Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
Vom Netzwerk:
so hatte letztlich doch ein anderer Grund den Ausschlag gegeben.
    Robin Hale war unsterblich.
    Die Eigenschaft, die Sam in Harker und den beiden Waltons gespürt und gehaßt hatte, spürte und haßte er auch in Hale. Ein unerschütterliches Selbstvertrauen erfüllte den Mann. Er war kein Sklave der Zeit; die Zeit diente ihm.
    Ein Mann, hinter dem jahrhundertelange Erfahrungen lagen, mußte alles erlebt haben, was ein Mensch überhaupt erleben konnte. Er konnte die Zeit reifen lassen, konnte Versuche anstellen und mittlerweile überlegen, bis ihm von selbst der beste Weg einfiel, um einer Anforderung zu begegnen, die an ihn gestellt wurde.
    Das war einfach nicht gerecht, dachte Sam in unbegründetem Zorn. Schwierigkeiten, mit denen ein normaler Mensch sein ganzes Leben lang nicht fertig wurde, mußte ein Unsterblicher im Schlaf entwirren können. Problemen, die sich in einem rasch verrinnenden Dasein nur auf dem Wege einschneidender Taten lösen ließen, konnte Hale einfach dadurch begegnen, daß er wartete.
    Jedem Unsterblichen blieb als letzter Ausweg die simple Weisheit:
    ,Auch das wird vorübergehen!’
    Sam holte tief Atem und antwortete auf Hales letzte Frage.
    „Die Familien – und damit meine ich besonders die Harkers und die Waltons – werden sich hüten, einen offenkundigen Mord an Ihnen zu verüben. Sie wollen nicht mit Ihrem Tod in Verbindung gebracht werden. Sie haben keine Angst vor dem Volk, weil das Volk sich noch nie zusammengefunden hat. Eine Erhebung kam niemals in Frage, weil keine Gründe dafür vorlagen. Die Familien handeln zumeist gerecht.
    Das Scheitern des Siedlungsprojektes an dem Widerstand der Harkers kann aber die allgemeine Empörung wecken und damit den Familien gefährlich werden. Zum erstenmal verbindet ein gemeinsames Gefühl die Massen: ihre Begeisterung für das Siedlungsvorhaben.“
    Er sah Hale abwesend an.
    „Ich glaube, ich weiß, wie wir uns diesen Umstand zunutze machen können.“ Sam bedachte den staubigen Fernsehschirm an der Wand mit einem Seitenblick. „Ich kann Ihnen den Plan, den ich im Auge habe, aber noch nicht auseinandersetzen.“
    „Na, schön.“ Hales Stimme ließ jede Aufregung vermissen. Zum erstenmal ging Sam die Erkenntnis auf, daß Kämpfe und Kriege für diesen Mann nichts Neues waren. Zur Zeit der Freien Trupps hatte er selbst Blut vergossen.
    In tödlicher Bedrohung zu leben, mußte ein so vertrautes Gefühl für ihn sein, daß er es mit Gelassenheit hinnahm. Sam haßte ihn dafür von neuem.
    Er zwang sich, ruhig weiterzusprechen.
    „Bis dahin muß ich Ihnen noch meine Dienste in Ihrem Feldzug aufreden. Kann ich anfangen?“
    Hale nickte grinsend.
    „Wir sind in einer Lage, in der wir die Leute eher abwimmeln als anwerben müssen. Wir brauchen Experten und Arbeitskräfte. Arbeitskräfte lassen sich ersetzen. Können Sie die wichtigsten Leute schützen?“
    „Gegen einen Teil der Gefahren, die ihnen erwachsen, aber weder gegen Langeweile noch beispielsweise gegen Flechten, die in einen Lichtschacht eindringen und ihre Opfer bei lebendigem Leibe auffressen. Unser Unternehmen ist alles andere als ein Spaziergang.“
    „Dann müssen wir eine scharfe Auswahl treffen. Wir müssen uns auf Könner beschränken, die in ihrem Privatleben gescheitert sind.“
    „Bis zu einem gewissen Punkt schon. Was schlagen Sie dazu vor?“
    Die lakonische Stimme Hales erfüllte Sam mit unvernünftiger Erbitterung. Er argwöhnte, sein Gegenüber wäre sich über die meisten Lösungen bereits im klaren und ließe ihn nur reden, um seine eigenen Erkenntnisse einer Probe zu unterwerfen und die Einfälle, die Sam noch haben mochte, zu seinem Nutzen zu verwenden.
    Andererseits legte Hale trotz seiner Selbstsicherheit und der Findigkeit, die seine Erfahrungen bewirkt hatten, eine unstillbare Einfalt, die Sam Hoffnung schöpfen ließ. Im Grunde war Hale ein versponnener Träumer, der selbstlos handelte. Auch zehntausendjährige Erfahrungen würde nicht den Instinkt in ihm wecken, mit dem Sam zur Welt gekommen war. Der Versuch war die Mühe wert.
    „Natürlich können wir uns nicht ausschließlich mit gescheiterten Existenzen belasten“, fuhr er fort. „Wir müssen hinter die Gründe kommen, die ihre Unzufriedenheit geweckt haben. Gab es zur Zeit der Kriege Techniker?“
    Hale nickte.
    „Ja. Aber hinter ihnen stand die überlieferte Tradition der Freien Trupps.“
    „Dann bricht mit uns eben eine neue Tradition an. ,Per aspera ad astra’ könnten wir sie nennen.“ Sam

Weitere Kostenlose Bücher