TS 28: Alle Wege führen nach Trantor
Mutanten?“ fragte Darell mit höflichem Sarkasmus.
„Natürlich nicht. Ich meine vor einer Mentalität, mit der sie es nicht aufnehmen konnte. Sie floh vor der Zweiten Stiftung bzw. deren Einfluß auf Kalgan.“
„Was für einen Einfluß meinen Sie denn?“
„Meinen Sie vielleicht, daß Kalgan gegenüber dieser allgegenwärtigen Drohung immun ist? Wir waren beide irgendwie zu dem Schluß gekommen, daß Arcadias Flucht arrangiert worden ist. Richtig? Man hat sie gesucht und gefunden, und dann hat ihr Dirige zur Flucht verholfen. Dirige, verstehen Sie? Aber wie ging das vor sich, wie konnten sie wissen, daß Dirige auf unserer Seite stand?“
„Jetzt sagen Sie wieder, daß die Zweite Stiftung sie fangen wollte. Offengestanden, Anthor, Sie ermüden mich. Ich möchte jetzt zu Bett gehen.“
„Warten Sie noch.“ Anthor griff nach ein paar Kurvenblättern, die er bisher in der Tasche getragen hatte. „Das sind Diriges Gehirnwellen“, sagte er.
Darell benötigte keine weitere Erklärung, und sein Gesicht sah grau und verfallen aus, als er aufblickte. „Er steht unter Kontrolle!“
„Genau das. Er hat Arcadia zur Flucht verholfen, nicht weil er unser Mann war, sondern weil er der Zweiten Stiftung angehörte.“
„Obwohl sie nicht nach Terminus, sondern nach Trantor reiste.“
Anthor zuckte die Achseln. „Man hat ihn so eingestellt, daß er ihr zur Flucht verhelfen würde, sonst nichts weiter. Sie dürfen nicht vergessen, daß er nicht mit Überlegung gehandelt hat, sondern nur ein willenloses Werkzeug war. Arcadia hat nun allerdings den am wenigsten wahrscheinlichen Weg gewählt und dürfte aus diesem Grund in Sicherheit sein. Zumindest solange, bis die Zweite Stiftung ihre Pläne so abgeändert hat, daß sie auch dieser neuen Sachlage gewachsen ist …“
Er unterbrach sich. Das kleine Signallicht auf dem Videogerät zuckte und zeigte dadurch an, daß eine wichtige Meldung bevorstand. Darell sah das Licht ebenfalls und schaltete mit einer mechanischen Bewegung das Gerät ein. Sie hörten nur mehr einen halben Satz, aber noch bevor er zu Ende gesprochen war, wußten sie, daß die Hober Mallow, oder besser, ihr Wrack, gefunden worden war, und daß die Stiftung sich zum erstenmal seit etwa fünfzig Jahren wieder im Kriegszustand befand.
12. Kapitel
In Kalgan saß Lord Stettin an seinem Arbeitstisch. Er wurde aus Homir Munn nicht recht klug. Ein seltsamer Mensch und ein Schwächling obendrein, und doch hatte er ihm schon einige interessante Informationen geben können – besonders dann, wenn Callia sich in seiner Nähe befand.
Sein Lächeln wurde breit. So fett sie geworden war, sie hatte doch noch ihre guten Seiten. Immerhin brachte sie mehr aus Munn heraus, als ihm gelingen wollte. Warum gab er sie eigentlich nicht Munn? Er runzelte die Stirne. Callia! Sie und ihre dumme Eifersucht. Ewiger Raum! Wenn doch nur noch das kleine Gör hier wäre – er hätte Callia dafür den Schädel einschlagen sollen!
Und eigentlich wußte er nicht recht, warum er es nicht getan hatte.
Vielleicht, weil sie mit Munn gut auskam. Und Munn brauchte er. Munn war es beispielsweise gewesen, der ihm demonstriert hatte, daß der Mutant nicht an die Existenz der Zweiten Stiftung geglaubt haben konnte. Seine Admirale konnten diesen moralischen Rückhalt gegenüber der Stiftung auf Terminus gut gebrauchen …
Am liebsten hätte er die Beweise dafür veröffentlicht, aber es war besser, wenn die Stiftung weiterhin der Meinung war, daß irgendwo Hilfe für sie bereitstand. War es Callia gewesen, die ihn darauf hingewiesen hatte? Ja, sie hatte gesagt …
Unsinn. Sie konnte gar nichts gesagt haben.
Und doch.
Er schüttelte nachdenklich den Kopf und dachte an etwas anderes.
13. Kapitel
Trantor war eine Welt des Verfalls und zugleich der Wiedergeburt. Wie ein seltenes Juwel, gefaßt in den Sternhaufen des galaktischen Zentrums, träumte sie abwechselnd von Vergangenheit und Zukunft.
Einst waren von Trantors metallener Hülle aus die feinen Fäden der Regierung zu allen Sternen der Galaxis gelaufen. Es war eine einzige riesige Stadt gewesen, mit vierhundert Milliarden Verwaltungsbeamten, die mächtigste Hauptstadt, die die Menschheit je gekannt hatte.
Und dann ereilte auch Trantor das Schicksal, und seine Metallhülle war zerbröckelt. Die Überlebenden der Katastrophe hatten die Metallplatten weggerissen und sie an andere Planeten verkauft, um dafür Saatgut und Vieh einzutauschen. Der Erdboden sah – nach
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