TS 26: Der Mutant
muß das auch dort gewesen sein. Die Sterne allein wissen, in welchem Stadium ihrer Macht sie sich jetzt befindet. Ist sie stark genug, um den Kampf mit dem Mutanten aufzunehmen? Ist sie sich überhaupt der drohenden Gefahr bewußt? Hat sie fähige Führer?“
„Aber wenn sie Seldons Plan folgt, dann muß der Mutant von der Zweiten Stiftung geschlagen werden?“
„Ah“, sagte Ebling, und sein faltiges Gesicht verzog sich zu einem nachdenklichen Lächeln. „Trifft das wirklich zu? Die Aufgabe der Zweiten Stiftung ist unendlich schwieriger als die der Ersten. Folglich sind die Möglichkeiten einer Abweichung auch unendlich zahlreicher als das bei uns der Fall war – und wenn die Zweite Stiftung nicht in der Lage sein sollte, den Mutanten zu schlagen, dann ist das schlimm – sehr schlimm sogar. Es könnte das Ende der menschlichen Rasse, wie wir sie kennen, bedeuten.“
„Nein, das kann nicht sein!“
„Doch. Wenn die Nachkommen des Mutanten seine geistigen Kräfte erben – verstehen Sie jetzt? Homo Sapiens hätte nicht die geringste Chance. Es würde eine neue herrschende Rasse geben – eine neue Aristokratie – und Homo Sapiens müßte als zweitrangige Rasse Sklavendienste leisten.“
„Ja, das sehe ich ein.“
„Wenn er keine Dynastie errichtet, würde er doch ein Reich aufbauen, das nur durch seine persönliche Kraft lebensfähig wäre. Es würde mit seinem Tode untergehen, und die Galaxis würde wieder an der gleichen Stelle sein, wo sie vor seinem Auftauchen war, nur daß es nun keine Stiftung mehr geben würde, um die sich im Laufe der Jahrhunderte ein gesundes und lebensfähiges zweites Imperium entwickeln könnte.“
„Und was können wir tun? Können wir die Zweite Stiftung warnen?“
„Das müssen wir sogar, oder sie wird in ihrem Unwissen untergehen. Und das darf nicht geschehen. Aber wie sollen wir sie warnen? Ich weiß nicht, wo sie sich befindet. ,Am anderen Ende der Galaxis’ – das ist alles, was ich weiß, und es gibt Millionen von Welten, unter denen ich wählen könnte.“
„Aber, Ebling, steht denn hier nirgend etwas?“ Sie deutete mit einer unbestimmten Handbewegung auf die Filme, die den ganzen Tisch bedeckten.
„Nein. Nichts, wo ich sie finden kann – wenigstens bis jetzt noch nichts. Das muß irgend etwas zu bedeuten haben. Es muß einen Grund für diese Geheimhaltung geben.“ Ein nachdenklicherZug legte sich um seine Augen. „Aber ich möchte, daß Sie jetzt gehen. Ich habe genug Zeit vergeudet, und es drängt jetzt – es drängt!“
Er wandte sich um und beugte sich über seine Arbeit.
Magnificos leiser Schritt näherte sich. „Ihr Gatte ist zu Hause, Mylady.“
Ebling Mis begrüßte den Clown nicht. Er war wieder ganz in seine Arbeit vertieft.
Am Abend sagte Toran, nachdem ihm Bayta von ihrem Gespräch erzählt hatte: „Und du meinst, daß er recht hat, Bay? Du meinst nicht, daß er …“ Er zögerte.
„Ja, er hat recht, Torie. Er ist krank, ich weiß das. Er hat sich verändert, hat abgenommen, er redet anders. Aber sobald die Rede auf den Mutanten oder auf die Zweite Stiftung kommt, oder auf irgend etwas, womit er sich laufend beschäftigt, mußt du ihm zuhören. Dann ist seine Rede so klar wie die Nacht des Weltraums. Dann weiß er plötzlich, wovon er redet, und seine Veränderung und seine Krankheit sind wie weggeblasen. Ich glaube ihm.“
„Dann gibt es noch Hoffnung?“ Es klang wie eine Frage.
„Ich … weiß noch nicht. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls trage ich von heute an einen Strahler bei mir.“ Sie hielt die dickläufige Waffe plötzlich in der Hand. „Für alle Fälle, Torie.“
„Wofür?“
Bayta lachte. Es klang etwas hysterisch. „Laß nur. Vielleicht bin ich auch ein wenig verrückt – wie Ebling Mis.“
An diesem Tage hatte Ebling Mis noch sieben Tage zu leben, und diese sieben Tage verstrichen ohne besondere Ereignisse. Mis hatte sich ganz in seinen Filmen vergraben. Er hatte die Türen seines Arbeitsraumes verriegelt, um jede Störung fernzuhalten, und so sahen ihn weder Toran noch Bayta. Nur Magnifico hatte Zutritt. Auch er war ruhig und nachdenklich geworden, und seine dürre Gestalt huschte oft wie ein Schatten durch die finsteren Korridore der alten Bibliothek.
Auch Bayta zog sich mehr und mehr in sich selbst zurück. Einmal hatte Toran sie angetroffen, als sie gedankenverloren über ihren Strahler strich. Sie hatte ihn schnell beiseite gelegt und sich ein leises Lächeln abgerungen.
„Was tust
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