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TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
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Ton seiner Stimme war schneidend. „Sie werden sie sofort dorthin zurückbringen, wo Sie sie hergeholt haben, und auf Tierfellen schlafen wie alle anderen Männer und Frauen hier. Und wenn Sie Gras für Ihre Liegestatt wollen, so schaffen Sie es sich in Zukunft selbst herbei.“
    Bemmon erwiderte nichts. Mit hochrotem Kopf stand er da.
    „Nehmen Sie die Decken und bringen Sie diese wieder zurück“, befahl Lake nochmals. „Danach kommen Sie sofort zu der Haupthöhle. Es gibt eine Menge Arbeit.“
    Bemmon gehorchte, aber in seinen Augen funkelte abgrundtiefer Haß, und Lake mußte an die Worte denken, die John Prentiss einmal gesagt hatte: „Er ist durch und durch schlecht, aber er ist zu feige, um bis zum Äußersten zu gehen und sich offen gegen mich aufzulehnen.“
     
    *
     
    Barbers Männer trafen am nächsten Tag ein, beladen mit getrockneten Kräutern. Diese wurden sofort zusammen mit der Tagesration an Früchten und Gemüse den ernstlich Erkrankten gereicht, während die Gesunden nur die Kräuter allein bekamen. Dann kam die Zeit des Wartens, des Hoffens, daß es nicht zu spät und das Quantum nicht zu gering sein möge.
    Eine bemerkenswerte Wendung zum Besseren trat schon am zweiten Tag ein. Nach einer Woche hatten die Kranken langsame, aber beständige Fortschritte gemacht. Die leichter Erkrankten hatten bereits wieder ihre alte Gesundheit zurückerlangt. Es gab keinen Zweifel mehr: die Ragnarok-Kräuter würden ein nochmaliges Auftreten der Krankheit verhindern. Der blaue Stern war inzwischen zu einer kleinen Sonne geworden, und die gelbe Sonne brannte mit jedem Tag heißer auf das Land. Das Gras begann dürr zu werden. Lake wußte, daß der Sommer vor der Tür stand. Die Jagdgruppen – bis auf Craigs und Schroeders Männer – kehrten zurück. Sie hatten nur sehr wenig Fleisch erbeutet, aber dafür brachte eine von ihnen eine große Menge von etwas anderem mit, das fast genauso wichtig war: Salz!
    Die Männer hatten eine Ablagerung in einem fast unerreichbaren Felsengebiet ausfindig gemacht.
    Zwei weitere Wochen verstrichen. Da kehrten Craig und Schroeder mit ihren überlebenden Jägern zurück. Sie waren weit nach Osten in Richtung der schneebedeckten Bergkette gezogen, dann aber hatten sie die wandernden Tierherden aus den Augen verloren, da diese sich schneller fortbewegen konnten als sie selbst. Fast zu lange hatten die Männer mit ihrer Rückkehr gewartet. Das Gras am südlichen Ende des Plateaus verdorrte bereits, die Bäche trockneten aus. Die Männer mußten Brunnen graben, um sich Trinkwasser zu verschaffen.
    Lakes Methode, die Einhörner zu jagen, hatte sich nur ein paarmal bewährt. Danach wurden die Einhörner vorsichtig, wenn sie eine einzelne Waldziege wahrnahmen. Witterten sie dann einen Menschen in dem Fell des Tieres, griffen sie ihn an und töteten ihn.
    Mit der Rückkehr der letzten Jäger waren die Vorbereitungen für den Sommer beendet. Die gesamten Vorräte wurden gezählt. Lake machte die bittere Feststellung, daß sie noch geringer waren, als er befürchtet hatte. Die Rationen mußten in Zukunft noch mehr gekürzt werden.
    Die gelbe Sonne brannte unerbittlich heiß, und die blaue Sonne wurde größer. Die Vegetation verdorrte mehr und mehr, und eines Morgens konnte Lake nicht ein Stückchen grünes Gras mehr sehen, wohin er auch blickte.
    An jenem Morgen zählten sie 1110 Personen – 1110, die von 4000 übriggeblieben waren – 1110 ausgemergelte, hungrige Vogelscheuchen, die nichts mehr tun konnten, als nur kraftlos im Schatten sitzen, um auf das grausige Ende zu warten.
    Lake rief sie am Abend alle vor die Höhlen und sprach zu ihnen: „Sie alle wissen, daß wir nur einen Teil des Quantums an Nahrung zur Verfügung haben, das notwendig wäre, um uns den Sommer durchhalten zu lassen. Ab morgen wird die augenblickliche Ration auf die Hälfte reduziert. Sie wird ausreichen, um uns gerade am Leben zu erhalten Kürzen wir die Rationen nicht, so ist unser Vorrat an Lebensmitteln erschöpft, noch lange bevor der Herbst seinen Einzug hält, und wir alle werden dann sterben.
    Wenn irgendeiner etwas an Lebensmitteln beiseite geschafft hat, muß er sie sofort zurückgeben und unserem Gesamtvorrat beifügen. Es könnte sein, daß der eine oder andere für seine Kinder Vorsorge getroffen hat – es wäre zu verstehen – , aber die Maßnahme ist notwendig, denn unser aller Leben hängt davon ab. Allen, die sich für ihren persönlichen Bedarf einen Vorrat an Nahrung beiseite geschafft

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