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TS 26: Der Mutant

TS 26: Der Mutant

Titel: TS 26: Der Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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seine riesige Nase reizten nicht mehr zum Lachen. Er sprach mit einer Stimme, der man anmerkte, daß er die Situation mit jeder Faser seines Körpers beherrschte. „Setzen Sie sich. Nur zu, machen Sie es sich bequem. Das Spiel ist aus, und ich möchte Ihnen gerne eine Geschichte erzählen. Das ist eine Schwäche von mir – ich möchte, daß man mich versteht.“
    Als er seine Augen auf Bayta richtete, waren es immer noch die schwermütigen Augen Magnificos des Clowns.
    „In meiner Kindheit gibt es nichts“, hob er schnell an, „woran ich mich gerne erinnere. Vielleicht können Sie das verstehen. Meine Magerkeit ist auf eine Drüsenstörung zurückzuführen, meine Nase habe ich seit meiner Geburt. Als Kind konnte ich kein normales Leben wie die anderen Kinder führen. Meine Mutter starb, bevor sie mich zu Gesicht bekam. Meinen Vater kenne ich nicht. So wuchs ich auf, voll von Selbstmitleid und voll von Haß für die anderen, glücklicheren. Ich war als seltsames Kind bekannt. Alle mieden mich, die meisten aus Abneigung, manche auch aus Furcht – nun, lassen wir das. Jedenfalls gab es genug Vorfälle in meiner Kindheit, um Hauptmann Pritcher die Feststellung zu ermöglichen, daß ich einMutant sei, und das ist mehr als ich bis zu meinem zwanzigsten Lebensjahr wußte.“
    Toran und Bayta hörten völlig abwesend zu. Sie saßen am Boden, und der Clown – oder der Mutant – schritt mit kleinen Schritten vor ihnen auf und ab.
    „Das ganze Wissen um meine ungewöhnlichen Kräfte offenbarte sich mir nur langsam. Selbst viel später konnte ich es immer noch nicht glauben. Für mich ist der Geist eines Menschen wie eine Skala mit einem Zeiger, der die augenblickliche Stimmung anzeigt. Das ist ein schlechter Vergleich, aber wie sollte ich es sonst erklären? Langsam wurde mir klar, daß ich in einen solchen Geist eindringen konnte und den Zeiger auf den Punkt richten konnte, den ich gerade wollte, und daß ich ihn für immer dort festhalten konnte. Es dauerte noch viel länger, bis mir klar wurde, daß andere Menschen das nicht tun konnten.
    Und dann kam das Wissen um meine Macht und damit auch der Wunsch, mich für die klägliche Rolle zu entschädigen, die ich bisher gespielt hatte. Vielleicht können Sie das verstehen, vielleicht können Sie es wenigstens versuchen. Es ist nicht leicht, ein Ausgestoßener zu sein – einen Verstand zu haben und denken zu können und doch ein Ausgestoßener zu sein. Gelächter und Grausamkeit! Anders zu sein! Ein Außenseiter zu sein! Sie haben nie so etwas durchgemacht!“
    Magnifico blickte zum Himmel empor und wippte langsam auf den Fersen. „Schließlich beschloß ich, daß die Menschheit der Galaxis und ich jetzt einmal die Plätze tauschen würden. Sie hatten zwanzig Jahre mit mir das tun können, was sie wollten. Jetzt war ich dran. Und das war nicht unfair von mir, denn sie waren Trillionen – und ich nur ein einzelner junger Mann.“
    Er unterbrach sich und warf Bayta einen schnellen Blick zu. „Aber ich hatte einen schwachen Punkt. Ich allein war gar nichts. Wenn ich zur Macht kommen wollte, dann konnte ich das nur durch andere tun. Ich konnte nur durch Mittelsmänner Erfolg haben. Es war, wie Pritcher sagte: durch einen Piraten eignete ich mir meine erste Asteroidenbasis an, durch einen Industriekapitän faßte ich auf einem Planeten Fuß, durch eine Anzahl anderer Leute, deren letzter der Kriegsherr von Kalgan war, gewann ich Kalgan selbst und kam so zu einer Flotte. Dann kam die Stiftung – und damit Sie beide.
    Die Stiftung“, sagte er leise, „war die schwierigste Aufgabe, der ich mich bisher gegenübersah. Um sie zu schlagen, mußte ich einen hohen Prozentsatz ihrer herrschenden Klasse umstellen. Es wäre möglich gewesen, das zu tun, aber mir war es zu anstrengend, und deshalb suchte ich einen kürzeren Weg, den ich auch fand. Meine emotionelleKontrolle ist kein Kinderspiel, sondern eine sehr ermüdende Arbeit, und so ziehe ich es vor, mich ihrer nur selten zu bedienen. Und aus diesem Grunde suchte ich Verbündete in meinem Kampf gegen die Stiftung.
    Als mein eigener Clown suchte ich den oder die Agenten der Stiftung, die es zweifellos auf Kalgan geben mußte. Jetzt weiß ich, daß Han Pritcher der Richtige gewesen war, aber durch einen Zufall fand ich statt dessen Sie. Ich bin ein Telepath, Mylady, aber kein vollkommener, und Sie kamen von der Stiftung. Das brachte mich von meinem Wege ab. Es war nicht tragisch, denn Pritcher kam später selbst zu uns, aber es

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