TS 35: Die Waffenhändler von Isher
Soldaten der Zutritt verwehrt war.
Aber bis dahin konnte er nicht warten. Er drückte den Rufknopf eines Lufttaxis und ließ sich zum Distrikthauptquartier Nummer 19 bringen.
*
Das Hauptquartier war ein Gebäude im alten Wasserfall-Stil. Es war nicht sehr groß, aber doch wieder groß genug, um Cayle in seinem Schritt innehalten zu lassen. Seine fünfzehn Stockwerke beeindruckten ihn, denn eine solche Macht hatte er hinter dem betrunkenen Mann im Flugschiff nicht vermutet.
Im Wachraum füllte er einen Vordruck aus, mußte einige Zeit warten und wurde dann weitergeschickt. Im Vorzimmer des Obersten fand er sich einem älteren Hauptmann gegenüber, der ihn durchdringend musterte und dann sagte:
„Der Herr Oberst mag keine jungen Männer. Wer sind Sie?“
Diese Begrüßung klang nicht gerade ermutigend, aber Cayle ließ sich nicht einschüchtern. Mit beherrschter Stimme erklärte er: „Ich habe Oberst Medlon gestern während einer Flugreise kennengelernt, und er bestand darauf, daß ich ihn hier aufsuchen sollte. Wenn Sie ihm also bitte sagen würden, daß ich da bin …“
Der Hauptmann sah ihn eine halbe Minute schweigend an. Dann stand er auf und verschwand im Büro des Obersten. Als er wieder herauskam, schüttelte er den Kopf, sagte aber freundlicher: „Der Herr Oberst kann sich nicht an Sie erinnern, aber er gibt Ihnen ein« Minute.“ Seine Stämme senkte sich, zu einem Flüstern. „Hatte er – äh – etwas getrunken?“
Cayle nickte. Der Hauptmann sagte mit leiser Stimme: „Gehen Sie ‘rein und versuchen Sie ‘rauszuschlagen, was nur möglich ist. Eine sehr einflußreiche Persönlichkeit hat ihn heute schon zweimal angerufen, und beide Male war er nicht da. Jetzt ist er entsprechend nervös. Er hat Angst davor, was er sagt, wenn er nicht ganz beisammen ist. Er rührt keinen Tropfen an, wenn er in der Stadt ist, müssen Sie wissen.“
Der Hauptmann machte ihm die Tür auf, und Cayle trat hindurch. Er zermarterte sich dabei den Kopf, ob er sich der Situation gewachsen zeigen wunde, aber ein Blick auf den Mann hinter dem Schreibtisch ließ seine Befürchtungen verschwinden.
Es war der gleiche Mann wie auf dem Schiff, doch irgendwie schien er jetzt kleiner und vertrockneter. Dieser Eindruck lag möglicherweise auch an seinem Gesicht, aus dem das Aufgedunsene des Vortags verschwunden war. Seine Augen blickten nachdenklich, und er trommelte mit den Fingern nervös auf der Schreibtischplatte. Cayle setzte sich.
„Ich glaube mich an Ihr Gesicht zu erinnern“, sagte Medlon. „Tut mir leid, ich fürchte, ich hatte gestern ein bißchen zu tief ins Glas geschaut.“
Cayle dachte an das, was der Hauptmann ihm verraten hatte. Laut sagte er: „Ich hatte nicht den Eindruck von etwas Ungewöhnlichem, Sir.“ Er zögerte. „Obwohl, wenn ich es mir recht überlege … aber ich nehme an, Ihre Stellung erlaubt Ihnen, so frei und offen zu sprechen, wie Sie es taten.“
Medlon schwieg eine Weile. Endlich fragte er vorsichtig: „Äh, was habe – ah – ich alles gesagt?“
„Unter anderem“, erklärte Cayle, „sprachen Sie davon, daß die Regierung augenblicklich um Offiziere verlegen sei, und Sie boten mir ein Patent an.“
„An dieses Anerbieten kann ich mich allerdings nicht erinnern.“ Oberst Medlon richtete sich hinter dem Schreibtisch auf. „Wenn ich wirklich etwas in diesem Sinne gesagt haben sollte, dann muß ich Ihnen zu meinem Bedauern mitteilen, daß ich das gar nicht könnte. Die Erteilung von Offizierspatenten wird von einer Stelle vorgenommen, auf die ich keinen Einfluß halbe. Da außerdem Offiziersstellen sehr begehrt sind, werden sie von der Regierung schon lange als willkommene Einnahmequelle betrachtet. Ein Leutnantspatent würde Sie fünftausend Kredit kosten, ein Hauptmannspatent sogar fünfzehntausend, eine Summe, die für einen jungen Mann wie Sie wohl völlig außerhalb des Bereichs des Möglichen liegen dürfte. Und …“
Cayle hatte mit steigendem Ärger zugehört. Mit einem verzerrten Lächeln sagte er: „Und wie hoch kommt ein Oberstpatent?“
Der Offizier lachte lauthals los. „Junger Mann“, sagte er schließlich im jovialen Ton, „in Geld ist das gar nicht zu bezahlen. Sie zahlen dafür mit Ihrer Seele.“
Ernster fuhr er fort: „Tut mir leid, daß ich gestern ein bißchen zu freigebig war, aber Sie verstehen. Und nur um Ihnen zu zeigen, daß sich mit mir reden läßt, mache ich Ihnen einen Vorschlag. Sie bringen mir, sobald es Ihnen möglich ist –
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