TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
beschienene Platz wimmelte noch von Leben. Crowell und French durchquerten zielbewußt das Getümmel. Nur verstohlenes Benehmen erweckte Argwohn; Unbekümmertheit war der beste Schutz. Sie betraten ein Nebengebäude. French übernahm die Führung.
Ein Labyrinth von Hallen und Gängen durchzog das Fort. Der Raum, in den die beiden Männer eintraten, diente als Vorratskammer, aber im Augenblick erfüllte er einen anderen Zweck. Fast fünfzig Männer aus allen Lebensbereichen der Kolonie hatten sich darin versammelt. Crowell und French wurden leise angerufen.
„Ich bin’s, French“, antwortete der Zugführer. „Für meinen Begleiter verbürge ich mich. Setzen Sie sich da drüben hin, Crowell, und sperren Sie die Ohren auf.“
„Beeilen Sie sich, French“, warf ein Mann ein. „Ein Teil von uns muß schleunigst wieder auf seine Posten zurückkehren.“
„Es wind nicht lange dauern. Wenn ich mich recht entsinne, sind ungefähr ein Dutzend neue Leute erschienen. Würden die Betreffenden den rechten Arm heben?“
Crowell und mehrere andere meldeten sich.
„Gut“, sagte French. „Wir halten die Versammlung hauptsächlich um Ihretwillen ab. Sie sind bereits überzeugt, sonst wären Sie nicht hier. Und das, was Sie jetzt hören, werden Sie nicht am falschen Ort erzählen, weil wir Sie sorgfältig ausgesucht haben.“
Er hielt inne und warf einen Blick in die Runde.
„Befindet sich zunächst jemand hier, der immer noch an Reeds Schwindel glaubt, an seine vielgepriesene Unsterblichkeit, mit der er uns hinhält?“
„Beweisen läßt sich doch weder Reeds Behauptung noch das Gegenteil, oder?“ wollte eine Stimme wissen.
„Ich bin vor fünf Jahren hierhergekommen“, erwiderte French. „Damals war ich zwanzig. Eiland Fünf war gerade gerodet worden, und alle Welt spuckte große Töne und überschlug sich vor Unsterblichkeitsversprechungen. Sechs bis sieben Jahre sollte die Behandlung dauern.“
„Sie haben doch aber erst fünf Jahre hinter sich.“
„Man braucht nicht hundert Jahre lang zu warten, um mit Sicherheit Bescheid zu wissen. Mehrere von uns haben Ärzte in den Kuppeln aufgesucht. Wir sind ausnahmslos gealtert. Das läßt sich nachprüfen, beispielsweise an Hand des Kalziums, das sich in den Blutgefäßen absetzt. Reeds Behandlungen sind glatter Schwindel. Ich weiß, daß ich fünf Jahre älter bin als bei meinem Eintreffen in Plymouth, und dasselbe gilt für euch. Reed hat uns betrogen. Man braucht bloß einen Blick auf seine Vergangenheit zu werfen, um zu wissen, daß man ihm nicht über den Weg trauen darf. Fünf Jahre lang habe ich hier geschuftet. Dabei hätte ich genauso gut in meiner Kuppel bleiben und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.“
„Ich fühle mich an Land ganz wohl“, mischte sich Crowell ein, während er seine Pfeife mit Tabak stopfte.
„Es könnte nicht übel sein, wenn andere Zustände herrschten“, gab French zu. „Tag und Nacht arbeiten wir – und für wen? Für Sam Reed und Robin Hale! Bauen, bauen, nichts als bauen! Hale ist unsterblich, und vielleicht wird Reed auch seine siebenhundert Jahre leben. Ich habe keine Ahnung. Er scheint nicht zu altern. Wenn er aber einen Jungbrunnen entdeckt hat, dann hat er sein Geheimnis für sich behalten. Wißt ihr, was das bedeutet? Wir schuften, bis wir sterben! Nach uns werden unsere Kinder ebenso arbeiten wie wir, und Reed brauchte nur einige hundert Jahre zu warten, bis wir ihm alles nach seinen Wünschen eingerichtet haben. Wo bleibt da der Nutzen für uns?“
„Sie haben recht“, rief eine andere Stimme. „Ich bin derselben Meinung. Trotzdem mußte Reed aus dem Fort ein Bollwerk schaffen. Sie haben selbst erlebt, wie es vor fünf Jahren hier aussah.“
„Er hat es mit allem zu eilig. Ohne Unterlaß müssen wir parieren. Er verfolgt seine eigenen Pläne, und wir erfahren nicht, worin sie bestehen. Reed hat es nicht nur auf die Besiedlung des Landes abgesehen. Vor fünf Jahren, da brauchten wir ein starkes Fort. Weshalb baut er jetzt in aller Heimlichkeit immer stärkere Waffen ein? Keiner darf etwas von den neuen Geschützstellungen mit Elektrostrahlern und Giftgasrohren wissen. Trotzdem werden sie errichtet.“
„Vielleicht zur Abwehr des Dschungels.“
„Der Dschungel ist fünfundsiebzig Meilen entfernt“, höhnte French. „Und die neuen Waffen sind nicht zum Einsatz gegen die Wildnis bestimmt. Kalendar, Sie haben mit dem Nachschub zu tun. Äußern Sie sich dazu.“
Kalendar, ein untersetzter,
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