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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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dazu veranlaßt?“
    „Zacharias befahl, dich zu töten“, verbesserte Sari lächelnd. „Du solltest sterben. Aber Kedre wehrte sich dagegen. Sie zerstritt sich fast mit Zacharias darüber.“ Sari lächelte stärker; die Erinnerung schien ihr Vergnügen zu bereiten.
    „Kedre setzte durch, daß du mit Traumstaub vergiftet wurdest“, fuhr sie fort. „Niemand verstand ihren Grund. Ob du alt oder jung, lebendig oder tot warst, sie hatte nichts mehr von dir.“
    Sari brach ab und blieb reglos sitzen. Eine endlose Minute lang hielt sie die durchsichtige Frucht, die sie zum Mund führen wollte, in die Luft, ehe sie die Bewegung vollendete.
    Eine plötzliche Vermutung überkam Sam. Er kniete nieder, legte einen Finger unter ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich herüber. Eine triumphierende Woge durchflutete ihn, als er in ihre Augen blickte.
    „Narkostaub!“ flüsterte er. „Jetzt will ich doch verdammt sein.“

 
24.
     
    Sari lachte glucksend und rieb ihre Stirn an seiner Schulter. Der fiebrige Glanz ihrer Augen redete Bände von ihrem Rauschzustand.
    Ihre Sucht erklärte vieles: ihre Unausgeglichenheit, ihre zeitweise Gleichgültigkeit, die Tatsache, daß ihr Sams vergleichsweise jugendliches Aussehen noch nicht aufgefallen war. Eigenartig und bezeichnend zugleich, dachte Sam, daß die beiden Menschen, die sich noch an ihn erinnerten, einer wie der andere unter dem Einfluß von Rauschgift standen.
    Sari stieß ihn zur Seite. Sie steckte die Beere in den Mund, spuckte die Samenkörner aus und sah ihn mit ihrem unentwegten, boshaften Lächeln an. Daß seine unerklärliche Jugend ihr nicht aufgefallen war, nahm ihn nicht wunder. Sie war den Anblick von Gesichtern gewohnt, die sich über Jahrzehnte hinweg kaum eine Spur wandelten. Narkostaub bewirkte zudem eine bedingungslose, heitere Hinnahme aller äußeren Eindrücke. Trotzdem konnte Saris Rausch jeden Augenblick für kurze Zeit verfliegen. Und Sam hatte noch viele Fragen.
    „Kedre hat das Gift also durch Traumstaub ersetzt“, stellte er fest. „Hat sie mich hinterher bewachen lassen?“
    Die goldgrünen Haare fielen auseinander, als Sari den Kopf schüttelte.
    „Das lag in ihrer Absicht, aber Zacharias hat ihr wahrscheinlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zumindest war Kedre dieser Meinung. Als ihre Leute dich suchten, warst du bereits verschwunden und bist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Wo hast du gesteckt, Sam? Du könntest mir gefallen. Langsam wird mir klar, warum Kedre dich finden und heilen lassen wollte. Ich könnte …“
    „Was tust du in Harkers Räumen?“
    „Ich wohne hier.“ Sari lachte böse. Mit ihren schlanken Fingern zerquetschte sie die Trauben. Farbloser Saft lief über ihre Hand.
    „Ich glaube, ich werde Zacharias eines Tages töten“, murmelte sie. Das Lächeln, das sie dabei aufsetzte, wirkte fast liebreizend. Sam überlegte, ob Zacharias Harker wissen mochte, welche Gefühle sie ihm entgegenbrachte und daß sie süchtig war. In Gedanken verneinte er die Frage. Jeder Tatbestand für sich genommen bedeutete schon eine Gefahr. Zusammen ergaben sie Dynamit.
    Sam machte sich klar, daß ihm hier ein Werkzeug wie eine reife Frucht in den Schoß gefallen war. Zugleich aber meldeten sich die vertrauten Zweifel. War diese Frucht für ihn vom Baum geschüttelt worden? Wieviel Absicht verbarg sich hinter dem Geschick, das ihm seit seinem Erwachen widerfahren war? Immer noch hatte er den Beobachter aus der Gasse nicht aufgespürt. Und dieser Mann hatte gewußt, was er tat. Er hatte nicht im schlafwandlerischen Zustand des Rauschgiftsüchtigen gehandelt.
    „Warum hast du mich holen lassen?“ forschte er. Sari wusch den klebrigen Saft von ihren Fingern und schien ihn nicht zu hören. Er mußte die Frage wiederholen, ehe sie aufblickte und ihm ihr leeres Lächeln schenkte.
    „Ich war neugierig. Kedres Bildsprecher habe ich seit langem angezapft, ohne daß sie davon weiß. Als die Meldung einlief, du wärst gefunden worden, dachte ich mir, ich könnte dich vielleicht brauchen, um dich gegen Kedre oder gegen Zacharias zu verwenden. Ich werde mich später damit befassen. Im Augenblick denke ich an die Harkers.
    Ich hasse diese Familie, Sam. Ich hasse alle Harkers, und ich hasse sogar mich selbst, weil ich inzwischen fast schon zu ihnen gehöre. Ich werde dich wohl doch gegen Zacharias benutzen.“
    Sari beugte sich vor und streifte Sams Schulter mit einer Strähne goldgrünen Haares. Ihre hellen Augen unter den schweren Wimpern

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