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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Terminologie ist nichts weiter als Slang, Ausdrücke, die man der Elektrotechnik entlehnt hat. Es gibt keine „Welle“ ohne Geschwindigkeit (eine richtigere Wiedergabe der üblichen Behauptung, daß „Schwerkraft sich mit unbegrenzter Geschwindigkeit ausbreitet“). Unvorstellbare Energien tobten in einer thermonuklearen Brennkammer; nichts zügelte ihre Wut, nichts konnte sie zügeln außer den Feldern, die sie selber erzeugten. Materie pulsierte flirrend, verwandelte sich in Energie und zurück in Materie, von Partikel zu Gamma Quantum, von Gamma Quantum zu Partikel. Und da Quanten keine Ruhemasse besitzen, störten die einzelnen Pulsschläge die Geometrie des Raumes, gemäß den Gesetzen der Einstein’schen Mechanik. Nicht sehr allerdings; Schwerkraft ist schwächer als Magnetismus oder Elektrizität. Wäre nicht der Resonanzeffekt gewesen, wäre das Signal schon nach wenigen Kilometern in „Geräusch“ untergegangen. Selbst so mußte es bei der zu überwindenden großen Entfernung über mehrere Relaisstationen weitergegeben werden, bis die Matrize auf der Kreuz reagierte. Und doch war in gewissem Sinne überhaupt keine Zeit zwischen Sendung und Empfang verstrichen, und kein Mathematiker mit etwas Selbstachtung hätte den „Strahl“ mit einem solchen Namen bezeichnet. Es war trotzdem ein Funksignal, das einzige, dem die relativistische Physik gestattete, sich schneller als das Licht zu bewegen – doch dann wiederum bewegte es sich ja eigentlich gar nicht. Es „war“ einfach.
    Trotz der Pille, die Ryerson vorher geschluckt hatte, hatte er ein Gefühl, als hinge ihm sein Magen zwischen den Füßen, und krampfhaft suchte er nach einem Halt. Das Nachbild der Sendekammer verblaßte und machte den Spulen und Bänken der Empfängerkammer eines Raumschiffs Platz. Er hing gewichtslos mitten im Raum – tausend Milliarden Milliarden Kilometer von der Erde.

 
6. Kapitel
     
    In Richtung zum Bug befanden sich vor der Empfängerkammer – „über“ ihr, wenn beschleunigt wurde – die Treibstofftanks, die Schiffskreisel und die Lufterneuerungsanlage. Dann folgte das mit Instrumenten und Laborgeräten vollgestopfte Beobachtungsdeck mit den Unterkünften in der Mitte: Faltbetten, Kombüse, Bad, Tisch, Bänke, Regale, Spinde – alle auf dem engen Raum eines Sechs-Meter-Kreises.
    Seiichi Nakamura hakte nachlässig ein Bein um eine Strebe, um nicht mit der Luftströmung herumzutreiben, und blätterte umständlich in dem Logbuch, das er in der Hand hielt. Das sollte den anderen Gelegenheit geben, sich ein bißchen zu verschnaufen, und der blondhaarige Junge, David Ryerson, schien das nötig zu haben. Dem Astrophysiker Maclaren war das ungewöhnliche Kunststück gelungen, sich bequem auf Luft auszustrecken, während er eine teure Erdzigarette paffte und über den durchdringenden Geruch des alten Schiffes die Nase rümpfte. Der ungeschlachte junge Ingenieur, Sverdlov, starrte währenddessen griesgrämig ins Leere. Nakamura war noch keinem von ihnen vorher begegnet.
    „Nun, meine Herren“, sagte er schließlich. „Entschuldigen Sie, daß ich Sie warten ließ, aber ich wollte mich zuerst mit den Eintragungen des letzten Piloten vertraut machen. Jetzt weiß ich ungefähr, wo wir uns befinden.“ Er lachte höflich. „Natürlich sind Ihnen sicher die Schiffsartikel bekannt. Der Pilot ist Kapitän. Seine Pflicht ist es, das Schiff dorthin zu bringen, wohin der Chefwissenschaftler – Dr. Maclaren-san in diesem Falle – es haben möchte, soweit er glaubt, das unter Beachtung der Schiffssicherheit tun zu können. Im Falle meines Todes oder anderweitiger Verhinderung geht mein Kommando an den Ingenieur über, und Sie alle werden so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren. Ich bin überzeugt, daß diese Expedition sich für uns alle als angenehm und lehrreich erweisen wird.“
    Er war sich bewußt, wie banal seine Worte klangen. Doch es war Gesetz, ein weises Gesetz, daß, falls sich nicht der Gilde angehöriges Personal an Bord befand, sofort klargestellt werden mußte, wer zu befehlen hatte. Einige Piloten begnügten sich damit, die Artikel ohne jeden Kommentar vorzulesen, doch hatte Nakamura das immer als unnötig kalt und nüchtern empfunden. Nur … er bemerkte Verwirrung in Ryersons Augen, geringschätzige Belustigung in Maclarens und unduldsame Verärgerung in Sverdlovs …, sein Versuch entgegenkommender Verbindlichkeit war mißlungen.
    „Nun, so formell werden wir es natürlich nicht halten“, fuhr er

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