, wie sehr die meinen sich verändert hatten. Schultz würde dies auch bald bemerken, aber daran konnte ich nichts ändern. Er näherte sich mir jetzt mit Hero an seiner Seite und Blackler etwas hinter sich. Ein wenig abseits vom Zug der Kolonisten schritten Aurora, Gloria, und Heros Gefährtin Superba.
    Schultz sah fetter aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Er zeigte sich stolzer und härter, jetzt, da er die Rolle des Präsidenten dieser neuen Zivilisation übernahm. Er ging zu Jacobson und unterhielt sich mit ihm.
    Dann kam er auf mich zu. „Sie haben gute Arbeit geleistet, Waterville.“
    „Wir haben unser Soll erfüllt, mehr konnten wir nicht tun.“
    „Ja. Taten die Rekonditionierten ihr Bestes?“
    „Sie arbeiteten biszum äußersten ihrer Kräfte. Wie man erwartete.“
    „Natürlich.“ Er nahm mich beim Arm, und wir schlugen die Richtung zum Lager ein. „Jacobson sagte, die Rekonditionierten wären ein wenig – verstört.“
    „Jacobson verbrachte seine Zeit in seinem Büro! Sie taten ihre Arbeit.“
    „Natürlich.“ Er betrachtete die neuen Rekonditionierten und dann die meinen. Sie standen alle da und warteten auf Befehle. „Ihre Arbeiter sehen mir – ein wenig verkommen aus, wenn man so sagen kann?“
    „Sie haben ihre letzten Kräfte hergegeben.“
    „Natürlich.“ Er gab meinen Arm frei. „Nun, geben Sie den Befehl zum Ausladen.“
    Die Rekonditionierten begannen mit der Arbeit. Ich konnte es nicht leugnen, daß meine Arbeiter tatsächlich langsam waren, aber sie hatten auch noch keine Mahlzeit bekommen und mußten hungrig sein. Moralbeamte von der eben angekommenen Kolonistengruppe übernahmen das Kommando. Ich wußte, daß sie die Langsamkeit der arbeitenden Rekonditionierten sofort bemerken würden. Sie schrien und kommandierten herum; ich konnte das nicht länger ertragen und ging zurück zu meiner Hütte, die ich von nun an mit Blackler teilen würde. Ich war müde und hungrig.
    Blackler stand auf und begrüßte mich. „Ich freue mich, Sie wiederzusehen“, sagte er.

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