TS 29: Die Zeitbombe
gesagt?“
„Sie sagten, Sie hätten Ihre Pflicht vernachlässigt, und Sie hätten es zugelassen, daß das Haus jenes Politikers letzte Nacht in die Luft gesprengt wurde. Sie sagten, sie hätten eine gründliche Säuberung in der ganzen Abteilung vorgenommen. Ich wußte, daß hinter allem diese sündhaften Zeitmaschinen steckten!“
„Was?“
„Die Zeitmaschinen. Sie wissen schon, Mr. Danforth. Man hat eine entdeckt und den Mann festgenommen. Es kam auch in den Nachrichten heute morgen.“
Danforth fuhr herum. „Wo wurde sie gefunden? Wen haben sie verhaftet?“
„Oh, sein Name wurde nicht genannt. Irgendein Ingenieur bei Great Electric.“
„Aber wo?“ fragte er.
„Ich habe es ja soeben gesagt. Dieser Ingenieur bei Great Electric. In Binghamton glaube ich, hat der Ansager berichtet. Oder vielleicht war es auch Birmingham. Ach – wo diese Fabrik oben ist. Sie wissen das ja.“
Er wußte es nicht, aber er erfuhr es, als er das Restaurant erreichte, wo er gewöhnlich zu frühstücken pflegte, und dort eine Zeitung in die Hand nahm. Die ersten drei Zeilen der Geschichte überzeugten ihn, daß es sich um eine Falschmeldung handelte, veranlaßt von einem übereifrigen Zeitungsreporter. Aber es gab eine gute Schlagzeile ab.
Danforth wandte seinen Blick von der Geschichte ab und suchte auf der ersten Seite nach dem anderen aufregenden Ereignis des Tages, den Einzelheiten über die Explosion der vergangenen Nacht. Eine große Aufnahme zeigte die Überreste von Simon Olivers Villa. Die Geschichte enthielt nichts, was Danforth nicht schon wußte.
„Sie sind auf Seite drei!“ ertönte plötzlich eine weibliche Stimme.
Danforth schielte über die Zeitung nach dem Mädchen, das hinter der Theke stand.
„Hallo, Dutch. Ich habe Hunger.“
„Dem kann man abhelfen. Miserables Bild, übrigens.“
„Wirklich?“ Danforth wendete die Zeitung und schaute auf Seite drei nach. Das Bild, das beim Bericht über seine Entlassung abgedruckt war, stellte ihn dar, wie er vor einigen Jahren ausgesehen hatte. Es war ihm nie aufgefallen, daß er so sehr gealtert war, wie das Bild anzeigte.
„Ich werde sie verklagen“, sagte er zu dem Mädchen.
„Taten Sie es wirklich?“ wollte sie wissen.
„Wirklich was?“
„An jenem Ort eine Bombe legen?“
„Nein.“
„Dann verklagen Sie die Leute!“ stimmte sie zu. „Was ist mit dem Kerl, den sie verhaftet haben? Dem Ingenieur?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich zweifle auch daran.“
Dutch nickte. „Der Koch auch. Er sagte, es sei alles Schwindel. Nimmt mich wunder, wie er das wissen konnte?“ Sie wartete nicht auf eine Antwort. „Hörten Sie je von dem Neunmalklugen, der im Keller seines Hauses ein Boot gebaut hatte und es dann nicht herausnehmen konnte, als es fertiggestellt war? Nun, das ist dasselbe. Kein Ingenieur würde sich in seinem Keller eine Zeitmaschine bauen und dann die Wände niederreißen, um die Maschine herauszubekommen. Alles ein aufgelegter Schwindel, sagt der Koch. Er meint, der Ingenieur hätte vielleicht an irgendeinem neuen Kolben herumexperimentiert.“
„Freut mich, das zu hören“, meinte Danforth. „Jetzt, wo wir uns einig sind, könnte er vielleicht für mein Frühstück sorgen?“
„Ich kann es ihm ausrichten“, sagte Dutch. „Was?“
Danforth bestellte, und sie verschwand durch die Flügeltüren im Hintergrund des Raumes. Grinsend begann er zu überlegen, welche Art Spezialerziehung wohl notwendig sei, um die Menschen an die Tatsachen zu gewöhnen, wenn die Zeitreise je Wirklichkeit wurde, um sie zu überzeugen, daß vier Wände für eine Zeitmaschine kein Hindernis darstellten. Auf der einen Seite vermuteten sie, daß bevorzugte Beamte diese Maschinen besaßen und damit heimliche Vergnügungsfahrten durchführten, aber andererseits klammerten sie sich an die merkwürdige Vorstellung, ein Mann könne eine derartige Maschine nicht aus seinem Kellergeschoß entfernen. Für eine Zivilisation, die daran gewöhnt war, sich mit den verschiedenartigsten Geschwindigkeiten zwischen Spazierschritt und Raketenflug durch den Raum fortzubewegen, durch die Zeit jedoch lediglich durch das Weiterleben von Tag zu Tag, würde dieser Begriff einigermaßen schwierig zu fassen sein.
Notwendigerweise – überlegte er weiter – würde ein Zeitreisender in der Lage sein müssen, sich sowohl durch den Raum als auch durch die Zeit zu bewegen, sonst würde seine wundervolle Erfindung hilflos bis in alle Ewigkeit auf einem einzigen Fleck
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