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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Stücke davon einzeln herum, als seien sie von irgendwo heruntergefallen, oder jemand habe sie liegenlassen. Er konnte sie kaum bewegen, so schwer waren sie.
    Der Eindruck, daß er sich in einer Märchenwelt befinde, hatte sich nicht verringert. In jedes der Dinge war eine Art Tisch eingelassen, und der Tisch war erfüllt mit kleinen, bunten Lichtpunkten, die Egan-Egan lustig anzublinzeln schienen.
    Überhaupt gefiel es ihm hier unten viel besser als oben mit seiner Mutter zusammen in dem engen Raum. Er war froh, daß er seinen Stuhl genommen und auf die Wand geschlagen hatte. Er wollte niemals mehr zurück.
    Wenn er nur nicht diesen entsetzlichen Hunger gehabt hätte. Es war erstaunlich, wie er es bisher gegen alle Kinderart fertiggebracht hatte, keine Angst zu bekommen, obwohl ihm niemand etwas zu essen gab. Aber so langsam gewann der knurrende Magen doch die Oberhand über die vielen wunderbaren Dinge, die es zu sehen gab.
    Er könnte vielleicht …
    Dann sah er etwas, das ihn faszinierte. Es lag auf dem breiten Sockel, der unten um jedes der Dinge herumlief. Es war ein armdicker Stab, aber an einem Ende wurde er etwas dicker.
    Egan-Egan nahm es auf. Er drehte es um und sah sich das dicke Ende an. Es war mit Glas überzogen, und hinter dem Glas lag ein runder Spiegel. Egan-Egan schwenkte das Ding in den Händen herum; aber auch auf diese Weise ließ sich nicht erfahren, was es war.
    Dann entdeckte er den Knopf an der Seite. Neugierig drückte er darauf und erschrak fürchterlich, als aus dem dicken Ende ein greller Strahl blitzenden Lichtes hervorbrach und die Helligkeit der Halle überstrahlte, wo er hinfiel.
    In seinem Schreck ließ Egan-Egan den Knopf wieder los, und im gleichen Augenblick erlosch das Licht. Furcht wollte ihn dazu bringen, das Ding wegzuwerfen und davonzulaufen. Aber er überwand seine Angst, drückte zum zweiten Male auf den Knopf und betrachtete den weißen Lichtkegel auf dem glatten Boden. Er schwenkte das Ding abermals hin und her – schließlich auch so, daß es ihm in die Augen leuchtete. Er mußte die Augen sofort schließen, so hell war das Licht.
    Als er zum zweiten Male den Finger vom Knopf rutschen ließ, wußte er, daß er etwas gefunden hatte, wovon sich dort oben, woher er gekommen war, keiner etwas träumen ließ.
    Er hatte Licht, das man an- und abschalten konnte. Licht jedoch konnte man nicht an- und abschalten, das widersprach der Goldenen Regel. Licht ging an und aus, ohne daß man etwas dazutun konnte. Wenn es anging, wurde es Tag, und wenn es ausging, begann die Nacht.
    Aber das hier! Konnte man wirklich …?
    Er drückte ein drittes Mal auf den Knopf.
    Egan-Egan wurde in einen echten Gewissenskonflikt gestürzt, als er darüber zu entscheiden hatte, ob das, was aus dem Ding herauskam, Licht sei oder nicht. Es sah aus wie Licht – nicht so golden wie das, das die Halle erfüllte, und nicht so bläulich wie das, das er bisher kannte, aber ohne Zweifel Licht. Andererseits lehrten die Erfahrung und die Goldene Regel, daß das Licht ein eigenes Wesen sei, dem der Mensch nicht befehlen könne. Es geht, wann es will, und es kommt, wann es will.
    Was also?
    Es gelang Egan-Egan nicht, den Konflikt zu entscheiden; aber er bemühte sich auch nicht mehr darum, nachdem ihm eingefallen war, daß er nichts als dieses Ding brauche, um wieder in den Kanal, aus dem er gekommen war, hineinzukriechen und sich einen Weg zu suchen, auf dem er etwas zu essen finden konnte.
    Er nahm das Ding fest in die Hand, marschierte um das große Ding herum, auf dessen Sockel er das kleine gefunden hatte, und machte sich auf den Weg zu dem Loch, aus dem er herausgekrochen war.
    Er konnte es nicht finden. Die Wände der Halle waren weit weg, und überall in den Wänden gab es Löcher. Er mußte nahe hingehen, um zu erkennen, daß keines von ihnen so aussah wie das, durch das er in die Halle geklettert war. Es waren nicht einfach Löcher in den Wänden, sondern trichterförmige Auswüchse, und die Mündungen der Trichter reichten bis dicht an die großen Dinge heran, die den Wänden am nächsten standen.
    Egan-Egan verzichtete darauf, nach der Stelle zu suchen, an der er herausgekommen war. Plötzlich erschien ihm eines von diesen Löchern so gut wie das andere; denn sicherlich führten sie alle in die Stadt hinauf. Noch dazu ersparte der bis fast auf den Boden herunterreichende Trichterrand ihm eine Kletterpartie, wie sie bei seinem eigenen Loch nötig gewesen wäre, aus dem er gekommen war.
    Egan-Egan

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