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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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– und jetzt sagen Sie mir, wir sitzen alle im gleichen Boot.“ Plötzlich brüllte er. „Du armseliger Sohn eines Mistkäfers, ich bringe dich schon zurück zur Erde. Nicht um deinetwillen und auch nicht um deiner Frau willen, denn wenn sie von der Erde stammt, dann weiß ich schon, was sie treiben wird, wenn du nicht da bist. Sondern um Krasnas willen, hörst du! Sie brauchen mich dort.“
    Es wurde sehr still. Ryerson spürte, wie sein Pulsschlag sich beruhigte und immer langsamer wurde, bis er ihn schließlich nicht mehr hören konnte. Seine Hände waren kalt und sein Gesicht völlig gefühllos. Er starrte an Sverdlov vorbei und sagte mit tonloser Stimme:
    „Das reicht jetzt. Ich habe die Geschichte der armen unterdrückten Kolonien schon früher gehört. Ich meine, Sie sind selber der beste Beweis, daß das Protektorat besser ist, als Sie es verdienen. Was mich betrifft, so habe ich nie auch nur einen roten Heller von dem Geld gesehen, das angeblich von den Kolonialplaneten erpreßt wird. Mein Vater hat sich vom Kadetten zum Kapitän heraufgearbeitet, meine Brüder und ich haben uns den Besuch der Akademie durch unsere Leistungen verdient, als Bürger der ärmsten und übervölkertsten Welt im ganzen Universum. Haben Sie eine Ahnung, was Wettbewerb ist? O Gott, Sie nichtsahnender Hinterwäldler, nicht einmal eine Woche würden Sie sich auf der Erde über Wasser halten können. Tatsache ist, daß ich selber der Plackerei müde geworden war. Wäre nicht diese erbärmliche Expedition dazwischengekommen, dann wären meine Frau und ich schon unterwegs zu einem neuen. Planeten. Jetzt frage ich mich, ob das klug gewesen wäre. Sind alle Kolonisten so wie Sie? Gerade tapfer genug, um einen alten Mann und eine Frau zu beleidigen, die hundert Lichtjahre weit weg sind und sich nicht wehren können?“
    Sverdlov bewegte sich nicht. Das Schweigen war wie eine zum Zerreißen gespannte Membrane.
    Endlich, sehr langsam, kam seine Baßstimme. „Sind Sie bereit, für diese Worte einzustehen?“
    „Jederzeit, sobald wir hier fertig sind.“
    „Oh!“ Ein Augenblick verging. Dann: „Reden wir nicht mehr davon. Vielleicht war ich zu voreilig. Ich habe noch nie einen Erdmann gekannt, der nicht irgendwie ein … ein Feind war.“
    „Haben Sie je versucht, einen kennenzulernen?“
    „Reden wir nicht mehr davon, habe ich gesagt. Vielleicht komme ich später sogar mal vorbei, um Hallo zu sagen, auf Ihrem neuen Planeten … na, fangen wir also an. Zuallererst müssen wir die Beschleuniger wieder in Ordnung bringen.“
    Die Schwäche, die Ryerson plötzlich in den Gliedern spürte, war so groß, daß er sich fragte, ob er sich unter Schwerkraft noch hätte aufrechterhalten können. Tamara, dachte er, warum bist du nicht bei mir.

 
10. Kapitel
     
    Wenn das Gehirn nicht mehr mitmachte und die mathematischen Symbole in seinen Büchern ihm vor den Augen zu verschwimmen begannen, dann gab es Arbeit für Maclarens Hände. Sverdlov und Ryerson fertigten die neuen Teile an; Nakamura, dessen schmale empfindsame Finger ihn für die feineren Arbeiten geeignet machten, zog Drahtleitungen und polierte die Oberflächen der Kontrollringe. Maclaren jedoch fielen die Aufgaben zu, die am wenigsten Kenntnisse und Handfertigkeit verlangten: Das Schmelzen, Ausscheiden und Neulegieren der Überreste der Beschleuniger und des Empfängernetzes.
    Trotz allem war seine Arbeit in Null-g schwierig genug. Das Schiff durfte nicht rotieren, sonst wäre der Zusammenbau der Einzelteile draußen auf dem Gittergerüst für die kleine Gruppe der Männer zu kompliziert geworden. Andererseits vermochte geschmolzenes Metall im schwerelosen Zustand üble Streiche zu spielen. Maclarens linker Arm war immer noch bandagiert, die Brandwunde auf seiner Stirn noch immer ein purpurner Krater.
    Es war unwichtig. Wenn er sich im Spiegel betrachtete, erkannte er auch so sein Gesicht kaum wieder. Nicht, daß er sich äußerlich sehr verändert hatte. Aber der Ausdruck darin war der eines Fremden. Sein ganzes Leben war auf die wenigen vergangenen Wochen eingeschrumpft. Was dahinter lag, war nur noch ein Traum. In den seltenen Stunden, wo es nichts zu tun gab, konnte es zwar noch vorkommen, daß er mit Sverdlov eine Partie Schach spielte, oder mit Nakamura die Vorzüge von No gegenüber Kabuki diskutierte, oder den jungen Ryerson mit einem schlüpfrigen Vers schockierte. Doch wenn er zurückdachte, merkte er, wie solche Augenblicke seltener und seltener geworden waren. Er

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