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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Weile vor dem Aussichtsfenster schweben. Als hinter ihm ein Feuerzeug klickte, fuhr er herum.
    Chang Sverdlov tauchte aus dem Wohndeck auf. Die Zigarette in seinem Mundwinkel ragte ausgesprochen trotzig nach oben.
    „Nun“, fragte Maclaren, „wie lange haben Sie zugehört?“
    „Lange genug“, knurrte der Ingenieur.
    Er stieß Rauchwolken aus, bis sein pockennarbiges Gesicht hinter dem Qualm verschwand. „Nun?“ fragte er. „Wo bleibt der Wutausbruch?“
    „Wenn damit etwas erreicht würde.“
    „Uh!“ Sverdlov paffte schweigend seine Zigarette. „Vielleicht mußte das kommen.“
    „Sehr wahrscheinlich. Was für Fortschritte machen die Reparaturen?“
    „Ich bin zufrieden. Hören Sie!“ platzte Sverdlov plötzlich heraus. „Tun Sie mir einen Gefallen, ja? Wenn Sie irgendwie können, geben Sie nie Ryerson oder mir gegenüber zu, daß Sie manchmal auch eine menschliche Regung haben. Daß Sie genauso Angst haben wie wir anderen alle. Geben Sie es nicht einmal Nakamura gegenüber zu. Sie haben es nämlich noch nicht, wissen Sie? Wir brauchen einen … so einen verdammten aufgeblasenen Snob von Techniker … der uns durchbringt.“
    Mit einem Ruck machte er kehrt, und Maclaren hörte ihn in den Schacht hinuntertauchen.

 
11. Kapitel
     
    Nakamura notierte im Logbuch, das er die ganze Zeit gewissenhaft weitergeführt hatte, den genauen Zeitpunkt des ersten Feuerstoßes, mit dem die Kreuz sich wieder von der schwarzen Sonne absetzte.
    Die ersten vorbereitenden Minuten waren genauso unwirklich, wie die vergangenen Wochen es gewesen waren. Die vier Männer nahmen ihre Posten ein und starrten ohne jedes Gefühl des Triumphes oder der Freude auf ihre Instrumente – Nakamura in der Kontrollkanzel, Maclaren auf dem Beobachtungsdeck, Sverdlov und Ryerson im Maschinenraum. Sie alle waren seelisch ausgelaugt; das hier war für sie nur eine neue in einer langen, scheinbar nie endenden Reihe von Arbeiten.
    Sverdlov war der erste, dem es gelang, dieser seelischen Betäubung zu entrinnen und sich klarzuwerden, daß er schließlich noch lebte. Nach fast einer Stunde, die er damit verbracht hatte, mit blutunterlaufenen Augen auf Skalenscheiben und Bildschirme zu stieren, fuhr er sich über die Bartstoppeln auf seinem Kinn und streckte sich. „Heiliger Strohsack!“ flüsterte er. „Das verdammte Ding scheint wirklich zusammenzuhalten.“
    Und wahrscheinlich konnte nur Ryerson, der mit ihm Stunde um Stunde dort draußen auf dem Gerüst gearbeitet hatte, die aus seinen Worten klingende Verwunderung richtig verstehen. Denn im Augenblick hatte ihre Arbeit noch ein äußerst unfertiges, improvisiertes Aussehen. Tatsächlich hatten sie sich auch nur um die Ionenbeschleuniger gekümmert und das Antennennetz vorläufig völlig vernachlässigt. Dafür war noch Zeit genug, während sie nach einem Planeten suchten.
    Sverdlov hing wieder zusammengekrümmt in seinen Gurten und starrte haßerfüllt auf die schwarze Sonne, die überhaupt nicht kleiner zu werden schien. Er wußte, daß es nicht so leicht sein würde, dem Schlackenklumpen zu entkommen. Er hatte ihn zu genau kennengelernt, um sich darüber in falschen Hoffnungen zu wiegen. Die Schwerkraftfinger der Sonne hielten das Schiff noch immer gepackt, und es war unmöglich, es ihnen so einfach zu entreißen. Dazu wäre eine Beschleunigung von rund hundert g nötig gewesen, die natürlich keiner der Besatzung selbst auf kurze Zeit hätte ertragen können. Nakamura beschleunigte deshalb auch nur mit zwei g und führte das Schiff so lange auf seiner elliptischen Kreisbahn herum, bis daraus schließlich eine Spirale wurde, die dann nach abermals mehreren Stunden in eine hyperbolische Flugbahn verwandelt werden konnte.
    Ein sanftes brrom-brrom-brrom machte sich in seinem Bewußtsein breit. Es waren die Motoren. Die Instrumente zeigten zwar nichts Verdächtiges an, aber Sverdlov war nicht der Meinung, daß eine anständige Maschine einen solchen Lärm vollführen dürfte. Er warf einen prüfenden Blick auf den Heckbildschirm. Die schwarze Sonne war jetzt vor dem Sternenhintergrund gerade noch zu erkennen. Das Gittergerüst des Ionenantriebs bildete einen Käfig, in dem einige dieser Sterne gefangen saßen. – Ein fast nicht unterscheidbarer bläßlicher Schein flackerte auf einigen der letzten Ringe. Am äußersten Ende der Anlage tanzte Elmsfeuer. Sverdlov sprach in das Mikrofon. „Maschinenraum an Pilot. Wie kommen wir voran?“
    „Zufriedenstellend.“ Nakamuras Stimme verriet
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