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TS 56: Sternenstaub

TS 56: Sternenstaub

Titel: TS 56: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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Brent.
    „Sie können es nicht. Sie empfangen die Antwort nicht und werden uns auch kein Schiff schicken können, weil sie uns nicht finden.“
    „Wollen Sie verdammter Narr die Panik anstiften, indem Sie diesen Mist verbreiten? Erzählen Sie diese Dinge einem Schiffsoffizier – gehen Sie ihn fragen!“
    Brent ließ sich in einen Stuhl fallen und preßte die Handflächen gegeneinander. Er ordnete die Ereignisse der letzten Viertelstunde in seinem Hirn und brachte sie in die richtigen Positionen zueinander. Aber die Lösung war noch nicht komplett.
    Er ging zu der langen Bar des Aufenthaltsraumes. Ein knappes Dutzend Passagiere saßen bereits auf den hohen Stühlen und tranken. Brent sah, daß die Taschen eines Mannes voll von erbeuteten Lunchpaketen waren. Die Startzeichen waren schon gefallen. Der erste, der auf Kosten seiner Kameraden überleben wollte. Brent bestellte einen Sarfane und schlürfte ihn.
    Er erstarrte, denn Sarfane war ein leichter Drink und sehr köstlich.
    Aber sein Aroma vertrug keinerlei Zusatz. Dieser hier war mit etwas gemixt. Brent saß still. Wenn die Offiziere des Schiffes schon wußten, daß die Situation hoffnungslos war, dann mußten sie Beruhigungsmittel an die Passagiere verteilen. Aber es war noch keine zwanzig Minuten her, daß der Sternenantrieb versagt hatte. Das war zu rasches Handeln, viel zu rasch!
    Er begriff jetzt.
    Eine Frau begann im Aufenthaltsraum der Delilah hysterisch zu kreischen. Brent wandte den Kopf und sah, daß Rudi von einem Mann hart zur Seite gestoßen wurde. Brent saß da, mit einem Sarfane aus Alkohol und etwas anderem in der Hand. Tollheit und Wahnsinn würden über die Passagiere kommen, der Overdrive würde nicht eher eingeschaltet werden, bis Kit und ihr Vater getötet waren. Dann würde die Delilah in den Heimathafen zurückkehren mit den restlichen Passagieren und den Leichen der Erschossenen.
    Die Sache mit den Drinks war der erste Fehler gewesen, den die Mannschaft gemacht hatte. Es war zu schnell gegangen, denn innerhalb von zwanzig Minuten konnte niemand sagen, ob der Mechanismus des Sternenantriebes zerstört war. Er versuchte herauszubekommen, womit der Drink gemixt worden war und ließ die Tropfen über seine Zunge gleiten. Es war Iposap. Ein Tropfen in einem Drink machte ihn meist etwas besser, aber drei Tropfen waren Mord! Sie verwandelten betrunkene Männer in kämpfende Bestien. Iposap!
    Wenn die Drinks richtig dosiert wurden, waren die männlichen Passagiere innerhalb von Stunden – fast alle männlichen Passagiere, denn fast alle tranken sie – nicht beruhigt, sondern irrsinnig vor grundloser Wut.
    Die nüchternen Leute sollten von den Betrunkenen überwältigt werden. Es war ein teuflischer, genauer Plan, fast perfekt. Ein Kind begann zu schreien.
    „Mammi, Mammi! Sie wollen mich auch fressen. Er sagt …“
    Rudi drückte sich von dem erschrockenen Kind davon. Mit einem aschfahlen Gesicht tröstete die Mutter das Kind, und das schneidende Geschrei verstummte. Ein Mann neben Brent schrie:
    „Wenn wir schon sterben, dann sollten wir die Offiziere mitnehmen, die uns diese Suppe eingebrockt haben.“
    Der Barmixer kümmerte sich verbindlich lächelnd um seine Gäste, und Rudi kam heran. An einer anderen Stelle tröstete ein Vater mechanisch sein Kind und klopfte es auf den Rücken. Irgend jemand schlug mit der Faust auf einen Mann ein. Der Mann fiel vom Barhocker. Brent bemerkte, daß die Registrierkasse kein einziges Mal aufgeblitzt hatte und verschüttete seinen Drink absichtlich. Der Mixer stellte einen neuen vor ihn hin, und Brent kostete. Wieder mit Iposap, und ohne Rechnung. Brent hob das Glas und warf es lässig hinter die Bar. Dann schlenderte er aus dem Raum. Hinter ihm verdichtete sich die Spannung. Ein anderer Mann eilte an ihm vorbei und stieß ihn an. Er brauchte Alkohol, um die Tatsache zu vergessen, daß die Delilah für immer hilflos mit ihrer menschlichen Fracht im Raum treiben würde.
    Für immer – es war ein harter Begriff. Das Schiff konnte mit seinen Vorräten von Luft, Nahrung und Energie in einem mehrmonatigen Flug einen bewohnten Planeten erreichen. Aber die Entfernung war beschränkt. Sie mußten bald starten, sonst wurde es tatsächlich immer ungünstiger.
    Brent betrat seine Kabine. Er dachte daran, daß die Ereignisse sich logisch entwickeln würden. Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden würde es die ersten Morde geben. Nahrung und Luft würden länger reichen, wenn es weniger Leute gab, die sie

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