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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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konnte er nicht erkennen, wenn er auch Hale manchmal vor sich auf- und abschweben sah und andere Gesichter durch ihn hindurchzuleuchten schienen, die schrien und keuchten.
    Dann blieben die Gesichter mit traumhafter Langsamkeit zurück, Lichtflecken zogen vorbei, und Robin Hales Hand umklammerte seinen Arm.
    Er ließ sich von dieser Hand leiten. Er bewegte sich, aber er empfand diese Bewegung nicht. Sein Gehirn hatte die Arbeit fast völlig eingestellt. Er erfaßte nicht, daß sie die hydroponischen Gärten betraten, daß Hale Münzen in die Hand eines Aufsehers gleiten ließ, daß sie vor einem Tank stehenblieben, aus dem schwere, graugrüne Triebe quollen.
    In weiter Ferne murmelte Hales Stimme: „Gewöhnlich wächst das Zeug hier. Wenn die Kerle die Tanks nur nicht zu sorgfältig gespritzt haben. Das hätte gerade noch – aha!“
    Fingernägel schabten auf den Trieben. Hale zerrieb eine blaue Flechte in der Hand und blies Sam den Staub ins Gesicht.
    Seine Umwelt steigerte ihr Tempo plötzlich zu rasender Schnelle. Sam krümmte sich unter heftigen Niesanfällen. Ein stechender Schmerz bohrte sich in seine Stirnhöhle, breitete sich im Gehirn aus und explodierte in greller Pein, ehe er langsam abklang.
    Schwitzend und zitternd formte er sinnlose Laute mit den Lippen. Dann konnte er wieder sprechen. Zeit und Bewegung kehrten in ihre normalen Bahnen zurück. Aus tränenden Augen blinzelte er Hale an.
    „Wieder beisammen?“ erkundigte sich sein Begleiter.
    „Sie – sieht so aus.“ Sam trocknete sich die Augen.
    „Warum der Überfall?“ wollte Hale wissen.
    „Kleine private Auseinandersetzung“, knurrte Sam. „Ich werde die Rechnung später begleichen, falls ich dann noch leben sollte.“
    Hale lachte.
    „Gehen wir zu mir. Ich möchte mit Ihnen reden.“

 
10.
     
    „Keiner sieht ein, was ihm bevorsteht“, erläuterte Hale grimmig. „Ich kann den Leuten um alles in der Welt nicht begreiflich machen, daß ihre Vorstellungen von einem romantischen Abenteuer gänzlich verfehlt sind. Von tausend hat kaum einer den Fuß jemals auf trockenes Land gesetzt.“
    „Dann überzeugen Sie wenigstens mich“, entgegnete Sam.
    „Die Idee der Besiedlungskampagne stammt ursprünglich vom Logiker“, versetzte Fiale. „Ich brauchte ein Betätigungsfeld, aber langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun. Die Zügel entgleiten mir. Die Leute flehen mich kniefällig an, ihnen die Teilnahme am großen Abenteuer zu gestatten. Dabei kann ich ihnen nichts bieten als Mühsal und Anstrengungen, die ihre wildesten Träume übersteigen, ohne die geringste Hoffnung, daß uns in diesem oder dem nächsten Menschenalter ein dauernder Erfolg beschieden sein wird. Dieser Kampfgeist scheint die Menschheit verlassen zu haben, seit wir in den Kuppeln leben. Der allgemeine Horizont ist eben zu eng. Die Leute bringen es nicht fertig, über ihren eigenen Schatten zu springen.“
    „Ich bin noch nie oben gewesen“, warf Sam ein. „Wie sieht es an Land aus?“
    „Sie werden die Fernsehfilme gesehen haben. Diese Übertragungen erfolgen von Flugzeugen aus, die über den Dschungeln fliegen. Der Eindruck, den sie vermitteln, muß zwangsläufig zu Trugschlüssen führen.
    Von oben bieten die Dschungel ein lockendes Bild. Aber stellen Sie eine Kamera in den Sümpfen auf, filmen Sie die Lavaausbrüche, die hervorschießenden Schlammwölfe oder die peitschenden Giftranken. Ich garantiere Ihnen, ich könnte meinen ganzen Feldzug abblasen, wenn die Leute solche Aufnahmen zu sehen bekämen.“
    Hale zuckte die Achseln.
    „In dem alten Fort, das Doones Söldner früher besetzt hielten, habe ich den Anfang gemacht“, fuhr er fort. „Der Dschungel hat die Feste längst überwuchert. Die automatischen Sperranlagen sind ausgefallen. Die Bauten wimmeln von Ungeziefer, Schlangen und Giftpflanzen.
    Wir haben kräftig damit aufgeräumt, aber das Fort vom Dschungel frei zu halten, geht über die Kräfte meiner Trupps. Die Flechten allein sind imstande, Holz und Glas, Stahl und Fleisch zu zerfressen.
    Wir wissen nicht genug über den Dschungel. Die Bedingungen, die auf der Venus herrschen, hatten auf der Erde nicht ihresgleichen. Und es genügt nicht, wenn wir das Fort einfach gegen den nachdrängenden Pflanzenwuchs halten. Es muß sich unabhängig von den Kuppeln versorgen können.“
    „Dazu bedarf es einer Menge Geldes und beträchtlicher Anfangshilfe“, erinnerte ihn Sam. „Die Familien zumindest sind entschieden gegen das Vorhaben.“
    „Ich weiß.

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