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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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rasierte sich regelmäßig und kleidete sich immer noch sorgfältig, aber es war ein Ritual ohne jeden Inhalt, seine Art zu sagen: Ich lebe noch.
    Den größten Teil seiner freien Zeit verbrachte er in der Gesellschaft seiner Instrumente. Er gestand sich offen ein, daß seine Bemühungen, soviel wie möglich über den schwarzen Stern in Erfahrung zu bringen, zu drei Vierteln selbstsüchtige Gründe hatten. Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß die genaue Kenntnis der Zusammensetzung seiner Atmosphäre ihnen bei ihrem Entkommen nützen konnte. Aber es gab ihm die Möglichkeit, wenigstens ab und zu zu vergessen, wo er sich befand. Natürlich war er nur sich selbst gegenüber so ehrlich, aber er fragte sich manchmal, was wohl die anderen verschwiegen.
    Als er dieses Mal das Beobachtungsdeck betrat, sah er, daß er nicht allein war. Nakamura hing vor einem der Aussichtsfenster. Der Körper des Piloten zeichnete sich als dunkler bewegungsloser Schattenriß gegen die diamantenen Sterne ab. Doch als die tote Sonne vorbeischwang, sah Maclaren, wie sein Körper sich versteifte, und er die Hand vor die Augen hob.
    Maclaren ließ sich geräuschlos nähertreiben. „Buuh!“ machte er.
    Der andere zuckte zusammen und wirbelte keuchend mit wild um sich schlagenden Armen und Beinen herum. Panischer Schrecken blickte aus seinen Augen.
    „Es tut mir leid!“ rief Maclaren. „Ich wollte Sie nicht erschrecken.“
    „Ich … es ist schon gut.“ Nakamuras braune Augen blickten flehend. „Ich hätte nicht … es ist gut.“.
    „Wollten Sie etwas von mir?“ Maclaren bot eine seiner letzten Zigaretten an. Nakamura nahm sie mechanisch, ohne zu danken. Etwas ist faul mit diesem Burschen, dachte Maclaren. Und er ist der einzige Pilot, den wir haben.
    „Nein. Ich hatte … ich wollte ein paar Minuten ausspannen. Man kann keine Präzisionsarbeit leisten, wenn man müde ist … ja, ausspannen.“ Nakamuras eingefallene Wangen wurden zu Höhlen, während er gierig den Tabakrauch einsog. Ein kleiner Kranz von Schweißtröpfchen lag auf seiner Stirn.
    „Oh, Sie sind hier willkommen.“ Maclaren schlug die Beine übereinander und lehnte sich auf seinem Luftkissen zurück. „Ich bin ganz froh, daß Sie da sind. Ich brauche jemand, mit dem ich reden kann.“
    Nakamura lachte sein nichtssagendes Lachen. „Wir sollten lieber zu Ihnen um Zuspruch kommen, statt Sie zu uns. Sie haben sich von uns allen am wenigsten verändert.“
    „So? Und ich dachte, ich wäre derjenige, den die Sache am meisten mitgenommen hat. Sverdlov hat seine Frauen und seinen Alkohol und seine Politik, an die er denken kann, Ryerson seine funkelnagelneue Frau und seinen funkelnagelneuen Planeten … Und Sie, Sie sind der einsame Fels in der Brandung. Aber ich …“ Maclaren zuckte die Schultern, „… ich habe nichts, woran ich mich halten könnte.“
    „Sie sind ruhiger geworden, ja.“ Die Zigarette in Nakamuras Hand zitterte ein wenig, aber seine Stimme klang wieder gefaßt.
    „Ich habe begonnen, mir einige Fragen zu stellen.“ Maclaren starrte finster auf die schwarze Sonne. Indem er sie ausschließlich als Objekt für seine wissenschaftlichen Forschungen betrachtet hatte, war es ihm bis jetzt gelungen, sie sich auf Armes Länge fernzuhalten und mit ihr die Besessenheit, die an Ryerson nagte, der still wurde und sich mehr und mehr wieder der eisernen Religion unterwarf, von der er sich vorher frei gemacht hatte, und die Bitterkeit, die Sverdlov verzehrte. Soweit hatte Maclaren noch nicht damit begonnen, sich den Stern als halb lebendiges, das Böse verkörpernde Wesen vorzustellen, aber es wäre nur zu einfach gewesen, damit anzufangen.
    „Das tun wir alle, früher oder später.“ Nakamuras Ton verriet keine allzu große Anteilnahme. Er war immer noch in seiner eigenen privaten Welt desGrauens gefangen.
    „Aber nirgends finde ich eine Antwort“, sagte Maclaren.
    „Das Denken ist eine Technik, die man erlernen kann, so wie den Gebrauch seines Körpers …“ Er brach ab. „Aber ich habe kein Recht, so etwas zu sagen. Ich habe selber versagt.“
    „Ich möchte sagen, Sie haben bis jetzt ganz gut abgeschnitten. Ich habe Sie immer um Ihren Glauben beneidet. Sie haben eine Antwort.“
    „Zen bietet keine fertigen Antworten auf unsere Probleme. Im Gegenteil, es versucht sogar, jede Theorie zu vermeiden. Kein menschliches Denksystem vermag die Unendlichkeit des realen Universums um uns zu erfassen.“
    „Ich weiß.“
    „Und das ist der Punkt, wo ich
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