TS 38: Planet der Amazonen
und in der Boxkunst. In seiner gegenwärtigen Gemütsverfassung war ihm eine Entschuldigung, dieser kupferhaarigen Heldenmaid eine auszuwischen, nur willkommen.
Barbara stieß den Arm ihrer Kusine beiseite. „Genug jetzt“, sagte sie kalt. „Wir müssen zusammenbleiben. Davis, wenn du darauf bestehst, so nehmen wir diese … Elinor mit, bis wir eine Stadt erreichen. Jetzt setzt euch und eßt!“
Die Mahlzeit war stärkend; sie schien Davis seine Männlichkeit zurückzubringen. Schließlich – nun, es war eine ungemütliche Situation, aber er war aus jenem schmutzigen Gefängnis heraus und außerdem das größte und stärkste menschliche Wesen auf diesem Planeten. Es war Zeit für ihn, langsam seine Wahl zu treffen.
„Was sind eure Pläne?“ eröffnete er den Kriegsrat.
„Ich weiß es nicht“, sagte Valeria. „Ich dachte letzte Nacht an nichts anderes als an unsere Flucht. Nun, was meinst du, können wir tun?“
„Das kommt darauf an.“ Davis zog an seinem Bart. Er juckte, aber es gab vermutlich auf ganz Atlantis keinen Rasierapparat. „Was geschieht eigentlich mit Freetoon? Werden die Eindringlinge jedermann umbringen?“
„Oh, nein“, sagte Barbara. „Städte wurden schon hier und dort einmal erobert, und die siegreiche Udall machte sich jeweils zu deren Anführerin. Alles, was die Bewohnerinnen zu tun haben, ist, der neuen Königin zu gehorchen. Die Kinder der Soldaten werden wie diejenigen der siegreichen Stadt aufgezogen, und die Bevölkerung wird im allgemeinen vermischt.“
„Es sind die alten Mitglieder der Militärkaste, denen nicht getraut werden kann“, fügte Valeria bei. „Leute wie wir, die einer einzigen Udall-Linie Treue geschworen haben. Einige von ihnen werden wohl einen neuen Eid ablegen, aber der Rest wird entweder hingerichtet oder vertrieben. Den meisten von unseren Mädchen ist es gelungen zu entfliehen, vermute ich. Sie leben nun als Ausgestoßene in den Wäldern, oder ziehen woandershin, um Dienst zu leisten. In irgendeine entfernte Stadt, mit der man noch nie verfeindet war.“
„Claudia und ihre Töchter sind aber höchstwahrscheinlich tot“, sagte Davis. „Ihr habt keine Anführerin mehr. Ihr seid jetzt auf euch selber angewiesen.“
Die Kusinen blickten erst ihn, dann sich selber an, Sie hatten es vernunftmäßig bereits gewußt, doch die Tatsache drang erst jetzt in ihr Bewußtsein.
„Vielleicht ist eine von ihnen entkommen“, sagte Barbara schwach.
„Vielleicht. Aber was willst du denn tun?“
„Ich weiß es nicht.“ Valerias Blick verfinsterte sich. „Außer daß die Macht deines Schiffes nicht von Bess Udall von Greendale benützt werden wird! Nicht, nachdem sie Zimmergenossinnen von mir getötet hat.“
„Ich dachte –“ Barbara blickte zu Davis, „ich dachte, wir könnten vielleicht zurückschleichen, zu deinem Schiff gelangen und …“
„Eine sehr große Chance!“ sagte er bitter.
„Vielleicht, wenn wir ein wenig warteten“, sagte Valeria. „Aber nein, jemand muß schließlich gewinnen, und das Schiff wird bestimmt bewacht.“
„Wir könnten selber Verbündete finden.“ Barbara blickte zu den nördlichen Bergketten. „Es heißt, daß jenseits des Rauchenden Berges einige fremde Stämme wohnen. Niemand ist seit Generationen so weit vorgedrungen. Wenn wir ihnen gute Beute versprächen …“
„Moment mal!“ Davis wurde es ungemütlich. Er war keineswegs sicher, wie das Unionsgesetz einen derartigen Fall beurteilen würde. „Wartet“, sagte er. „Vielleicht können wir es tun, vielleicht auch nicht. Aber wurde nicht bereits eine Meldung zu jenem, äh, heiligen Schiff von euch gesandt?“
„Zu den Ärzten? Ja“, sagte Valeria.
„Und wißt ihr, was die Ärzte beschließen würden?“
„Nein. Nichts Ähnliches ist je …“
„Da also die endgültige Entscheidung in jedem Fall bei den Ärzten liegt, warum gehen wir nicht dorthin?“ schlug Davis vor. „Wir können ihnen den Sachverhalt erklären und Hilfe für Freetoon bekommen.“
„Das können wir nicht!“ sagte Valeria ziemlich bleich. „Barbara und ich gehören noch nicht zu den Eingeweihten. Und erst du – das Schiff ist dem Vater heilig erklärt!“
Davis dachte noch immer fieberhaft nach. „Aber ich bin ein Mann“, sagte er, „oder ein Monster, wenn ihr darauf besteht. Das Gesetz bezieht sich nicht auf mich.“ Er schaute zu Elinor. „Du bist schon dort gewesen, nicht wahr?“ Sie nickte. „Gut. Sobald wir die verbotene Zone erreicht haben, kannst du
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