Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
festgenagelt bleiben. Betrachten wir einmal diesen verflixten Ingenieur mit seiner Bastelei im Keller. Angenommen, es war eine Zeitmaschine in seiner Werkstatt. Falls er sie erfolgreich zum Funktionieren gebracht hatte, falls sie sich tatsächlich nach seinen Anordnungen durch die Zeit bewegte – dann was? Sie würde vorwärts oder rückwärts durch die Zeit reisen, das nächste oder das vergangene Jahr besuchen, aber doch immer noch innerhalb der Begrenzung durch jenen Keller verbleiben; immer noch mit der Stelle verwurzelt, an der sie gebaut und in Betrieb gesetzt worden war. Wenn der Ingenieur die Maschine einige Jahre zurückzuschicken vermochte in die Zeit, bevor der Keller ausgegraben und das Haus gebaut war, würde er sie unter einigen Metern Erde begraben wiederfinden. Oder wenn er sie um denselben Betrag vorwärtsschickte, vielleicht in eine Zeit, in der das Haus wieder abgerissen und die Kellerwölbung aufgefüllt wäre, würde er sie erneut eingegraben finden. Er würde also jedesmal eine Schaufel mitnehmen müssen, um sich seinen Weg ans Tageslicht zu graben. (Und wohin mit dam Schutt, wenn der Weg von unten her gegraben werden muß?)
    Jetzt hat aber irgendwann in der Zukunft vielleicht eine neue Einrichtung die alte ersetzt. In diesem Fall würde sich auch der Plan des Grundstückes geändert haben. Was früher die Werkstatt gewesen war, konnte dann die Heizkammer oder die Waschküche sein. Und was würde ein Zeitreisender machen, wenn sich seine Maschine im Innern eines Ofens oder einer Waschmaschine materialisierte? Oder angenommen, das Haus wurde abgerissen und der Grund, auf dem es gestanden hatte, abgetragen, um einer Straße Platz zu machen. Wenn der Ingenieur mit seiner Maschine in diesem Moment ankommen sollte, würde er mit tödlicher Sicherheit sofort auf das neue Niveau der Bodenoberfläche niederstürzen – und was dann, mit einer zerschmetterten und unbrauchbaren Zeitmaschine?
    Es war also nötig, daß sich die Maschine sowohl durch Raum als auch Zeit bewegen konnte. Wenn nicht, hatte man ein Automobil ohne Räder erfunden.
    Danforth starrte verdrossen auf das Wasserglas, das die Kellnerin auf dem Schanktisch vor ihm hatte stehen lassen. Ob wohl die Maschine des Ingenieurs ein Rauschen verursachte, wenn sie sich durch Raum und Zeit bewegte?
     
    *
     
    Er trieb sich ohne bestimmtes Ziel in der Stadt herum. Zufällig kam er bei dar öffentlichen Bibliothek vorbei, und so ging er hinein und erkundigte sich nach dem Roman von H. G. Wells „Die Zeitmaschine“. Die Geschichte war ziemlich bekannt geworden, seit der Zeit, da die Sache mit den Chrono-Kameras und den Zeitmaschinen in Schwung gekommen war, doch vermochte er sich nicht zu entsinnen, sie wirklich einmal gelesen zu haben. Vielleicht war es eines jener namenlosen Bücher, die er in der Schule gelesen hatte, um sie sofort hinterher wieder zu vergessen.
    Die Bibliothekarin erkannte ihn von seinem Bild in der Zeitung her und musterte ihn eingehend, aber sie suchte ihm den gewünschten Band heraus, ohne ihm gutgemeinte Ratschläge oder eigene Theorien anzubieten. Es war eine alte und ziemlich mitgenommene Ausgabe. Danforth nahm das Buch unter den Arm und ging. In seinem Nacken fühlte er die Blicke der anderen Angestellten.
    Sein Dahinschlendern führte ihn an die Stelle, wo vergangene Nacht das Bombenattentat stattgefunden hatte, aber wenig ereignete sich dort. Er gewahrte nur einen Mann, der in den Trümmern herumkletterte, mit einem Geigerzähler in der Hand. Ein Versicherungsagent. In den Zeitungsnotizen, die er gelesen hatte, war nichts von der Radioaktivität erwähnt worden, irgend jemand hielt offensichtlich diese aufragende Wendung in der ganzen Angelegenheit zurück. Dieser Jemand wäre wenig erfreut gewesen, wenn er jetzt den Versicherungsagenten zufällig hätte sehen können.
    Danforth bückte sich unter dem Absperrungsseil hindurch und überquerte die Straße, die der Vorderseite des Grundstückes entlangführte. Er zögerte und blickte nach beiden Seiten, um herauszufinden, wo Boggs und das Mädchen gestanden haben mochten, als plötzlich der Himmel über ihnen einzustürzen begann. Dort unten – näher bei jener Baumgruppe. Er hatte mit ihr über das Geräusch des fallenden Regens gesprochen, und sie war sicher gewesen, ein anderes Geräusch gehört zu haben. Hier ungefähr. Er schaute zum zerstörten Gebäude hinüber, das jetzt durch die zerstörte Mauer und die entwurzelten Hecken hindurch sichtbar war. Dann drehte er

Weitere Kostenlose Bücher