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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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immer noch auf das Gerät, als er im Hintergrund des Raumes ein Scharren wie von einer sich öffnenden Tür hörte. Er hob den Kopf und sah, daß sich in der Rückwand tatsächlich eine Lücke gebildet hatte, durch die der ängstlich dreinschauende Fror-Hoved hereintrat. Er warf einen schüchternen Blick auf Egan-Egan und setzte sich auf die Bank. Die Polizisten hatten sich inzwischen an den Wänden entlang postiert. Nur ihr Anführer stand in der Mitte des Raumes zwischen Egan-Egan und der Bank, auf der Fror-Hoved saß.
    „Was hast du zu sagen, Bürger Fror-Hoved?“ fragte der Polizist.
    Fror-Hoved, die Augen immer noch ängstlich auf Egan-Egan gerichtet, antwortete zaghaft:
    „Ich bin diesem Menschen in der fünfzehnten Querstraße begegnet, Bürger Enver-Lake, und er fiel mir durch sein seltsames Benehmen auf.“
    „Wie benahm er sich, Bürger?“
    „Er sah ein Polizeifahrzeug an sich vorbeifahren, starrte ihm nach, als hätte er nie eines zuvor gesehen, und fing plötzlich so laut an zu lachen, als sei er krank.“
    Er fuhr sich mit der Hand zur Stirn, um keinen Zweifel daran zu lassen, welche Art krank er meinte.
    Der Polizist Enver-Lake nickte.
    „Und weiter, Bürger?“
    Fror-Hoved erzählte alles, was geschehen war. Schließlich kam er zu der Stelle, wie er Egan-Egan erkannt hatte.
    „Ganz gegen die Goldene Regel“, erzählte er, „die verlangt, daß man jeden Menschen mit dem Wort Bürger anredet, hatte er diese Anrede niemals gebraucht. Ich wußte also schon halb und halb, daß er kein Bürger unserer Stadt ist, als er mir sagte, daß er Egan-Egan heiße. Er verbesserte sich zwar schnell und behauptete, das sei nur ein Ulkname; aber mich konnte er damit nicht mehr überzeugen.
    Ein Mann aber, der einen anderen nicht Bürger nennt und dazu noch zwei gleiche Namen trägt, kann nicht Bürger unserer Stadt sein“, folgerte er schließlich, „und muß der Polizei gemeldet werden, damit sie nachforschen kann, woher er kommt.“
    Enver-Lake nickte abermals. Dann wandte er sich an Egan-Egan.
    „Was sagst du dazu?“
    Da er überzeugt war, daß Fror-Hoved recht habe, nannte er Egan-Egan ebenfalls nicht Bürger.
    „Der Mann vermutet richtig“, antwortete Egan-Egan leichthin. „Ich bin kein Bürger dieser Stadt.“
    Enver-Lake, Fror-Hoved und die anderen Polizisten hatten offenbar kein so eiliges Geständnis erwartet; denn sie waren allesamt höchst verblüfft über Egan-Egans Aussage.
    „Ja …“, stammelte Enver-Lake, „… woher kommst du dann?“
    „Von dort!“ sagte Egan-Egan und deutete nach Westen. „Von weither.“
    „Etwa aus der Stadt der verachtenswerten vierten Kaste?“
    Egan-Egan schüttelte den Kopf.
    „Nein, nicht aus dem großen Gebäude, wenn du das meinst. Ich komme aus den Wäldern jenseits der Stadtgrenze.“
    Enver-Lake war erstaunt. Egan-Egan fuhr fort:
    „Warum nennst du die vierte Kaste verachtenswert? Was bedeutet vierte Kaste’?“
    Enver-Lake fühlte sich irritiert.
    „Vierte Kaste“, antwortete er, „bedeutet, daß diese Menschen zu dumm sind, um es zu etwas Besserem zu bringen. Die Goldene Regel sagt, daß sie verachtenswert sind.“
    Dann drehte er sich um, sah erst Fror-Hoved und dann seine Polizisten an, als suche er bei ihnen Rat.
    „Wir werden ihn einsperren und bei den Großen fragen müssen, was mit ihm zu tun ist.“
    Egan-Egan horchte auf.
    Enver-Lake war kein wortkarger Mann.
    „Die Großen wohnen dort …“, dabei winkte er mit der Hand nach Osten, „… in den riesigen Häusern. Sie werden wissen, was wir mit dir anfangen sollen.“
    Es war klar, daß er die zweite Kaste meinte und den Namen deshalb nicht nannte, weil er damit denselben Vorwurf, mit dem er vorhin die vierte Kaste bedacht hatte, auf seine Kaste gezogen hätte: sie sei zu dumm, um es zu etwas Besserem, nämlich bis zum Status der zweiten Kaste zu bringen.
    Interessant war auf der anderen Seite, daß diese Leute Verbindung mit einer höheren Kaste hatten. Wahrscheinlich war es das Telephon, das die Verbindung herstellte. Egan-Egan hoffte, er werde dabei sein, wenn Enver-Lake sich des Telephons bediente.
    Offenbar hatte Enver-Lake jedoch nicht diese Absicht. Er trat zur Wand und öffnete die Tür, durch die vorhin Fror-Hoved herausgetreten war. Neben der Tür blieb er stehen, deutete in den kahlen Raum dahinter und forderte Egan-Egan auf:
    „Du wirst hier bleiben, bis wir über dich Bescheid wissen. Es wird dir an nichts fehlen, aber laufen lassen können wir dich auch

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