TS 35: Die Waffenhändler von Isher
sagen wir in vierzehn Tagen – fünftausend Kredit, und ich garantiere Ihnen praktisch ein Leutnantspatent. Na, was meinen Sie?“
Für einen Mann, der weniger als vierzig Kredit besaß, war das eine wenig zufriedenstellende Lösung. Aber was konnte er noch machen? Der Oberst raschelte schon ungeduldig mit einigen Papieren auf seinem Tisch. Das Interview war vorüber. Cayle suchte nach einem letzten Wort, als das Visiphon an der Wand hinter Medlon plötzlich aufleuchtete. Das Gesicht einer jungen Frau erschien auf dem Bildschirm.
„Oberst“, sagte sie schroff, „wo, in aller Welt, haben Sie gesteckt?“
Der Offizier zuckte zusammen und drehte sich langsam um. Es bedurfte jedoch für Cayle nicht der ängstlichen Reaktion des anderen Mannes, um zu wissen, wer die Sprecherin war.
Er blickte in das Gesicht der Kaiserin von Isher.
Fast automatisch sprang er auf die Füße. Seine Gegenwart war hier jetzt überflüssig. Er war schon halbwegs zur Tür, als ihm auffiel, daß ihre Augen ihn beobachteten.
„Wie heißen Sie, junger Mann?“
Es war Medlon, der ihr antwortete. Seine Stimme klang beherrscht, aber man hörte doch deutlich den angespannten Unterton darin. „Ein Bekannter von mir, Eure Majestät.“ Er wandte sich zu Cayle. „Das wäre wohl alles, Mr. Clark. Meinen Dank für Ihren Besuch.“
„Ich habe Sie gefragt, wie Sie heißen?“
Cayle sagte es ihr.
„Und was hatten Sie hier in Medlons Büro zu tun?“
Cayle fing Medlons Blick auf. Es war ein flehender, verzweifelter Blick. Der Mann wurde innerlich von Angst geschüttelt. Cayle begann plötzlich neue Hoffnung zu schöpfen. Er sagte: „Ich hatte mich über die Möglichkeiten erkundigt, ein Offizierspatent in Euer Majestät Armee zu erlangen.“
„So etwas hatte ich mir gedacht.“ Ihre nächste Bemerkung gab dem Oberst eine Chance. „Und darf ich fragen, Herr Oberst, was Sie darauf geantwortet haben?“
Der Offizier saß steif auf seinem Stuhl. „Ich teilte ihm mit, daß es ungefähr zwei Wochen dauern würde, bis sein Patient bestätigt worden wäre. Wie Eurer Majestät bekannt sein dürfte, sind dabei gewisse Formalitäten zu erfüllen.“
„Ja, Herr Oberst, ich weiß das nur zu gut. Und nicht nur das.“ Ihre Augen sprühten grünes Feuer. „Cayle Clark, wie hoch war die Summe, die man Ihnen für Ihr Patent abverlangt hat?“
Cayle zögerte mit seiner Antwort. Die Angst in Medlons Augen ließ sie fast schwarz erscheinen. Die flehende Bitte darin war so stark, daß Cayle sich abgestoßen fühlte. Noch nie zuvor war ein Mann so bedingungslos seiner Gnade ausgeliefert gewesen. Es war für ihn eine völlig neue und nicht sehr angenehme Erfahrung. Abrupt sagte er: „Eure Majestät, ich lernte Oberst Medlon gestern während einer Flugreise kennen, und er bot mir ein Patent ohne jede Nebenbedingungen an.“
Er fühlte sich erleichtert nach diesen Worten. Er sah, wie der Offizier sich entspannte. Die Frau auf dem Bildschirm lächelte.
„Nun, Herr Oberst“, sagte sie, „ich freue mich, das zu hören. Und da damit auch das zufriedenstellend beantwortet ist, worüber ich mich mit Ihnen unterhalten wollte, will ich Sie nicht länger stören.“
Das Bild auf dem Schirm erlosch. Oberst Medlon sank langsam in seinen Stuhl zurück. Er blickte zu Cayle und sagte mit ungerührter Stimme:
„Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, junger Mann. Aber Sie verstehen, die Arbeit ruft. Ich hoffe jedenfalls, Sie in vierzehn Tagen ganz bestimmt mit den fünftausend wiederzusehen. Leben Sie wohl.“
Calle stand da wie angewurzelt. Ein bitterer Geschmack war in seinem Munde. Er hatte eine einmalige Gelegenheit gehabt, und er hatte sie verpatzt in einem unverzeihlichen Anfall von Schwäche. Er hatte geglaubt, daß dieser amoralische Lump so etwas wie Dankbarkeit empfinden könnte, wenn er ihn decken würde, doch alles, was er auf dem Gesicht des Obersten zu entdecken vermochte, war ein amüsiertes Lächeln.
Etwas in ihm drängte ihn, seine Faust mitten in diese grinsende Fratze zu setzen, aber er unterdrückte den Wunsch. Im Augenblick saß der Oberst noch am längeren Hebelarm.
*
Cayle mußte sich seinen Weg durch dichte Menschentrauben bahnen, um in den Penny-Palast zu gelangen.
Bei seinem letzten Besuch schon hatte er sich die einzelnen Spielautomaten gründlich angesehen, und er steuerte jetzt ohne Zögern auf den einen zu, der ihm die höchsten Gewinnchancen versprach.
Sein erster Versuch brachte ihm siebenunddreißig Kredit
Weitere Kostenlose Bücher