TS 38: Planet der Amazonen
Barbara und Valeria stapften kühn hinter Davis her, und auch Elinor schien genügend Kraft zurückgewonnen zu haben, um ihr aufgelöstes Haar wieder zu glätten.
Jenseits der Brücke führte ein Pfad bergabwärts. Die Insel war schalenförmig, und nur der Rand der Schale trug richtigen Wald; an den anderen Stellen war es mehr lichtes Gehölz. Das Gras dazwischen war geschnitten, und außerdem gab es ganze Reihen von Hecken und prächtigen Blumenbeeten.
Eine Anzahl weiterer Frauen strömte aus dem Wald hervor und legte ihre Armbrüste und Äxte nieder. Sie waren ebenso schlank, sonnengebräunt und zwanglos gekleidet wie die erste. Und ihre Reaktionen waren genauso befriedigend: Eine Mischung von Demut und ehrfürchtigem Staunen.
„Weitere Craigs, zwei Salmons, eine Holloway, eine O’Brien“, murmelte Valeria. „Alles Künstler, Handwerker und Dichter.“
Davis beugte sich über das erste Mädchen und hob sie auf. „Du darfst mich anschauen, meine Liebe“, sagte er salbungsvoll. Sie selber war es ebenfalls wert, betrachtet zu werden. „Ich komme als Freund.“
Sie bohrte mit den Zehen im Staub und errötete.
Eine Holloway, ziemlich groß und fett, räusperte sich scheu. „Wir hätten nie geglaubt, daß uns eine so große Ehre erwiesen würde“, wisperte sie. „Wir dachten, wenn die Männer kämen, so würden sie …“
Davis richtete sich auf. „Zweifelst du, daß ich ein Mann bin?“ fragte er dröhnend.
„Oh, nein, gnädige Frau!“ Sie wand sich und duckte sich vor möglichen strafenden Blitzen. „Du siehst genauso aus, wie es die Lieder beschreiben, groß und schön, mit einer Stimme wie die Fallenden Wasser.“
Sie selbst besaß, wie die übrigen Inselbewohnerinnen, eine äußerst gefällige Stimme. Davis sah auch, daß die Hecken und Gärten mit auserlesenem Geschmack angelegt worden waren.
Aber er fuhr besser mit seiner Ansprache fort.
„Viel Böses ist getan worden“, erklärte er, „und um das wieder gutzumachen, muß ich, der Mann, wie eine jede Frau, einhergehen mit nur diesen wenigen ergebenen Dienerinnen. Ich bin hierhergekommen, um alle Frauen, die guten Willens sind, für meine Sache zu gewinnen. Die Männer werden denen helfen, die ihnen ihre Hilfe nicht verwehren!“
„Willst du in unsere Häuser kommen, hohe Frau?“
„Die richtige Anrede heißt ‚Herr’. Ja, wir wollen kommen und uns bei euch erholen und erfrischen und nachher mit euren Anführerinnen sprechen.“ Davis strahlte, als er in die Hände klatschte. „Und fürchtet euch nicht. Geht und seid freudig!“
„Du großer Plappervogel!“ flüsterte ihm Barbara ins Ohr.
„Sei still“, murmelte Davis zurück. „Es fällt mir schwer genug, ein ernstes Gesicht zu wahren.“
Die Mädchen brauchten nichts weiter als seine Zustimmung, um sofort wieder heiter zu werden. Sie tanzten um ihn herum, sangen im Chor, Rohrpfeifen erfüllten die Luft, und eine mächtige Trommel dröhnte durch die Wälder. Blumen regneten auf seinen Weg nieder und verfingen sich in seinem Haar, Mütter streckten ihm ihre Babies entgegen, damit er sie mit der Hand berühre, und zahme Vögel stolzierten durch das kühle Gras. Der Morgenwind strich über das Land wie eine Segnung.
Das Dorf lag auf dem Grund der Inselschale. Es war verblüffend groß. Jede der einfachen Grashütten vermochte jedoch nur einige wenige Personen aufzunehmen. Ein langes Haus im Zentrum der Siedlung war aus Bambusmaterial gebaut und wurde vermutlich zu öffentlichen Anlässen verwendet.
Zu diesem Zeitpunkt ungefähr begannen die verflossenen zwölf Stunden von Davis ihr Recht zu fordern. Irgendwie gelang es ihm noch, genügend Nachdruck in seine Forderung nach Essen und einer Schlafgelegenheit zu legen. Man brachte ihm Eier, Früchte, kleine süße Kuchen und Beerenwein. Dann führten sie ihn zum Haus ihrer Führerin und betteten ihn in Federpolster und sangen ihm ein Schlafliedchen.
13. Kapitel
Davis erwachte gegen Sonnenuntergang. Ein Mädchen, das bei seinem Bett stand, schwenkte den Arm durch die mit einem Vorhang verschlossene Türöffnung. Andere, welche offensichtlich gewartet hatten, traten ein und knieten sich mit Tüchern und Becken voll heißen Wassers nieder oder spielten die Harfe.
„Nun, nun.“ Davis gähnte ausgiebig. „Das gefällt mir besser. Wann essen wir?“
„Ein Festessen ist vorbereitet worden. Wenn der Mann geruht, es zu versuchen …?“
Davis erhob sich aus seinem Bett. Der Boden war mit Blumenblättern bedeckt worden.
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