TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin

Vom Netzwerk:

und Minerale enthielten, die der menschliche Organismus benötigte, um keinen Mangelkrankheiten zum Opfer zu fallen.
    Lake suchte die verschiedenen Jagdgruppen auf. Keine dieser Gruppen hatte Günstiges zu melden. Die letzte Patrone war verschossen worden, und die Bogenschützen, die zwar ihre Schießkünste immer mehr verbesserten, waren noch lange keine Meister. Die Einhörner, die ihre Hauptfleischlieferanten hätten darstellen sollen, waren durch Pfeile unverwundbar, es sei denn, man schoß aus geringster Entfernung in die Nackenseite direkt hinter dem Kopf.
    Lake unternahm den langen, beschwerlichen Aufstieg zur Südseite des Plateaus. Es war baumlos – ein flaches, grünes Tafelland, das sich nach Norden hin erstreckte, so weit er sehen konnte. Eine Bergkette, noch schneebedeckt, lag etwa hundert Meilen in nordwestlicher Richtung.
    Das Gras wuchs dick, und hier und dort plätscherten kleine Bäche. Es war ein paradiesisches Land für die Pflanzenfresser auf Ragnarok – aber kein angenehmer Aufenthaltsort für Menschen, da in dieser Höhe die Luft bereits so dünn war, daß selbst bei der geringsten Anstrengung das Herz und die Lungen schmerzhaft arbeiteten.
    Und doch befanden sich zwei Jagdgruppen, die sich aus den jüngsten und kräftigsten Männern zusammensetzten, hier oben; eine unter der Führung des furchtlosen Schroeder, und die andere unter dem grimmigen Craig. Schroeder kam Lake entgegen, um ihn zu begrüßen.
    „Wie stehen die Dinge bei den anderen Jagdtrupps?“ fragte er.
    „Sie und Craig sind die einzigen Gruppen, die es fertigbrachten, das Plateau anzugehen“, gab Lake zur Antwort.
    Er fragte weiter nach Schroeders Erfolgen und stellte fest, daß es damit bei ihm weit besser bestellt war als bei den anderen. Ihm war es gelungen, drei Einhörner zu töten durch eine Methode, die er, Schroeder, sich selbst ausgedacht hatte.
    „Da die Bogenschützen nur von der Seite her die Einhörner töten können“, erklärte Schroeder, „brauchen wir einen Mann, der die Tiere anlockt. Hat er die Aufmerksamkeit der Einhörner auf sich gelenkt, so läuft er in eine Richtung, die die verfolgenden Einhörner zwischen die Bogenschützen bringt. Wenn es sich nur um ein oder zwei Einhörner handelt und wenn die Bogenschützen nicht ihr Ziel verfehlen, so funktioniert die Sache gut.“
    „Nach Ihrer augenblicklichen Verfassung zu urteilen“, meinte Lake, „müssen Sie jedesmal den Köder gemacht haben.“
    „Nun …“ Schroeder zuckte die Schultern. „Es war ja auch meine Idee.“
    „Ich habe darüber nachgedacht, wie man die Einhörner auf noch andere Weise aus nächster Entfernung erledigen kann“, sagte Lake. „Nehmen Sie das Fell einer Waldziege, geben Sie ihm die natürliche Form, soweit wie es möglich ist, und ein in dem Fell steckender Bogenschütze müßte imstande sein, eine grasende Waldziege solange vorzutäuschen, bis er den Schuß anbringen kann.
    Die Einhörner können wohl nicht vermuten, von woher die Schüsse kommen“, schloß Lake. „Allerdings kann diese Annahme auch falsch sein.“
    „Ich will diese Taktik noch heute ausprobieren, da drüben, an jenen beiden Einhörnern“, erklärte Schroeder und wies in die Richtung. „Bei dieser Höhe und in dieser Gravitation ist meine eigene Methode doch sehr anstrengend für den Mann, der den Köder abgibt.“
    Lake fand Craig und seine Männer mehrere Meilen westwärts, genauso ausgemergelt wie Schroeder.
    „Wir hatten die Hölle“, berichtete Craig. „Es scheint, daß jedesmal, wenn wir ein paar Waldziegen sichten, ein Dutzend Einhörner dazwischen sind. Wenn wir nur noch Munition hätten, um die Einhörner abzuschießen …“
    Lake erzählte ihm von seinem Plan, sich unter Waldziegenfellen zu verbergen, und von dem Ködersystem, das Schroeder entworfen und angewendet hatte.
    Eine knappe Stunde später kehrte einer der Männer, die die Jagdbeute zu den Höhlen brachten, mit der Nachricht zurück, daß im Lager plötzlich eine seltsame Krankheit ausgebrochen sei, die an einem Tag hundert Menschen dahingerafft habe. Dr. Chiara, der selbst erkrankte, während er für seine Patienten sorgte, sei sicher, daß es sich um eine Mangelkrankheit handelte. Anders läge hilflos darnieder, und Bemmon hätte das Kommando übernommen. Er teilte das tägliche Arbeitspensum für die noch Gesunden ein und weigerte sich, auf Chiaras Bitten wegen der Behandlung der Krankheit zu hören.
    Lake trat sofort den Rückweg zu den Höhlen an. Er gönnte sich