Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
und starrte in das fremde Licht, bis ihn die Augen schmerzten.
    Aus diesem Blickwinkel machte das Gebäude, in dem sich die Stadt befand, einen wuchtigen Eindruck.
    Von außen, dachte Egan-Egan verwundert, sieht es nicht so aus, als trüge es der Menschheit ganzen Jammer in sich. Es ist wirklich ein großartiges Ding; ich glaube nicht, daß Menschen jemals etwas Größeres gebaut haben.
    Als die Sonne eine Handbreit über dem Boden stand, machte er sich auf den Weg. Er hatte nur ein Ziel; aber darüber, wie er dort hingelangen sollte, wußte er nicht viel. Er konnte sich die Gefahren ausmalen, die unterwegs auf ihn warteten. Für einen, der das Land nicht kannte, waren sie außerhalb der Stadtgrenzen ebenso groß, wie wenn er quer durch die Wohngebiete der dritten und zweiten Kaste marschierte, um den Raum der obersten Kaste zu erreichen.
    Da die Nachteile gleich waren, entschied er sich für den Weg durch die Wohngebiete. Er war gut bewaffnet, und mit Menschen war vielleicht doch etwas leichter fertigzuwerden als mit der unbekannten Sorte von wilden Tieren, die im Buschland jenseits der Stadtgrenze lauerten.
    Er wandte dem Riesengebäude seiner Stadt den Rücken und marschierte auf die winzigen, flachen Gebäude zu, die sich in etwa drei Kilometern Entfernung vor ihm ausbreiteten.
     
    *
     
    Etwa hundert Meter vor dem Rand der Drittkasten-Stadt legte er sich auf den Boden, verbarg sein Gesicht hinter einem Grasbusch und beobachtete.
    Die Stadt enttäuschte ihn, je länger er sie ansah. Die Häuser waren zwar drei- oder gar viermal so groß wie einer der üblichen Wohnräume in seiner Stadt; aber sonst gab es nicht viel Unterschied. Wieviel Häuser in jeder Reihe lagen, konnte er von hier aus nicht sehen; denn es waren ihrer so viele, daß sie sich nach rechts und links aus seinem Blickfeld hinauszogen. Aber nach jedem zehnten Haus gab es eine kleine Gasse, die aus der Tiefe der Stadt herauskam und dort, wo der grasige Boden begann, nutzlos endete. Egan-Egan nahm an, daß jeweils zwei Häuserreihen durch eine breitere Straße voneinander getrennt waren und so der Aufbau der Stadt eben dasselbe eintönige Karomuster bildete wie die Stadt im Gebäude der vierten Kaste.
    Er sah ein paar Leute, sie waren ein wenig größer als die Art von Leuten, die er zu sehen gewohnt war, aber noch immer nicht so groß wie er selbst. Sie mochten einen Meter fünfzig messen oder ein paar Zentimeter darüber. Er würde auch hier noch auffallen.
    Als die Sonne etwa die Hälfte ihres Weges bis zum Zenith zurückgelegt hatte, stand Egan-Egan auf. Er hatte nichts gesehen, woraus er einen Hinweis hätte entnehmen können, wie er sich in der Stadt der dritten Kaste verhalten mußte, um nicht aufzufallen; aber daran würde sich auch nichts ändern, wenn er noch länger liegenblieb.
    Er hatte die Lampe wieder in die Hosentasche geschoben und barg das Stück, das nicht in die Tasche paßte, unter seiner Jacke. Es war ihm aufgefallen, daß die Menschen der dritten Kaste ein wenig sorgfältiger gekleidet waren als er. Aber der Unterschied war nicht besonders groß.
    Er trat in die Gasse, die ihm am nächsten lag, und kam bis zur ersten Querstraße, ohne daß ihn jemand sah. Das war günstig. Wenn sie ihn gesehen hätten, wie er vom freien Lande in ihre Stadt kam, würden sie gleich Verdacht geschöpft haben.
    Auf der Querstraße begegnete er jedoch einer Menge Leute. Die Straße hatte nur zwei Transportbänder – eines, das nach Norden lief, und eines in der entgegengesetzten Richtung. Beide bewegten sich nicht wesentlich schneller als ein Fußgänger. Auf diese Weise war es leichter als in seiner Stadt, eine Straße zu überqueren.
    Er benutzte die Längsgassen, um weiter in die Stadt vorzudringen. Die Gassen besaßen überhaupt keine Transportbänder; er war auf seine Füße angewiesen. Nach allem, was er gelesen hatte, schätzte er die Tiefe der Stadt auf etwa hundert Kilometer. Er würde drei Tage brauchen, um sie zu durchqueren.
    Er fragte sich, was die Drittkasten-Leute taten, wenn sie es einmal eilig hatten, irgendwohin zu kommen. Sie konnten doch unmöglich zu Fuß gehen!
    Die Antwort fand er zehn Querstraßen weiter. Er war noch ein paar Schritte von der Mündung seiner Gasse entfernt, als er auf derStraße rasselnden Lärm sich nähern hörte. Er machte die letzten Schritte etwas rascher und trat auf die Straße hinaus, um zu sehen, was es dort gebe.
    Von rechts bewegte sich ein seltsames Fahrzeug heran. Es hatte die Form eines ovalen,

Weitere Kostenlose Bücher