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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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Kopf. Bewußt unterließ er es, Harker eine Antwort zu geben. Der Wunsch, unter diesen glattzüngigen Unsterblichen Zwietracht zu säen, wurde übermächtig in ihm.
    „Als ich mich wieder um weltliche Vorgänge kümmerte“, sagte Kedre, „merkte ich, daß in Hales Absicht die mitreißendste und zugleich gefährlichste Entwicklung lag, die während meiner Beschaulichkeit eingetreten war. Aus mannigfachen Gründen sind wir überzeugt, daß jeder Versuch einer Landbesiedlung sich im Augenblick verhängnisvoll auswirken müßte.“
    „Wieso?“ grunzte Sam.
    Zacharias Harker beugte sich vor und stellte sein Glas auf den Tisch.
    „Weil wir noch nicht soweit sind“, sagte er. „Das Unternehmen muß technisch und propagandistisch vorbereitet werden. Es darf nicht mißlingen, denn unser Volk ist im Abstieg begriffen. Aber Hales Vorhaben wird mißlingen. Darum darf er keine Gelegenheit erhalten, es überhaupt in Angriff zu nehmen.“
    Zacharias Harker hob die Brauen, während er dies sagte, und betrachtete Sam nachdenklich.
    Sam Reed schaute zur Seite. Das unbehagliche Gefühl erfaßte ihn, daß dieser dunkle, ruhige Blick mehr aus seinen Zügen herauslas, als ihm recht war. Leuten vom Schlage der Harkers mußte man mit Vorsicht begegnen. Sie hatten schon zu lange gelebt. Vielleicht wußten sie zuviel.
    „Ich soll ihn also töten?“ fragte er knapp.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen in der Zelle. Sam erhielt den Eindruck, daß die Harkers ihren Schlag gegen Hale noch nicht so weit durchdacht hatten, bis er unumwunden die Schlußfolgerung aussprach.
    Er spürte, wie rund um ihn neue Pläne Gestalt annahmen, als stünden die Unsterblichen in stummer Verbindung miteinander. Menschen, die sich gegenseitig seit Jahrhunderten kannten, würden in begrenztem Umfang sicherlich die Fähigkeit des Gedankenlesens entwickelt haben, und sei es auch nur, daß sie die Überlegungen des anderen den Veränderungen seines Gesichtsausdrucks entnahmen. Über Sams Kopf hinweg schienen die drei Unsterblichen ihre Ansichten auszutauschen.
    „Ja“, sagte Kedre dann. „Wenn du kannst, töte ihn.“
    „Das wäre die beste Lösung“, ergänzte Zacharias langsam. „Und zwar jetzt und heute. Auf keinen Fall später als binnen achtundvierzig Stunden. Seine Pläne nehmen zu schnell Gestalt an. Wenn wir ihnen jetzt ein Ende bereiten, kann kein Strohmann ihn ersetzen. Was morgen sein würde, wissen wir nicht. Können Sie das in die Hand nehmen, Sam Reed?“
    Sam musterte die Runde mit einem finsteren Blick, der zuletzt auf Zacharias Harker haften blieb.
    „Halten Sie mich zum Besten?“ fragte er. „Oder sind Sie eingehender über mich orientiert, als ich annehme?“
    Kedre lachte belustigt.
    „Und ob wir orientiert sind. Vergiß nicht, daß wir drei Tage zusammen waren, mein Lieber. Glaubst du im Ernst, ich würde diese Zeit verstreichen lassen, ohne überhaupt zu wissen, mit wem ich mich eingelassen habe?
    Ich erfuhr deinen Namen, ehe noch der erste Tag vergangen war, und kannte am nächsten Morgen auch deinen Ruf. Wir können dich ohne weiteres mit einer solchen Aufgabe betrauen. Du bist in der Lage, sie zu lösen, und gegen entsprechende Bezahlung wirst du Schweigen darüber bewahren.“
    Sam stieg das Blut ins Gesicht. Zum erstenmal regte sich Haß auf Kedre in ihm. Kein Mann hört gerne, daß er geäfft worden ist.
    „Das kostet dich den doppelten Preis, den ich sonst berechnen würde“, sagte er. Und er nannte einen hohen Betrag.
    „Nein“, lehnte Zacharias Harker ab. „Wir können auch jemand anders …“
    „Bitte, Zacharias.“ Kedre hob ihre Hand. „Ich zahle den Preis. Ich habe meine Gründe.“
    Zacharias Harker sah sie scharf an. Ihr Gesichtsaüsdruck verriet ihre Gründe, und Zacharias zuckte einen Augenblick lang zusammen.
    Er hatte gehofft, die Ehe bald wieder eingehen zu können, die ihr Ende gefunden hatte, als Kedre in Beschaulichkeit versank. Jetzt fing er den Blick auf, den sie auf Sam heftete, und verstand, daß er seine Hoffnungen vorerst begraben mußte.
    Sari beugte sich vor und legte, ihre blasse, schmale Hand auf seinen Arm.
    „Laß ihr ihren Willen, Zacharias“, sagte sie. Ihre Worte hatten einen warnenden, besitzergreifenden Unterton. „Wir haben Zeit genug.“
    Großmutter und Enkelin, die sich fast bis aufs Haar glichen, tauschten einen Blick. Sam, dem nichts entging, meinte Nebenbuhlerschaft, aber auch stummes Einvernehmen darin zu lesen.
    Zacharias Harker bewegte die Hand. Die Wand der

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