Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
Vom Netzwerk:
fand. Es war deutlich zu sehen, daß höchstens einige Tage vergangen waren, seit der Mann davon gegessen hatte. An einem der Kolben war sogar mehr als die Hälfte der Körner übriggelassen worden. Hätte der Mann zwar gegessen, wäre aber nicht in der Lage gewesen, seine Nahrung zu verdauen, so hätte sein Leib jetzt aufgetrieben sein müssen. Das war er aber keineswegs. Er hatte gegessen, er hatte auch verdaut, und trotzdem war zum mindesten die wesentliche Todesursache eine extreme Unterernährung.
    Calhoun runzelte finster die Stirn.
    „Murgatroyd, was hältst du von diesem Mais?“
    Er reichte empor und brach einen ellenlangen Maiskolben ab. Dann entfernte er die schützenden zähen Blätter. Die weichen Körner, die zum Vorschein kamen, sahen appetitlich aus. Sie rochen angenehm frisch. Calhoun hielt Murgatroyd den Kolben hin.
    Der kleine Tormal nahm ihn zwischen seine Pfoten und begann, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, mit größtem Appetit zu fressen.
    „Wenn du das drunten behältst, dann kann er nicht daran gestorben sein“, murmelte Calhoun. „Und wenn er davon gegessen hat – und er hat! – dann kann er nicht Hungers gestorben sein, obwohl er verhungert ist!“
    Er wartete. Murgatroyd verspeiste jedes Körnchen an diesem Prachtexemplar eines Maiskolbens. Sein pelziges Bäuchlein rundete sich deutlich. Calhoun gab ihm einen zweiten Kolben. Murgatroyd machte sich mit sichtlicher Begeisterung daran, auch diesen zu verarbeiten.
    „In der ganzen Geschichte der Menschheit“, erklärte Calhoun, „ist es noch niemals jemand gelungen, einen von euch Tormals zu vergiften, und zwar dank der Chemorezeptoren in eurem Verdauungssystem, die so gute qualitative chemische Analysen machen können wie das beste Speziallabor. Wenn die Gefahr besteht, daß euch irgend etwas nicht bekommen könnte, dann schreit diese für euch und uns so praktische Einrichtung sozusagen Zeter und Mordio. Nach aller für Tormale gültigen Wahrscheinlichkeit der Reaktion müßte es dir jetzt fürchterlich übel sein, wenn dieses Zeug als Nahrungsmittel nicht einwandfrei wäre.“
    Murgatroyd aber fraß, bis sein Bauch sich wie eine kleine gespannte Halbkugel vorwölbte. Mit offensichtlichem Bedauern ließ er einige wenige Körner an dem zweiten Kolben zurück. Er legte ihn sorgfältig auf den Boden, putzte mit den Pfoten umständlich erst die linke, dann die rechte Schnurrbarthälfte, leckte schließlich den ganzen Schnurrbart gründlich sauber und piepste zum Schluß befriedigt:
    „Tschie!“
    „So, das wär’s also“, erklärte ihm Calhoun. „Dieser Mann ist zwar gestorben, aber jedenfalls nicht an Hunger. Ich muß gestehen, daß mir die Sache ein bißchen unheimlich zu werden beginnt!“
    In seinem Marschgepäck befand sich selbstverständlich auch die Standard-Laboratoriumsausrüstung. Gemessen an seiner Leistungsfähigkeit war das ein geradezu winziger Kasten mit Instrumenten von beinahe mikroskopischen Ausmaßen. Aber die mikroanalytische Verfahrenstechnik war die allgemein übliche Methode im raumärztlichen Außendienst. Mit einem gewissen inneren Widerstreben besorgte sich Calhoun das winzige Gewebsstückchen, das er benötigte, um sich weitere Aufschlüsse zu verschaffen. Anschließend führte er die analytischen Untersuchungen durch, die ihm angezeigt erschienen. Dann beerdigte er den Toten, so gut er konnte, und setzte seinen Weg in Richtung auf die Stadt fort. Mindestens eine halbe Stunde marschierte er wortlos und mit verbissenem Gesichtsausdruck dahin. Murgatroyd trottete nun auf allen vieren neben ihm her, da ihm das Aufrechtgehen nach der genossenen Schlemmermahlzeit augenscheinlich zu anstrengend war. Nachdem sie etwas über eineinhalb Meilen zurückgelegt hatten, machte Calhoun halt und knurrte:
    „So, Murgatroyd, nun wollen wir einmal sehen, was mit dir los ist.“
    Er prüfte Puls, Temperatur und Atmung des Tormal. Dann führte er mit einer winzigen Probe seiner Ausatmungsluft eine orientierende Stoffwechseluntersuchung mit Hilfe der Grundumsatzeinheit des tragbaren Laboratoriums durch. Das kleine Tier war an derartige Dinge sichtlich gewöhnt, es verhielt sich so geschickt und hilfsbereit wie ein vernunftbegabtes Wesen. Das Ergebnis der Untersuchung war, daß der Zustand von Murgatroyd, dem Tormal, in jeder Beziehung als völlig normal bezeichnet werden mußte.
    „Aber dieser Mann ist doch schließlich verhungert!“ knirschte Calhoun wütend. „In der Gewebsprobe war praktisch kein Fett mehr

Weitere Kostenlose Bücher