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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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auf. Er packte Maclarens Arm. Die hastige Bewegung ließ sie beide sich überschlagen.
    „Ich habe Angst!“ keuchte der Pilot. „Bitte helfen Sie mir. Ich habe Angst!“
    Sie kamen wieder zur Rühe. Nakamura ließ Maclarens Arm los und nahm mit zitternden Fingern eine frische Zigarette entgegen. Die Stille wurde drückend.
    Maclaren unterbrach schließlich die drückende Stille und sagte: „Warum erzählen Sie mir nicht den Grund. Vielleicht erleichtert Sie das.“
    Nakamura atmete tief. „Ich habe mich schon immer vor dem Weltraum gefürchtet. Und doch fühlte ich mich auch wieder von ihm angezogen. Können Sie das verstehen?“
    „Doch, ich glaube schon.“
    „Er hat mich schon immer verwirrt und schon immer beunruhigt.“ Nakamura kicherte. „Mein ganzes Leben lang. Schon als Kind, als ich mein Heim auf der Erde verlassen mußte. Und jetzt kann ich natürlich nie mehr zurück.“
    „Ich habe einige Beziehungen in der Zitadelle. Ich bin sicher, ich könnte ein Visum besorgen.“
    „Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich weiß nicht, ob es helfen würde. Kyoto kann nicht mehr so sein, wie es in meiner Erinnerung lebt. Und wenn die Stadt sich nicht verändert hat, dann sicherlich ich. Aber bitte lassen Sie mich fortfahren. Als wir einige Jahre auf Sarai waren, kam bei einem Meteorabsturz meine ganze Familie ums Leben, außer meinem Bruder Hideki. Das Kloster erzog uns, wir erhielten beide ein Stipendium für die astronautische Akademie. Als Kadetten machten wir dann eine Reise zusammen. Haben Sie je von dem Firdauzi Unglück gehört?“
    „Ich fürchte, nein.“
    „Capella ist ein GO Stern wie Sol, aber ein Riese. Die Firdauzi hatte sich lange in der Nähe ihres innersten Planeten aufgehalten, ein ferngesteuerter Erkundungsflug. Die intensive Bestrahlung hatte Zermürbungserscheinungen im Metall zur Folge, die niemand vermutete. Auf unserem Flug dann zeigte sich plötzlich der Schaden. Der Pilot konnte uns gerade noch in eine Umlaufbahn bringen, nachdem wir eine lange Strecke auf Capella zugefallen waren. Dort mußten wir warten, bis Rettung kam. Viele starben an der Hitze. Auch mein Bruder.“
    Schweigen.
    „Ich verstehe“, sagte Maclaren schließlich.
    „Seit damals habe ich Angst vor dem Raum, meist unbewußt. Aber ab und zu kommt sie zum Durchbruch.“ Maclaren warf Nakamura einen verstohlenen Blick zu. Der kleine Mann hatte, so gut er das im Schwebezustand konnte, die Lotusstellung eingenommen, nur daß er den Kopf gesenkt hielt und auf seine Hände starrte, die er unaufhörlich verschränkte und wieder löste. Der Ton seiner Stimme verriet sein ganzes Elend, als er fortfuhr: „Und doch konnte ich meinen Beruf nicht aufgeben. Weil ich nur im Weltraum manchmal der … Ganzheit näherzukommen scheine, dem Einssein mit dem All. Das, was Sie Verstehen genannt haben. Aber hier vor der schwarzen Sonne habe ich die Ganzheit wieder verloren, und die Furcht wächst und wächst, so daß ich schreien möchte.“
    „Vielleicht hilft es“, sagte Maclaren.
    Nakamura schaute auf und versuchte ein Lächeln. „Was meinen Sie?“
    Maclaren blies gedankenvoll den Rauch vor sich hin. Jetzt kam es darauf an. Er mußte seine Worte sehr sorgfältig wählen, oder den einzigen Mann verlieren, der sie wieder nach Hause bringen konnte.
    „Ich frage mich“, murmelte er, „ob nicht jeder Mann Angst hat vor seiner jungen Braut.“
    „Wie?“ Nakamura riß die Augen auf.
    „Und sich doch zur gleichen Zeit nach ihr sahnt. Wir können das Beispiel jederzeit über den Bereich des Erotischen hinaus erweitern. Vielleicht ist Furcht ein notwendiger Bestandteil einer jeden Liebe, der einige Bedeutung zukommt. Hätte Bach seinen Gott auf solch großartige Weise lieben und verehren können, wenn er ihn nicht innerlich genauso gefürchtet hätte? Ich weiß es nicht.“
    Er drückte seine Zigarette aus. „Ich würde vorschlagen, daß Sie sich darüber einmal Gedanken machen“, sagte er wie beiläufig. „Und über die weitere Tatsache, die Sie vielleicht übersehen haben. Nämlich, daß das hier nicht Capella ist.“
    Dann wartete er.
    Nakamura machte eine Bewegung mit seinem Körper. Erst später wurde sich Maclaren darüber klar, daß es das Gegenstück eines Fußfalls unter Null-g gewesen war. „Ich danke Ihnen“, sagte er.
    „Ich habe Ihnen zu danken“, erwiderte Maclaren, und er meinte es ehrlich. „Ich hatte eine Aufmunterung genauso nötig gehabt.“
    Nachdem Nakamura ihn verlassen hatte, blieb Maclaren noch eine
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