TS 56: Sternenstaub
benötigten. Er entnahm seinem wenigen, aber inhaltsreichen Gepäck einige Gegenstände und verließ die Kabine wieder.
Er hatte die Zeit unterschätzt. Als er in den Aufenthaltsraum kam, lag bereits ein Mann in seinem Blut. Ein großer, dunkler Fleck breitete sich neben ihm aus.
Kein Offizier war zu sehen. Brent stellte ärgerlich einige Fragen. Der Mann war schreiend aus der Bar getorkelt und behauptete, sie müßten alle sterben. Wer würde der erste sein? Ein noch nicht betrunkener Mann war zu ihm hingegangen und hatte versucht, ihn zu beruhigen. Er sagte, daß die Frauen schon verängstigt genug seien und die Kinder ebenfalls. Der Betrunkene schrie:
„Du bist der erste“, und stach zu. Dann ging er auf die anderen Passagiere los, den sinnlosen Refrain weiter brüllend.
„Alles liegt im Sterben, wer wird der nächste sein?“
Einige flohen, aber ein junger Mann – ein Flitterwöchner, hatte ihn mit dem Stuhl abgewehrt. Andere sprangen hinzu und fesselten ihn. Auf die Signale aus dem Passagierraum kam kein Offizier nach unten. Brent ging zur Bar. Der Mixer war verschwunden, hatte aber nicht abgeschlossen. Überall lagen und standen leere, angebrochene und volle Flaschen herum. Es waren jetzt schon wesentlich mehr Männer, die Gläser vor sich stehen hatten oder aus den Flaschen tranken. Iposap! Alle Flaschen enthielten dieses schreckliche Getränk. Die Männer starrten stumpf vor sich in den Raum und eine der beiden Frauen, die an einem kleinen Tisch saßen, verlangte mit hoher Stimme einen neuen Drink, damit sie nicht denken brauchte.
Brent versuchte einige Flaschen. Überall war nur Iposap enthalten. Er war höllisch froh, daß er in seinen Taschen Gegenstände wußte, die ihm später sehr nützen konnten.
Ein muskulöser Mann torkelte auf Brent zu und sagte heiser:
„Mir mißfällt dein Gesicht, Mann.“
Seine Faust schoß auf Jims Kopf zu. Er blockierte den Schlag, ohne ihn zurückzugeben.
„Es ist eine verdammte Sache, uns alle miteinander sterben zu lassen.“ Jemand sprach laut vor sich hin.
„Wer stirbt? Ich nicht!“ Brents Angreifer fragte und schlug wieder zu. Es war sinnlos. Es lag keinerlei Grund vor, irgend jemanden anzugreifen. Ein anderer kam auf Brent zu und suchte Streit. Brent verteidigte sich mit seinem ungeheuer raffinierten Können, einer Mischung verschiedener Kampfstile, die man ihm vor Jahren beigebracht hatte. Fäuste flogen, eine leere Flasche zerschellte in dem allgemeinen Tumult. Alle schienen nur auf ein Signal gewartet zu haben. Eine Frau schlug wild um sich, und ihre Kleider gingen in Fetzen. Alle beobachteten den Kampf. Brent duckte sich und sprang seitwärts über die Theke. Der Mixer war durch eine schmale Tür verschwunden, Brent öffnete sie, fand sich in einer winzigen Luftschleuse und betrat den Teil des Schiffes, der die Mannschaft beherbergte.
Er stand auf einem schmalen Metallsteg in der fast vollkommenen Dunkelheit der stählernen Trägerkonstruktion. Brent erkannte das Fabrikationsmuster – es war ein Stimson-Entwurf. Ein umgebauter Frachter, der jetzt Passagiere flog. Er hörte das Summen von Maschinen, einen Dynamo und die Luftverteilungsanlage. Er hätte sofort eine Konstruktionszeichnung des Schiffes anfertigen können. Die Mannschaftsräume mußten sich unterhalb der Steuerkabine befinden. Der Sternenantrieb würde in der Mitte des Schiffes sein, genau an der Stelle, an dem das aufgebaute Feld das Schiff umspannen konnte. Brent wußte, wo er es zu suchen hatte. Er tastete sich vorsichtig, aber schnell auf den Raum des Overdrives zu. Schwache Notlampen warfen Licht auf die geriffelten Platten des Katzenstegs, der von Metalleitern durchbrochen wurde. Sie führten hinauf in die Mannschaftsräume. Er kam an Tanks vorbei, großen Kugeln, die dem Innendruck leicht widerstehen konnten. Brent schwang sich an Stahlträgern durch die Dunkelheit, wie er es vor Jahren in den Raumhäfen gelernt hatte.
Er verharrte einen Moment auf einem Träger, denn sein geschultes Ohr vernahm eindeutige Geräusche. Das Tappen von leichten Schuhen war auf den Bügeln der Leitern. Er sah scharf hin. Rudi kam aus der Steuerkanzel und ging zurück in die Passagierräume. Er war zum Berichten dort gewesen, damit sie ihren Stundenplan einrichten konnten.
Sie würden nach der Aktion nach Khem IV zurückkehren, wo die überlebenden Passagiere umgebracht werden würden, dafür, daß sie bei dem Massaker mitgemacht hatten.
Brent wartete, bis Rudi außer Hörweite war und schwang
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