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TS 21: Die Überlebenden

TS 21: Die Überlebenden

Titel: TS 21: Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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bleiben, Ginette. Sind da noch mehr Wunden außer dem Kratzer hier und dem Arm?“
    Sie schüttelte den Kopf, die Lippen zusammengepreßt.
    „Dann ist es gut“, erklärte ich und legte den Halter auf ihre Brust, schob die Bänder unter ihren Rücken und machte mich daran, sie zu befestigen.
    „Das kann ich selbst!“ protestierte sie energisch.
    „Ich glaube es, aber Sie werden es diesmal nicht tun“, bedeutete ich ihr und ließ mich nicht aufhalten.
    „Meinetwegen“, gab sie sich zufrieden. „Aber es ist nicht nötig, später noch einmal nach der Wunde zu sehen.“
    „Stellen Sie sich doch nicht blödsinnig an, Ginette“, warnte ich sie. „Sie hätten auf der Straße sterben können.“
    „Habe ich Sie um Hilfe gebeten?“ stöhnte sie, mochte dann aber sehen, daß sie zu weit gegangen war. Sie war klug genug einzusehen, wann sie aufhören mußte, um sich mit ihrem Stolz nicht lächerlich zu machen.
    „Was ist mit Ihrem Arm?“ ließ ich mich nicht ablenken, indem ich ihr Kleid nach oben zog und die Knöpfe schloß.
    „Ich kann ihn nicht gut bewegen“, gab sie zu.
    „Und doch wollten Sie allein weitergehen? Haben Sie die Wunde wenigstens ausgewaschen?“
    „An einem Fluß.“
    Wir warteten, bis sie unsere fragenden Blicke verstand. In stockenden Worten berichtete sie, was geschehen war.
    In Dover hatte sie sich den Regenmantel gekauft. Wahrscheinlich war das auch der Grund gewesen, warum ich sie dort nicht mehr gefunden hatte. Dann war sie losmarschiert, und zwar in einem Tempo, als wolle sie die ganze Strecke in einer halben Stunde, nicht aber in einem Tage zurücklegen.
    Sehr bald wurde sie müde, und ihre Tasche schwerer und schwerer. Bis zum Ufer eines kleinen Flusses jedoch kam sie, ohne aufgeben zu müssen. Hier machte sie eine Pause.
    Zuerst badete sie die Füße, und dann, da niemand in der Nähe war und sie auch keinen Menschen gesehen hatte, zog sie sich einfach aus und erfrischte sich im kühlen Wasser.
    Nun, das war natürlich ihr Fehler gewesen. Jeder, der die Paggets kennt, hätte das niemals getan.
    Kaum kam sie wieder an Land und zog sich an, da erfolgte der Überfall. Ihr Kopf befand sich unter dem Kleid, die Pistole außer Reichweite, als der Pa-Hund sie ansprang.
    Die scharfen Krallen drangen in ihr Fleisch, ehe sie überhaupt ihren Gegner sah. Es gelang ihr, ihn abzuschütteln, aber nur für einen kurzen Moment. Dann sprang der Hund erneut vor, und sie nahm den Arm schützend vor das Gesicht.
    Der Hund schnappte nach dem Arm und biß ihn bis auf den Knochen durch. Der ungeheure Schmerz gab ihr fast übernatürliche Kräfte. Mit einem kräftigen Schwung schleuderte sie ihren Gegner in den nahen Fluß, streifte das Kleid schnell über und bückte sich, die im Slipper steckende Pistole aufzunehmen.
    Doch der Pa-Hund schien seine Erfahrungen mit Feuerwaffen bereits gemacht zu haben. Ehe sie ordentlich zu zielen vermochte, war er stromabwärts verschwunden und kehrte nicht wieder zurück.
    Obwohl ich Ginettes Undankbarkeit bereits zur Genüge kannte, verkniff ich mir die Bemerkung nicht, daß sie mehr Glück als Verstand gehabt hätte, und daß wohl kaum ein zweites Mal mit einer derartigen Glückssträhne zu rechnen wäre.
    Sie hörte es nicht gern.
    „Ich komme schon allein durch“, widersprach sie mir ärgerlich. „Ich habe mal eben Pech gehabt, kein Glück.“
    „Mit Paggets hat man kein Glück, Ginette. Man kann ihnen nur mit List und Gewalt beikommen. Sie greifen auch nur dann an, wenn man sich in einer hilflosen Situation befindet. Jener Hund wartete nur darauf, bis sie ihr Kleid über den Kopf zogen, er wird lange darauf gelauert haben. Sie warten immer, bis sich ein für sie günstiger Moment ergibt.“
    „Ich weiß das!“ sagte sie. „Wohin wollen Sie beide?“
    Ich nahm den Themawechsel geduldig hin.
    „Noch keine Ahnung“, meinte ich langsam. „Fragen wir lieber: wo wollen Sie hin?“
    Einen Augenblick zögerte sie. Dann:
    „Cambridge.“
    „Ein hübsches Stück zu Fuß“, klärte ich sie auf. „Cambridge liegt fast an unserer Strecke. Wir werden Sie hinbringen.“
    „Aber ich will nicht, daß Sie …“
    „Ginette! Sie sind verrückt! Wollen Sie nun nach Cambridge, oder wollen Sie die Paggets füttern?“
    Sie schauderte zusammen.
    „Nein. Also gut, ich komme mit Ihnen.“
    Ich startete. Im Verlauf von einer knappen Stunde hatte ich zweiMitfahrer gefunden. Und ich kann nicht behaupten, daß ich darüber besonders unglücklich gewesen wäre.
    Ganz im

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