TS 44: Die Milliardenstadt
er beeilte sich hinzuzufügen:
„Das ist natürlich mein Ulkname; aber alle Welt nennt mich so.“
Der andere schien seinen Einwand überhaupt nicht gehört zu haben. Egan-Egan sah, daß er zu zittern begann. Stotternd antwortete er:
„Ich … ich heiße Fror-Hoved. Ich … wirst du mir nichts zuleide tun?“
Egan-Egan war verblüfft.
„Ich dir etwas zuleide tun? Warum sollte ich das?“
„Du bist keiner von unseren Bürgern, nicht wahr? Du kommst von …“
„Unsinn!“ unterbrach ihn Egan-Egan ärgerlich. „Natürlich wohne ich in dieser Stadt. Mein richtiger Name ist Egan-Loft, wenn du es genau wissen willst. Ich sagte dir doch, daß Egan-Egan nur mein Ulkname ist!“
Er nahm an, daß ihn der Mann an seinem Doppelnamen erkannt hatte. Aber entweder hatte Fror-Hoved zuviel Angst, um irgendeine Erklärung anzunehmen und zu verstehen, oder es gab noch etwas, was Egan-Egan falsch gemacht hatte. Auf jeden Fall sagte Fror-Hoved zitternd:
„Ich möchte jetzt lieber einen anderen Weg gehen, Bürger, oder hast du etwas dagegen?“
„Nein“, lachte Egan-Egan, „ich habe nichts dagegen. Geh nur, wenn du Angst vor mir hast!“
Ohne den Blick von ihm zu wenden, schritt Fror-Hoved die Gasse nach rückwärts davon. Er erreichte schließlich die Querstraße und brachte sich mit einem erschreckten Satz außer Sicht.
Egan-Egan zweifelte keinen Augenblick daran, daß ihn diese Begegnung in Gefahr brachte. Als er die nächste Querstraße erreichte, überquerte er sie nicht auf dem geradesten Wege, sondern fuhr mit dem nördlichen Transportband fünf Längsgassen weiter hinauf. Erst dann setzte er seinen Weg zur Stadtmitte fort. Auf der nächsten Querstraße tat er es ebenso, und schließlich noch einmal auf der übernächsten.
Auf diese Weise hoffte er, Fror-Hoved in die Irre geführt zu haben, falls er die Polizei informiert hatte.
*
Gegen Mittag hatte er eine Rast nötig. Nach seiner Schätzung hatte er von der Tiefe der Stadt etwa achtzehn Kilometer bewältigt. Er wünschte sich voller Verzweiflung ein Auto, wie es die Polizisten fuhren. Mit einem Auto hätte er die Stadt in einem Tag durchqueren können.
Wie sollte er in einer solchen Stadt Rast machen, wo es überall nur die gleiche Sorte von Häusern gab … nirgends einen Imbißraum oder etwas Ähnliches. Er würde jedermann sofort auffallen, wenn er sich auf den Boden hockte und seinen Nährbrei auszupacken begann.
Trotzdem tat er es. Seine Glieder brauchten Ruhe, und wenn er Glück hatte, dann kamen nicht allzu viele Leute an ihm vorbei.
Er förderte einen Teil seines Nährbreivorrates zu Tage und verzehrte ihn. Während er auf dem kühlen Boden saß und den Rücken gegen die Wand des Hauses lehnte, das die Längsgasse nach Norden hin abgrenzte, fühlte er seine Kräfte zurückkehren. Die Beinmuskeln lockerten sich aus dem schmerzenden Krampf, der sie während der letzten Marschstunde befallen hatte, die Lunge lernte, freier zu atmen, und der Nährbrei erfüllte den ganzen Körper mit spürbarer Energie.
Egan-Egan rastete etwa eine Stunde. Während dieser Zeit kamen etwa zehn Leute an ihm vorbei, die ihn zwar erstaunt angafften, jedoch keine Anstalten machten, ihn zu belästigen. Er hatte die kleine Schockwaffe griffbereit neben sich auf dem Boden liegen.
Als er aufstand, um sich wieder auf den Weg zu machen, hörte er auf der Straße zum zweiten Mal den Lärm eines Autos. Er horchte, um herauszufinden, auf welcher Straße es war, auf der vor ihm oder auf der hinter ihm; aber das Geräusch kam von beiden Seiten mit gleicher Stärke.
Er nahm die Schockwaffe in die Hand und ging vorwärts. Bevor er jedoch die Mündung der Gasse erreicht hatte, schob sich der runde Bug eines Autos vor den Ausgang und verdeckte ihn. Egan-Egan wandte sich um und ging die Gasse zurück. Er hatte jedoch noch keine drei Schritte getan, da kam auch auf der anderen Seite ein Auto vorgefahren und versperrte ebenfalls die Mündung der Gasse.
Egan-Egan spürte, daß er in eine Falle geraten war. Es bedurfte nicht mehr der Polizisten, die nun auf beiden Seiten von ihren Fahrzeugen herabsprangen und in die Gasse eindrangen. Sie kamen zu dritt nebeneinander, wie es die Breite der Gasse erlaubte, und schienen keine Angst vor ihm zu haben. Sie trugen nicht einmal Waffen – wenigstens nicht in der Hand.
Egan-Egan blieb stehen und wartete, bis die von Westen kommende Gruppe auf fünf Meter herangekommen war. Dann rief er:
„Halt! Was wollt ihr?“
Die Polizisten
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