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TS 21: Die Überlebenden

TS 21: Die Überlebenden

Titel: TS 21: Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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Menschen und noch weniger Autos. Sicher, sehr bald würde auch das Benzin knapp werden, aber im Augenblick war davon noch im Überfluß vorhanden. Es würde genau so knapp werden wie eines Tages die Autos.
    Jedenfalls war meine Annahme, verkehrsreiche Straßen in und um Dover vorzufinden, falsch gewesen, obwohl ich wußte, daß die Paggets mindestens vier von fünf Fahrzeugen außer Betrieb gesetzt hatten. Aber bei einer Anzahl von fünf Millionen Autos hätten immer noch eine Million verbleiben müssen.
    In diesem Augenblick wußte ich auch noch nicht, wie gut organisiert die Paggets in England waren, denen die Aufgabe zustand, die Fahrzeuge zu sabotieren. Das erfuhr ich erst später.
    Seit ich in England war, hatte ich noch kein Pagget gesehen. An einem fahrenden Auto waren sie recht wenig interessiert, da sie ihm nichts anhaben konnten. Bald jedoch würden sie wissen, daß Glassplitter oder Nägel, auf die Straße verstreut, einigen Schaden anzurichten vermochten. In Amerika waren die Paggets bereits darauf gekommen, in Europa bisher noch nicht.
    Doch was machte ich mir Sorgen um die Paggets? War Ginette nicht viel wichtiger? Immer mächtiger wurde in mir der Wunsch, sie wiederzusehen. Im gleichen Atemzug verfluchte ich sie und betete zu Gott, mich sie finden zu lassen. Am meisten jedoch verfluchte ich mich selbst, weil ich sie hatte einfach laufen lassen. Und wenn sie schon nicht bei mir bleiben wollte, so wollte ich wenigstens doch erfahren, wo ich sie später treffen könnte. Ganz sicher war ich mir nicht, was ich von ihr wollte, aber ich wußte, daß ich sie finden mußte.
    Auf der schmalen Straße zwischen Dover und Folkestone hielt mich ein Mann an. Er sprang mitten .auf die Fahrbahn und reckte beide Arme in die Luft. Er war ein Riese, und sicherlich der größte Kerl, der mir im Leben begegnete. Bestimmt maß er zwei Meter.
    Ich hatte vorbeifahren können, aber ich hielt an.
    „Können Sie mich mitnehmen?“ fragte er mit einem starken amerikanischen Akzent. Zwischen seinen Lippen hing die nicht brennende Pfeife, neben dem Graben stand ein Beutel. Mit Zufriedenheit bemerkte ich sein rein gewaschenes Hemd.
    „Wollen Sie nicht zuerst wissen, wohin ich fahre?“ erkundigte ich mich höflich.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Nein, wozu?“
    Irgendwie war mir der Bursche auf den ersten Blick sympathisch. In seinen Augen brannte ein ruhiges, zuversichtliches Licht, das Vertrauen und Geborgenheit auszuströmen schien. Ich öffnete die Tür.
    „Ich heiße Dave“, stellte er sich vor, während er auf den Sitz kletterte. Der Beutel, den er mit sich schleppte, wäre für einen gewöhnlichen Menschen eine außerordentliche Belastung gewesen, in seinen Riesenpranken wirkte er lächerlich klein. Er legte ihn nach hinten in den Fond.
    „Mich können Sie einfach Don nennen“, schlug ich vor, in der Hoffnung, daß er ebenso wenig Wert auf meinen Familiennamen legen würde, wie ich auf den seinen. „Ich wollte nach Norden fahren, aber in der Zwischenzeit halte ich Ausschau nach einem Mädchen.“
    „Tun wir das nicht alle?“ wunderte sich Dave.
    Ich startete, warf ihm jedoch schnell noch einen fragenden Blick zu. Er zuckte die Achseln.
    „Ich meine das ganz allgemein“, entschuldigte er sich.
    „Und ich meine ein ganz bestimmtes Mädchen“, klärte ich ihn auf.
    „Habe ich mir bald gedacht.“
    Mehr sagte er nicht, wie er überhaupt sehr sparsam mit überflüssigen Worten zu sein schien.
    Eigentlich sollte man annehmen, daß sich zwei Männer, die sich unter den geschilderten Umständen getroffen und gewissermaßen beschlossen hatten, ihren Weg gemeinsam fortzusetzen, einiges über sich selbst zu erzählen hätten. Bei uns war das nicht der Fall. Dave erfuhr, daß ich ein Mädchen suchte, und das genügte ihm. Fanden wir es, so würde er schon sehen, was mit ihr los war. Fanden wir sie nicht, war es auch egal.
    Wir fanden Ginette eine halbe Stunde später. Sie schritt auf der Fahrseite, und ich erkannte sie schon von weitem, obwohl sie einen Regenmantel trug. Stimmt, sie hatte ihn ja schon in Boulogne kaufen wollen.
    Ich fuhr an ihr vorbei und hielt an, um sie nachkommen zu lassen. Wenn sie den Wagen auch schon vorher erkannt haben mußte, so zeigte ihr Gesicht keinerlei Überraschung. Ohne jede Gefühlsregung sagte sie:
    „Hallo! Wer ist Ihr neuer Freund?“
    „Das ist Dave – Dave, dies ist Ginette.“
    Das war die ganze Vorstellung. Gleichzeitig versuchte ich mir darüber klar zu werden, ob ich Daves

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