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TS 56: Sternenstaub

TS 56: Sternenstaub

Titel: TS 56: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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Menschen unterrichtet, irgendwo eine Schlacht geschlagen, und alte Männer sprachen mit ihren Söhnen …
    Collins schwebte allein durch die leeren Röhren des Schiffes. Es war ein seltsames Schicksal, das ihn hier in diesen Metallsarg gebracht hatte, zwar geschützt vor dem Erfrieren, aber immer unter der Bedrohung der langsamen Auflösung dort unten in den schwarzen Schatten. Es gab kurze Hoffnungsblitze, aber ohne den Kapitän würden sie nie ihr Ziel erreichen.
    Er dachte an die Zeiten der ersten Jahre, wo die Wissenschaftler in einem künstlichen Paradies gelebt hatten, umgeben von einer funktionierenden Technik und Freunden, die ihnen halfen. Collins hatte davon in den Büchern gelesen. Collins verbannte bitter die Gedanken.
    Der Kapitän hatte gesagt, daß sich der Mensch nie zurückbewegte, sondern immer vorwärts und weiter – nicht zu den guten alten Tagen, sondern zu guten, neuen.
    Aber – selbst wenn sie wußten, was mit den Maschinen geschehen war. konnten sie sich doch keinen Weg durch die Zone der anderen bahnen. Sie mußten aber in den Maschinenraum. Sie mußten das Schiff wieder in Fahrt bringen, noch ehe die Synthetika zu Ende gingen und das Schiff in einem Wirbel von hungernden Wahnsinnigen unterging.
    Sie konnten auch nicht die Ansichten der Jüngeren akzeptieren, nämlich, daß die Mutanten nur als wilde Tiere anzusehen waren und man sie ausrotten mußte, damit die Nahrung länger reichte. Aber eines Tages konnten sie die Wilden brauchen, der Tag mußte kommen.
    Collins trieb um eine Ecke und stieß auf Malcolm. Er wurde schon alt, aber immer noch blitzten seine Augen und man sah das Licht seiner Fackel im ganzen Schiff. Er hatte entdeckt, daß seine Eltern Engländer waren, und verbissen jedes Buch, jede Redensart und jede verfügbare Einzelheit studiert, die ihn seiner unendlich fernen Heimat näherbringen sollte. Seine englischen Ausdrücke waren manchmal tragikomisch.
    Aber Collins achtete das Bemühen, auf irgendeine Art eine Persönlichkeit inmitten des Chaos darzustellen. Einmal hatte er sogar Tee gesucht, ohne recht zu wissen, was das war.
    „Wie geht es meinem Gefangenen?“ fragte Collins.
    „Gut. Er scheint kräftiger geworden zu sein als damals, als du ihn herbrachtest. Was hast du mit ihm vor?“
    Collins zuckte die Achseln.
    „Geh und schlafe etwas, ich werde ein kleines Gespräch mit ihm führen. In Ordnung?“
    „Schön!“ sagte Malcolm und ließ sich den Korridor entlangtreiben. Wenn er Malcolm sah, dachte Collins lächelnd, so war es stets eine erfreuliche Angelegenheit. Er öffnete die Tür der Kabine und schwebte hinein, wo der Gefangene bereits in der Dunkelheit wartete. Er sah ihm ohne Furcht entgegen, Collins fühlte dies körperlich, ohne ihn zu sehen. Er entzündete eine Fackel.
    „Du bist gekommen, um mich zu töten“, konstatierte der Mann furchtlos. Die Flamme der Fackel baute sich ruhig auf und verdrängte mit dem orangefarbenen Licht die Schatten in die Winkel.
    „Nein – nur, um mit dir zu reden!“ Collins verengte seine Augen zu engen Schlitzen und sah auf den Mann. Dieser erwiderte den Blick. Er hatte ein energisches Gesicht, sein Haar war lang und wild, die Zähne weiß und kräftig. Die Kleidung war alt, aber nicht unsauber. Intelligenz leuchtete aus seinen Augen.
    „Schieß los!“ sagte der Mann ruhig.
    „Mein Name ist Collins, ich bin der, der dich überwältigte.“ Collins lächelte matt.
    „Ich weiß. Ich heiße Owens.“
    „Nun gut, Owens. Ich würde dir gerne helfen, aber ich weiß nicht wie. Du bist hier in einer schwierigen Lage.“
    „Ich werde mit meinen Problemen selbst fertig.“
    Collins fühlte sich zu seinem Gegenüber hingezogen. Er war zweifellos ein Barbar, aber Mut schien er genügend zu besitzen.
    „Du könntest getötet werden und ich kann dich nicht schützen. Ich weiß, was mir passieren würde, wäre ich dein Gefangener!“
    „Du würdest gebraten einen feinen Bissen abgeben“, stellte Owens fest.
    „Ein Diplomat bist du nicht gerade. Dich scheint die Aussicht auf den Tod nicht zu bedrücken.“
    „Kaum. Ich habe ein ganzes Leben den Tod gekannt – er kommt, gleich, ob du dich fürchtest oder nicht. Auch dein Leben wird bald ausgelöscht werden, hebe deine Menschenliebe bis dahin auf.“
    Collins schwebte auf den Mann zu, seine Augen waren hart und schmal. Er preßte seine Nägel in den Arm des Mannes und spürte keinerlei Reaktion. Owens begegnete furchtlos seinem Blick.
    „Was weißt du über meinen Tod?“

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