TS 28: Alle Wege führen nach Trantor
sich notwendigerweise nur mit den Naturwissenschaften befassen. Jetzt, da wir einen neuen, sehr wichtigen Teil ihrer Umgebung bilden, kann sich bei ihnen leicht eine Änderung der allgemeinen Orientierung einbürgern. Vielleicht werden sie sogar versuchen, sich der Psychologie zuzuwenden.“
„Diese Änderung“, sagte der Erste Sprecher sachlich, „hat bereits stattgefunden.“
Die Lippen des Schülers preßten sich zu einer schmalen Linie zusammen. „Dann ist alles vorbei. Das verträgt sich nie und nimmer mit dem Plan und bedeutet sein Ende.“
Der Erste Sprecher winkte ab. „Dann finden Sie also keine Lösung für Ihre Aufgabe? Nun, seien Sie beruhigt, so hoffnungslos ist die Lage nun auch wieder nicht.
Hören Sie mir gut zu, junger Mann. Eine bestimmte Folge von Handlungen ist errechnet worden und wird seit etwa zwanzig Jahren in die Praxis umgesetzt. Es ist kein alltäglicher Kurs, aber wir hatten keine andere Wahl. Er enthält geringe Wahrscheinlichkeiten, gefährliche Folgerungen – wir waren sogar manchmal gezwungen, uns mit individuellen Reaktionen zu befassen, weil uns keine andere Wahl mehr blieb, und Sie wissen genau, daß die Psychostatistik nicht viel Sinn hat, wenn sie auf Menschengruppen angewendet wird, die unter der Zahl einer durchschnittlichen Planetenbevölkerung liegen.“
„Und hatten wir Erfolg?“ keuchte der Schüler.
„Das kann man jetzt noch nicht sagen. Wir haben bis zum Augenblick die Lage zwar stabil halten können – aber wie ernst sie ist, sehen Sie daran, daß zum erstenmal in der Geschichte des Planes die unerwartete Handlung eines einzigen Individuums ihn zum Scheitern bringen könnte. Wir haben eine kleine Zahl von Menschen in einen wünschenswert erscheinenden geistigen Zustand versetzt, wir haben unsere Agenten – aber ihr Weg ist vorgezeichnet. Sie dürfen es nicht wagen, zu improvisieren, das wissen Sie ja. Und ich will Ihnen auch das Schlimmste nicht verheimlichen – wenn wir hier entdeckt werden, hier auf dieser Welt, dann wird nicht nur der Plan scheitern, sondern auch wir selbst werden vernichtet werden. Sie sehen also, daß unsere Lösung nicht besonders gut ist.“
„Das Wenige, was Sie geschildert haben, scheint mir überhaupt keine Lösung zu sein, eher eine verzweifelte letzte Hoffnung.“
„Nun, sagen wir lieber, eine begründete Hoffnung.“
„Und wann ist die Krise, Sprecher? Wann werden wir wissen, ob wir Erfolg haben werden oder nicht?“
„Nun, unbedingt innerhalb eines Jahres.“
Der Schüler überlegte und nickte dann. Er schüttelte dem Sprecher die Hand. „Es ist gut, das zu wissen.“
Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging.
Der Erste Sprecher blickte nachdenklich durch das Fenster, an den riesigen Gebäuden vorbei, auf die dichtgesäten Sterne.
Ein Jahr würde schnell vergehen. Würde dann noch einer von ihnen, den Erben Seldons, am Leben sein?
6. Kapitel
Der Sommer begann einen Monat später. Begann in dem Sinn, daß Homir Munn seinen Finanzbericht für das vergangene Jahr geschrieben, seinen Vertreter ausreichend mit den Schwierigkeiten seiner Stellung vertraut gemacht und seinen kleinen Kreuzer, die Unimara – benannt nach einer zarten Episode, die schon zwanzig Jahre zurücklag – aus dem Winterquartier geholt hatte.
Er verließ Terminus in schlechter Laune. Niemand war am Hafen, um ihm das Geleit zu geben. Das wäre unnatürlich gewesen, weil ihn auch in den vergangenen Jahren niemand zum Schiff begleitet hatte. Er wußte genau, daß es sehr wichtig war, daß diese Reise in keiner Weise anders war als die bisherigen; trotzdem fühlte er in sich einen unbestimmten Ärger. Er, Homir Munn, riskierte Kopf und Kragen, und doch mußte er alleine fliegen.
Wenigstens glaubte er das.
Und weil er das glaubte, brachte der nächste Tag sowohl auf der Unimara als auch in Dr. Darells Vorstadtwohnung einige Aufregung.
Zuerst ging es in Dr. Darells Wohnung los, als Poli mit einem Blatt Papier in Dr. Darells Arbeitszimmer gestürzt kam.
„Sie ist fort, Doktor!“
„Wer ist fort?“
„Arcadia.“
„Was heißt fort? Wo ist sie? Wovon reden Sie?“
Poli stampfte unwillig auf. „Ich weiß es nicht. Sie ist jedenfalls weg, und es fehlen ein Koffer und ein paar Kleider, und da ist dieser Brief. Lesen Sie ihn doch, anstatt herumzustehen. Ach, diese unpraktischen Männer !“
Dr. Darell zuckte die Achseln und nahm das Blatt. Der Brief war nicht lang, und, abgesehen von der eckigen Unterschrift ,Arkady’, in der
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