Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 38: Planet der Amazonen

TS 38: Planet der Amazonen

Titel: TS 38: Planet der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
wenigstens handelte, wie ein Mann sollte, dann hätten sie Gelegenheit gehabt, ganz Burkeville einzuschüchtern.
    Eine ältere Frau runzelte die Stirn. „Wir schenkten den alten Märchen nie viel Beachtung“, sagte sie. „Die Burkes denken selber auch. Muß in den alten Tagen aus erklärlichen Gründen einen Schiffbruch gegeben haben.“
    „Das stimmt“, sagte Davis.
    „Die Ärzte besitzen Macht, weil nur sie befruchten können. Wir versuchten eine Befruchtungsmaschine zu bauen. Kein Erfolg. So zahlen wir eben unseren Tribut und machen ihre albernen Riten mit wie alle anderen auch.“
    Barbaras Weltbild, bereits leicht erschüttert, verlor einige weitere Stützpfeiler. Diese Burkes brachen sämtliche Gesetze über Sitten und Moral. War es möglich, daß der Vater nicht hinter den Ärzten stand?
    Sie wartete auf einen strafenden Blitzschlag. Es kam keiner. Aber dann, dachte sie wild, dann hatte alles, was Davis behauptete, seine Richtigkeit! Dann war er vielleicht tatsächlich ein Mann!
    Undeutlich, durch das hämmernde Klopfen ihres Herzens hindurch, vernahm sie die trockene Stimme der Burken: „Natürlich sagen wir den Ärzten nicht, was wir denken. Wir erziehen unsere Kinder dazu, den Mund zu halten, wenn Gesandte eintreffen.“
    „Vernünftige Mädchen!“ sagte Davis.
    Er war inzwischen trocken geworden und zog seinen Rock und Umhang wieder an. Die Whitleys wanden ihr nasses Haar aus und taten es ihm gleich. Dann wurden sie alle durch die Stadt geführt und mit den Sehenswürdigkeiten vertraut gemacht.
    Die Kusinen fanden schließlich eine Gelegenheit, sich allein davonzumachen, da das ganze Interesse der Burkes nur auf Davis gerichtet war.
    „Val, ich habe nachgedacht“, begann Barbara. „Wir – unsere Art zu leben hat uns vielleicht etwas verkümmern lassen. Jedermann konnte immer nur etwas tun, besaß nur eine Begabung – dabei kann jede dieser Burkes über alles sprechen.“
    „Du magst recht haben“, nickte Valeria. „Ich stellte heute ziemlich ähnliche Überlegungen an, und doch hat mich der Vater nicht dafür getötet. Aber deswegen glaube ich nicht, daß die Burkes etwa besser seien als wir.“
    „Hm, ja. Ich verstehe, was du meinst.“
    Plötzliche Tränen traten Barbara in die Augen. Vor ihr erhob sich Freetoon – aber das war vorbei, erledigt, tot. Sogar wenn sie im Triumph zurückkehrte, die Feinde vertrieb und alle ihre Freunde noch am Leben vorfände, so konnte es doch für sie nicht mehr dasselbe sein; es war zu eng, zu einsam.
    Sie konnte nie mehr heimkehren. Es drängte sie plötzlich, Davis zu finden und ihm ihren Schmerz zu klagen.
    „Es würde besser, wenn die Männer kämen“, sagte Valeria weich. „Wir lebten doch nie, wie uns der Vater – oder wer immer die Sterne geschaffen – hieß. Wir hingen lediglich herum, dreihundert Jahre lang, und hofften.“
    Barbara spürte, wie ein Lächeln um ihre Mundwinkel zuckte. „Es müßte schön sein, ein Mann-Kind zu haben“, sann sie vor sich hin. Dann, in plötzlicher Erkenntnis: „Aber, Val! Bert ist ein Mann!“
    „Ein klägliches Exemplar seiner Gattung!“ versetzte Valeria. „Wir kehren besser um. Ich traue diesem Davis nicht, wenn er aus meiner Sicht ist.“
    Elinor saß vor ihrer Hütte. Sie sah klein und verängstigt aus. Niemand sonst befand sich in der Nähe; die Burkes hatten sich wieder alle bei der Ratshalle zusammengeschart.
    „Wo ist Davis?“ fragte Barbara. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    „Dort drinnen.“ Elinor zeigte auf das Haus. „Man hat nach ihm geschickt – diese Kathleen!“
    „Ich gäbe etwas darum, zu hören, was dort besprochen wird“, flüsterte Valeria.
    Barbara rannte über die widerhallenden Planken bis zum Rand der Menge. „Laßt mich hinein, bitte!“
    „Tut mir leid. Nein!“ Eine bewaffnete Burke schwenkte einen Säbel. „Private Besprechung.“
    „Was heißt hier privat?“ brauste Barbara auf.
    Einige weitere Kriegerinnen rückten näher. Das Sonnenlicht blitzte auf ihren Speerspitzen. Barbara fluchte und kehrte zur Hütte zurück.
    Die nahe zusammengedrängten Burkes sagten einander flüsternd weiter, was im Inneren der Halle besprochen wurde. Die jüngeren von ihnen blickten verstohlen zu den Freetoonerinnen herüber.
    „Komm hinein“, sagte Barbara. „Ich habe eine Idee.“
    Die Leere der Hütte war willkommen nach so vielen Augen. Im Boden befand sich eine Falltür, die sich gegen den See zu öffnete. Die Burkes benützten sie manchmal zum Fischen, aber man konnte

Weitere Kostenlose Bücher