TS 38: Planet der Amazonen
Richtung und schlenderte durch die Menge. Um ihre linke Hand war ein nasser, roter Verband gewickelt. „Barbara! Kosmos, bin ich froh, daß du …“
Sie schenkte ihm ein unfreundliches Grinsen. „Falsch, Monster. – Ich bin ihre Kusine Valeria.“
„Oh. Nun, wie geht es ihr?“
Das Mädchen zuckte die Achseln. „Gut. Keine Verwundungen. Sie hilft Wache halten bei deinem Schiff.“
„Dann habt ihr gewonnen?“
„Für den Moment. Wir haben sie in die Wälder zurückgedrängt, aber sie sind noch nicht abgezogen.“ Valeria blickte ihn aus grünen Augen eisig an. „Jetzt weiß ich, daß du ein Monster bist. Die Männer würden kämpfen.“
„Besonders bei der Chance, die ihr mir gegeben habt!“ sagte Davis. „Aber ich wollte ja nicht, daß es soweit käme. Warum bloß können sich eure Stämme nicht einigen?“
„Wer hörte je von einer Udall, die sich einige?“ lachte Valeria.
„Warum gehorcht ihr ihnen denn?“
„Warum? Weil, – weil sie Udalls sind!“ Valeria war schockiert. „Als ich die Waffen entgegennahm, schwor ich …“
„Weshalb hast du geschworen? Mein Volk ist gescheiter, als daß es absolutistische Herrscher zuläßt. Ihr habt hier eine ganze Welt. Was gibt es da zu kämpfen?“
„Land, Jagdgebiete, Ehre, Beute …“
„Es gibt genügend Land, wenn ihr woanders hingehen wollt.“
„So spricht ein feiges Monster.“ Valeria schritt davon.
Der Tag verstrich langsam. Die Bürgerinnen wichen ihm abergläubisch aus, und die Soldaten schienen mit anderen Dingen beschäftigt zu sein, mit Ausruhen, Organisieren, Wachablösungen. Man fütterte ihn und übersah ihn sonst. Die Nacht kam, und er versuchte zu schlafen, aber es war zuviel Lärm.
Geigen Morgen fiel er in leichten Schlummer, unter seinen Federdecken gegen die Kälte des Hochlandes zusammengekuschelt. Ein Getöse von Trompeten und trappelnden Füßen weckte ihn.
Eine zweite Schlacht! Er preßte sich im Dunkel gegen die Stangen und fragte sich, weshalb diese soviel lauter war. Sie schien auch näherzukommen. Die Schildwachen auf dem Laufsteg schossen unablässig.
Elinor schrie den ganzen Weg über den Hof hinüber. Die vielfachen Schatten, die von Minos und den Monden geworfen wurden, tanzten geisterhaft vor ihr her. „Bertie, du mußt helfen! Sie treiben uns zurück!“
Die Greendaler waren mit Verbündeten zurückgekommen. Die Fahnen von Newburh, Blockhouse und Highbridge flatterten vor den Mauern. Für Davis war der Sachverhalt klar. Nachdem die Greendaler Udall von dem Raumschiff erfahren und erkannt hatte, daß sie es nicht allein einnehmen konnte, hatte sie nach Hilfe geschickt – möglicherweise schon vor Tagen.
„Jetzt muß Claudia Zugeständnisse machen“, brach es aus ihm heraus.
„Es ist zu spät!“ schluchzte Elinor. „Siehst du denn nicht, daß jetzt, wo sie sich endgültig zusammengeschlossen haben, sie uns erledigen werden und unser Land unter sich aufteilen?“
„Ach, scher dich weg!“ Davis hatte plötzlich erkannt, daß kein Grund bestand, sich jenen Armbrustgeschossen auszusetzen, welche so ungemütlich in den Hof schwirrten. Die siegreichen Verbündeten würden ihn nicht töten, wenn er sich neutral verhielt. Vielleicht fuhr er mit ihnen sogar besser.
Elinor stöhnte und rannte jammernd auf das Große Haus zu. Es waren nur Kriegerinnen zu sehen, die übrigen hatten sich in ihre Unterkünfte zurückgezogen.
Die Kämpfe hörten nicht einmal während der Eklipse auf. Am späten Nachmittag öffneten sich die Tore, und die überlebenden Soldaten strömten in den Hof.
Schritt für Schritt folgte die Nachhut. Davis erblickte Barbara am Schluß der Linie. Sie hielt einen runden Holzschild an einem Arm und schwang mit dem anderen eine leichte, langstielige Axt. Eine kräftige Kriegerin stieß auf sie zu. Barbara hob ihren Schild und fing dien niedersausenden Axthieb damit auf. Ihre eigene Waffe schlug auf den Helm der Gegnerin, verfehlte ihren Hals und fuhr in den Lederharnisch. Die Gegnerin lachte und startete einen Hagel von Schlägen. Barbara sprang zurück. Die andere Frau folgte nach. Barbara warf ihr die Axt zwischen die Beine. Sie strauchelte. Barbaras Dolch blitzte auf und fand sein Ziel.
Davis wurde übel. Er wandte sich von dem Anblick ab.
Als er wieder zur Tür trat, war im Schlachtgetümmel eine Ruhepause eingetreten. Die Freetooner hatten Bolzen und Wurfspieße vom Steg heruntergeschleudert und damit den Vorstoß der Verbündeten lange genug aufgehalten, daß die Tore
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