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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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entschuldigte den Vorfall mit Ihrer Jugend.
    Den Sirianern war es sehr unangenehm, aber sie verfolgten den Fall nicht weiter.“
    „Haben Sie dort meine Lebensgeschichte?“
    „Ja.“
    „Sie machen sich eine Menge Arbeit.“
    „Das ist auch nötig. Wir besitzen von jedem lebenden Terraner eine Karteikarte. In wenigen Minuten können wir elektronisch diejenigen aussortieren, die falsche Zähne, übergroße Schuhnummern oder rothaarige Mütter haben. Ohne jede Schwierigkeit sind wir so in der Lage, jeden speziellen Typ aus der allgemeinen Masse herauszusuchen.“
    „Und ich bin so ein spezieller Typ?“
    „Das sind Sie allerdings. Wir haben zuerst sechzehntausend Personen ausgesucht, die fließend verschiedene sirianische Dialekte sprechen. Indem wir die Frauen und Kinder aussortierten, reduzierten wir die Zahl auf neuntausend. Schritt für Schritt klammerten wir dann die zu alten, wenig gefestigten, die schwachen, die nicht vertrauenswürdigen und die zu temperamentvollen Menschen aus. Auch konnten wir jene nicht gebrauchen, die zu klein, zu groß, zu fett, zu dünn, zu dumm, zu schnell oder zu vorsichtig waren. Es blieben nicht viel übrig, unter denen wir die Wespe auswählen konnten.“
    „Und wie sieht so eine Wespe aus?“
    „In der Hauptsache wie ein Mann, der krumme Beine hat, die Ohren anlegen kann und eine rote Gesichtsfarbe besitzt. Mit anderen Worten also ein Mann, der die Rolle eines Sirianers übernehmen kann.“
    „Nie im Leben!“ rief Mowry aus. „Meine Gesichtsfarbe ist rosa, ich habe Weisheitszähne und meine Ohren stehen ab.“
    „Zähne können gezogen werden, unsere Chirurgen werden dafür sorgen, daß Ihre Ohren anliegen. In zwei Wochen sieht man nichts mehr von der Operation. Und was die Gesichtsfarbe angeht, so haben wir da ein gutes Mittel, das viele Monate anhält. Außerdem wurden Sie in Masham geboren, der Hauptstadt von Diracta, dem sirianischen Heimatplaneten. Ihr Vater war dort Händler. Sie wohnten bis zu Ihrem siebzehnten Lebensjahr in Diracta, dann erst kamen Sie mit Ihren Eltern zur Erde. Heute sind Sie sechsundzwanzig und sprechen perfekt sirianisch mit einem leichten Mashambi-Akzent. Das kann nur von Vorteil sein.“
    „Weiter!“ ermunterte Mowry.
    „Wir schicken Sie auf eine Schule. Sie erhalten dort eine Spezialausbildung, vielleicht sechs oder acht Wochen lang. Später werden wir Sie dann auf einem der sirianischen Planeten absetzen, wo Sie mit Ihrer Arbeit beginnen.“
    Es folgte ein langes Schweigen, dann stieß Mowry einen abgrundtiefen Seufzer aus.
    „Mein Vater sagte einst zu mir: ,Sohn, du bist im Leben ein Narr gewesen und du wirst auch als Narr sterben.’ Der alte Herr hat recht. Also gut, ich melde mich hiermit freiwillig.“
    „Wir wußten, daß Sie es tun würden“, stellte Wolf sachlich fest.
     
    *
     
    Zwei Tage nach Beendigung des Lehrganges sahen sie sich wieder. Wolf besuchte James Mowry in der Schule.
    „Nun, wie ist es?“
    „Purer Sadismus“, stöhnte Mowry und machte ein unglückliches Gesicht. „Ich fühle mich wie ein Krüppel.“
    „Die Reise ist lang genug; Sie werden sich erholen. Am kommenden Donnerstag startet Ihr Schiff.“
    „Wohin?“
    „Das darf ich Ihnen leider nicht sagen. Der Pilot hat die versiegelte Order bei sich und öffnet sie erst vor dem letzten Sprung. Im Falle eines Unfalles oder der Gefangennahme vernichtet er sie.“
    „Wie sollte man uns gefangennehmen können?“
    „Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Ihr Schiff wird schneller sein als alle Schiffe des Feindes. Trotzdem müssen wir mit Pannen rechnen. Wir gehen kein Risiko ein. Sicher kennen Sie den Ruf der sirianischen Geheimpolizei, der sogenannten Kaitempi. Sie bringt selbst einen Granitblock dazu, Bekenntnisse abzulegen. Wenn diese Burschen Sie unterwegs erwischen und ausfragen, machen Sie Ihrem Nachfolger seine Aufgabe nur noch schwieriger.“
    „Meinem Nachfolger? Da fällt mir eine andere Frage ein, an die niemand bisher gedacht zu haben scheint.“
    „Welche Frage?“
    „Bin ich allein auf mich gestellt, oder habe ich Verbündete auf dem Planeten, auf dem man mich absetzt?“
    „Was Sie angeht, so sind Sie der einzige Terraner in einem Umkreis von einigen hundert Millionen Kilometern. Sie besitzen keinerlei Kontaktpersonen und können somit auch niemand an die Kaitempi verraten. Informationen, die man nicht besitzt, kann man auch nicht weitergeben.“
    „Es würde mich aber doch beruhigen zu wissen, daß ich nicht ganz allein

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