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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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bevorzugte, hätte sie bei Tageslicht wahrscheinlich grell herausgeputzt gewirkt. Doch Kedre war zu klug, um sich diesem Risiko auszusetzen. Ihr langes Gewand schimmerte im strahlenden Weiß der Festungsmauern. Urn die Haare hatte sie einen weißen Turban gewunden, der ihre Schönheit noch betonte. Im gedämpften Schein des diesigen Tages zogen Kedre und das Fort alles Licht auf sich.
    „Hallo, Sam“, begrüßte sie ihn ruhig.
    Sam faltete die Hände und verneigte sich leicht zu dem halborientalischen Gruß, der seit langem den Händedruck verdrängt hatte. Zum erstenmal ging er mit einer formellen Bewegung, wie sie unter Gleichgestellten üblich war, auf ihre Anwesenheit ein. Jetzt konnte er sich diese Geste leisten.
    Kedre lachte und legte ihre schmale Hand auf seinen Arm.
    „Ich stehe hier zugleich für alle übrigen Familien“, sagte sie. „Wir hoffen, daß von nun an eine friedliche gegenseitige Zusammenarbeit möglich sein wird. Ich – lieber Himmel, Sam, wie kannst du nur ständig diese Luft atmen?“
    Jetzt lachte Sam. Er pfiff, und ein junger Mann, der ihm mit Notizblock und Schreibstift gefolgt war, eilte aus der ehrerbietigen Entfernung herbei, in die er sich zurückgezogen hatte.
    „Hol einen Zerstäuber“, befahl ihm Sam.
    Der Sekretär kam rasch zurückgelaufen, und Sam legte Kedre die schmiegsame, durchlöcherte Kugel in die Hände. Sie war mit frischen Blütenblättern gefüllt. Bei der Berührung der Finger entströmte ihr eine schwere Parfümwolke, in der sich die Luft leichter atmen ließ.
    „Du wirst dich daran gewöhnen“, versicherte Sam mit einem Lächeln. „Uns ist es nicht anders ergangen. Übrigens hatte ich nicht so bald mit dieser Ehre gerechnet. Ich wollte dir eigentlich zuvorkommen und dich meinerseits aufsuchen.“
    „Du hast mehr zu tun als wir“, wehrte Kedre anmutig ab und zog dann ein wenig an dem Arm, den sie festhielt. „Jetzt zeig mir aber das Fort. Ich habe noch nie eins von innen gesehen und bin schrecklich neugierig. Wie herrlich es hier oben ist! Wenn du nur etwas gegen diese unerträgliche Luft unternehmen könntest …“
    „Warte noch eine Weile. Warte zwanzig Jahre. Jetzt sind die Dschungel zu dicht und geben zuviel Kohlendioxyd ab. Aber das wird sich ändern.“
    Kedre schritt neben ihm her. Der fleckenlose Saum ihres Gewandes streifte das weiße Pflaster.
    „Ich glaube dir, Sam“, sagte sie. „Wir neigen jetzt zu der Ansicht, daß du recht hattest. Die Landstriche müssen heute besiedelt werden und nicht erst in einer Generation. Deine Mittel waren abscheulich, aber vielleicht wird das Ziel sie rechtfertigen. Ich bin sicher, daß es so kommen wird, wenn du bereit bist, dich von uns unterstützen zu lassen. Du bist ein Dickkopf, Sam. Das warst du schon immer.“
    „Vor vierzig Jahren hattest du nichts dagegen einzuwenden. Ich habe dir auch noch nicht dafür gedankt, Kedre, daß du mich vor einer tödlichen Vergiftung bewahrt und dich anschließend um mich gekümmert hast, während ich ohne Bewußtsein war.“
    Er warf Kedre keinen Blick zu, während er das sagte, aber als ihre Finger sich in seinen Arm gruben und sie stehenblieb, wußte er, daß er falsch geraten hatte.
    „Aber, Sam, das konnte ich überhaupt nicht. Ich habe versucht, dich zu finden, aber du warst wie vom Erdboden verschwunden! Willst du damit sagen, daß du nicht weißt, wo du dich die ganze Zeit über aufgehalten hast? Ich werde meine Leute darauf ansetzen. Vielleicht bekommen sie etwas heraus.“
    „Von mir aus. Ich bezweifle nur, daß sie dort etwas entdecken werden, wo meine eigenen Leute versagt haben.“
    „Das erschreckt mich fast, Sam, weil wir wissen, daß sich jemand um dich gekümmert hat. Du konntest nicht vierzig Jahre lang spurlos verschwinden, ohne … Sam, wer könnte dich bei sich aufgenommen haben?“
    „Eines Tages werde ich auch das klären. Denk jetzt nicht mehr daran. Hier – das ist der Dschungel. Die echte Wildnis und nicht nur eine Wiedergabe auf dem Fernsehschirm. Was hältst du davon?“
     
    Beide hatten die weiße Außentreppe erstiegen, die zu den Zinnen hochführte. Sam war stehengeblieben. Er lehnte sich gegen die Brustwehr, blickte auf den kahlen Streifen herunter, der die Feste umgab, und auf den grünen Dschungel, der wie eine undurchdringliche Wand dahinter aufragte. Rätselhafte und furchteinflößende Laute drangen aus dem Unterholz. Der Mensch hatte den venusianischen Dschungel noch nicht einmal oberflächlich erkundet. Seine fremdartige

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