TS 56: Sternenstaub
Aber bald würden die ersten Anzeichen des Wahnsinns zu sehen sein. Es war immer noch Zeit, dann einzugreifen.
Er blieb neben Harlow und seiner Tochter stehen, die sich von den übrigen Passagieren abgesondert hatten. Sie wußten genau, welches Schicksal ihnen bevorstand, aber sie hatten den Schock schon überwunden und die Angst hinter sich gelassen.
„Entschuldigung“, sagte Brent hart. „Sie wissen, was geschehen ist. Die Dinge stehen sehr schlecht. Ich wollte mich anbieten, um das Schlimmste vorher abzuwenden …“
Ärger und bittere Wut standen in den Augen Harlows.
„So edel? Was ist die Gegenleistung, meine Tochter?“
Brent lachte tonlos.
„Wir sind tot“, sagte er und wußte, was der andere dachte. Er errötete ein wenig, fing sich aber rasch.
„Sie wissen, was uns blüht, wenn diese Meute hier wild wird. Ich wollte nichts anderes, als auf meine Art zu helfen. Ich bin wahrscheinlich ein kleiner Narr und handelte als ein solcher.“
Er drehte sich auf dem Absatz um und wandte sich zur Bar. Sie sollten Zeit haben, ihre Meinung über ihn zu revidieren.
„Einen Augenblick …“, sagte Kit. Er drehte sich um. Ihre Stimme war so, wie er sie sich vorgestellt hatte. Klar, ausgeglichen und gut anzuhören.
„Wenn Sie noch einige Passagiere organisieren könnten, so würden wir dem Schlimmsten eine Weile widerstehen können.“
„Ich bezweifle es“, sagte ihr Vater kurz. „Es könnte die Dinge nur verschlimmern. Wahrscheinlich ist in der Lautsprecherdurchsage mehr Wahrheit, als wir denken. Sie haben den Overdrive nur ausgeschaltet, er ist nicht defekt.“
Brent schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Seine Gedanken tasteten sich auf einem sehr dunklen Weg entlang, möglicherweise entdeckte er irgendwo einen logischen Fehler.
„Ich habe es mir überlegt. Du weißt, was dort geschah, wo wir uns zuletzt aufhielten. Es würde auffallen, dich oder mich auf eine auffällige Art umzubringen. Sie, junger Mann, hätten den Kontakt mit uns besser meiden sollen. So werden Sie mit hineingezogen, ob Sie wollen oder nicht.“
Kit lehnte sich an die Wand. Sie wurde bleich, und die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Dann wandte sie sich an Brent, der aus seinen Gedanken aufschreckte.
„Mein Vater hat recht. Dieser Zwischenfall ist beabsichtigt worden, um Schrecken und Verwirrung zu stiften. Die Passagiere werden wahnsinnig werden, und man wird sie in Notwehr töten. Wir werden unter den Toten sein. Dann werden sie den Sternenantrieb wieder einschalten und zurück nach Khem IV fliegen.
Brent, Sie können uns einen großen Gefallen tun.“
Jim dachte immer noch an den Schrecken, der sie erwartete, und sein Mund zuckte nervös. Er fühlte sich wie ein Rassepferd vor dem Start, fiebernd und zugleich froh, eine genau umrissene Aufgabe erhalten zu haben. Er lächelte.
„Ja, bitte?“
„Versuchen Sie nicht, uns öfter zu treffen, als notwendig ist. Versuchen Sie nicht, uns vor der Mannschaft zu schützen. Das wird Sie vor dem Tode bewahren. Wenn Sie dann wieder auf der Erde sind, suchen Sie Kontakt mit jemandem in der Handelsgesellschaft, der meinen Vater gut kannte. Erzählen Sie ihm, daß uns aufgefallen ist, daß der Herrscher von Khem IV bei einem Bankett Vistek gegessen hat. Es war ein tödlicher Irrtum. Er ließ seine Köche für diese Unachtsamkeit hinrichten. Und wir – wir sahen es. Daher die Unterbrechung der Fahrt. Dies ist die Botschaft.“
Ihr Vater faßte Brent an der Schulter. Kit sah ihn dringend an.
„Das ist alles, mehr können Sie nicht für uns tun. Suchen Sie uns nicht mehr unter den Fahrgästen. Die Botschaft ist dringender als unser Leben.“
Sie drehten sich um und gingen zurück in ihre Kabinen. Als sie aus dem Raum verschwunden waren, begann Brent die Tragweite der Worte voll zu begreifen. Harlow war ein bedeutenderer Mann als nur ein Handelskommissar. Ihm war das Versehen mit den Vistekfrüchten aufgefallen, was auf erhebliche Beobachterqualitäten schließen ließ.
Der pickelgesichtige Mann, der auf den Namen Rudi hörte, hatte sich in der ersten Hälfte der Fahrt an jeden Passagier herangedrängt und war ihm mit gleicher Regelmäßigkeit auf die Nerven gegangen. Brent wandte sich kurz zu ihm und fertigte ihn ab.
„Harlow sagte nur, daß es seiner Meinung nach stimmte, was der Lautsprecher verkündete. Wir stehen in Verbindung mit Khem, und wenn wir es wünschen, senden sie uns ein Rettungsschiff.“
Der picklige, kleine Mensch begann zu wimmern. Er klammerte sich an
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