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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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versagt habe“, flüsterte Nakamura. „Ich suche und ich erwarte eine Erklärung. Ich möchte mich nicht damit zufriedengeben, einfach … zu sein. Nein, das ist nicht genug. Hier draußen merke ich, daß mein Dasein nach einer Rechtfertigung verlangt.“
    Maclaren starrte hinaus in den grausamen Himmel. „Ich möchte Ihnen etwas verraten“, sagte er brutal. „Ich mache mir vor Angst bald in die Hosen.“
    „Wie? Aber ich dachte …“
    „Oh, ich habe genug Retorten und Zeug, um mich abzulenken und mir nichts anmerken zu lassen. Aber ich habe deshalb genauso Angst vor dem Tod. Ich wehre mich dagegen genauso wahnsinnig und mit genauso wenig Würde wie eine gefangene Ratte. Und langsam merke ich auch, warum. Weil ich nichts habe außer meinem eigenen Leben – diesem erbärmlichen Leben des vielen Wissens und der wenigen Weisheit. Geschäftigkeit, aber keine Resultate, viele Bekannte, aber keine Freunde … es sollte nicht der Mühe wert sein, es zu retten, oder? Und doch bin ich unfähig, in dem gesamten Universum mehr zu sehen als eben das: eine Menge geschäftig hin und her eilender Zufälligkeiten der organischen Chemie auf einer Menge Fliegendreckplaneten. Wenn alles nur ein bißchen mehr Sinn haben würde. Wenn ich erkennen könnte, daß wenigstens etwas wichtiger ist als dieses Terangi Maclaren etikettierte Bündel Schleimhäute … nun, dann wäre kein Grund vorhanden, das eigene Ende zu fürchten. Die wirklich bedeutenden Dinge hätten auch weiterhin Bestand.“
    Nakamura rauchte eine Weile schwelgend vor sich hin. Maclaren rauchte seine Zigarette mit ein paar hastigen, nervösen Zügen fertig, kämpfte gegen die Versuchung, fluchte und zündete sich eine neue an.
    „Es tut mir leid, wenn es den Anschein hatte, als wollte ich mich an Ihrer Brust ausweinen“, sagte er. Und dachte: Und ob ich das wollte. Hoffentlich ist dir deine psychologische Medizin gut bekommen, obwohl vielleicht die Dosis größer ausgefallen ist als beabsichtigt.
    „Ich bin unwürdig“, sagte Nakamura. „Aber es ist eine Ehre.“ Seite an Seite hingen die beiden Männer vor dem Fenster und starrten hinaus. „Ich suche mich mit dem Gedanken zu trösten, daß es Wesen geben muß, die auf höherer Stufe stehen als wir.“
    „Meinen Sie das wirklich?“ erwiderte Maclaren, der die Gelegenheit, auf ein unpersönlicheres Thema überzuwechseln, begrüßte. „Wir haben noch nie eine Rasse gefunden, die sich mit der unseren vergleichen ließe – was Verstand betrifft, jedenfalls. Ich gebe zu, daß die Van Maanens Abos besser aussehen und die Thothianer verläßlicher sind und ein ausgeglicheneres Temperament haben als wir.“
    „Was kennen wir schon von der Milchstraße?“
    „Hmm … ja.“
    „Ich habe immer die Hoffnung gehegt, einmal einer wirklich bedeutenden Rasse zu begegnen. Auch wenn sie keine Götter sind – sie werden ihre eigenen weisen Männer haben und die Welt mit anderen Augen ansehen wie wir. Zwei solche Völker könnten voneinander das Unvorstellbare lernen, so wie es immer zu den Höhepunkten irdischer Geschichte kam, wenn verschiedene Völker aufeinandertrafen. Aber eine solche Begegnung würde noch viel mehr bedeuten, weil die Unterschiede größer sind. Und es würde zu weniger Konflikten kommen, denn was für Gründe sollte es dafür geben. Und wir hätten uns gegenseitig mehr anzubieten – eine Milliarde Jahre der gesonderten Existenz als Lebensformen.“
    „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, meinte Maclaren. „Das Protektorat würde das jedenfalls gar nicht begrüßen. Unsere gegenwärtige Zivilisation würde eine solche Transfusion neuen Gedankengutes nicht überleben.“
    „Ist unsere Zivilisation etwas so Großes?“ erwiderte Nakamura mit einem ungewohnt wegwerfenden Ton in der Stimme.
    „Nein, damit mögen Sie recht haben.“
    „Wir kennen eine Anzahl technischer Tricks, das ist auch alles. Zweifellos könnten wir mehr von dieser fremden Rasse lernen, als ich mir vorstellen kann. Diese Ära menschlicher Geschichte läßt eine neue Philosophie vermissen.“
    „Ich dachte, Sie halten nicht viel von Philosophien?“
    „Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Ich meine einen do – einen Weg, eine geistige Haltung.“
    Nakamura lachte entschuldigend. „Aber hört das Kind, das klüger sein will als seine Lehrer! Ich, der ich nicht einmal den Geboten des Zen zu folgen vermag, erhoffe mir Hilfe aus dem Unbekannten.“
    Und plötzlich flammte der Schrecken in seinen Augen wieder
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