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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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einer harten Schule gestählten Mann vor einemFeind zusammenbrechen ließ. Was für ein seltsames Geschöpf war doch der Mensch.
    Green zuckte die Achseln.
    „Nun schön. Wenn du die Sammlung retten willst, dann hast du folgendes zu tun.“ Und er beschrieb dem Herzog in allen Einzelheiten, was dieser während der nächsten zehn Minuten zu tun und welche Befehle er seinen Leuten zu geben hätte. Dann ließ er ihn bei seinem Namen und bei der Ehre des Begründers seiner Dynastie die heiligsten Eide schwören, daß er Green nicht hintergehen würde.
    „Um sicher zu gehen“, setzte der Mann von der Erde hinzu, „werde ich den Exurotr mit mir nehmen. Sobald ich weiß, daß du Wort gehalten hast, werde ich das Nötige unternehmen, damit er unbeschädigt wieder in deine Hände gelangt.“
    „Kann ich mich auch darauf verlassen?“ brachte der Herzog heiser hervor und rollte mit den großen braunen Augen.
    „Bestimmt. Ich werde mich mit Zingaro, dem Agenten der Diebeszunft in Verbindung setzen, und er wird dir den Vogel, gegen eine Entschädigung natürlich, zurückbringen. Bevor wir allerdings endgültig handelseinig werden, mußt du noch schwören, daß du weder meiner Frau Amra noch einem ihrer Kinder ein Leid antun oder ihr Geschäft beschlagnahmen wirst, sondern dich ihr gegenüber so verhalten wirst, als wäre nichts geschehen.“
    Der Herzog schluckte schwer, immerhin – er tat, was Green verlangte. Green war erleichtert. Wenn er Amra schon verließ, so war doch zumindest ihre Zukunft gesichert.
    Eine Stunde später verließ Green sein Versteck im Innern eines großenSchrankes in den herzoglichen Gemächern. Mochte der Herzog auch die heiligsten Eide geschworen haben, er war so treulos wie jeder andere dieser Barbaren auf dem Planeten, und das bedeutete ein beachtliches Maß an Heimtücke. Green hatte schwitzend hinter der Tür gestanden und der lautstarken und zeitweise unzusammenhängenden Unterhaltung gelauscht, die zwischen dem Herzog, den Soldaten und der Herzogin stattgefunden hatte. Der Herzog war ein guter Schauspieler, denn es war ihm gelungen, alle zu überzeugen, daß er dem verrückten Sklaven Green entkommen war, ein Schwert ergriffen und ihn gezwungen hatte, von der Balkonbrüstung zu springen. Natürlich hatten auch mehrere Soldaten gesehen, wie ein großer, ungefähr mannsgroßer Gegenstand vom Balkon gestürzt und mit lautem Aufprall in den Burggraben gefallen war. Es bestand kein Zweifel darüber, daß der Sklave sich beim Aufprall das Genick gebrochen hatte.
    Green, das Ohr gegen die Tür gepreßt, mußte trotz seiner Nervosität unwillkürlich lächeln. Mit vereinten Kräften hatten er und der Herzog ein hölzernes Standbild des Gottes Zuzupatr hinausgehievt, nachdem sie es vorher mit eisernen Gewichten beschwert hatten, damit es nicht auf dem Wasser trieb. Im Mondlicht und bei der herrschenden Aufregung mußte der Götze einem fallenden Mann ausreichend ähnlich gesehen haben, um jeden zufälligen Beobachter zu täuschen.
    Die einzige, die von dieser Lösung offensichtlich nicht zufriedengestellt war, war Zuni. Sie schrie und zeterte und führte sich würdelos auf, bis zwei Soldaten auf ein Zeichen des Herzogs sie bei den Armen packten und aus dem Zimmer schleiften.
    Der Regent öffnete die Schranktür. In der Hand hielt er das grüne Gewand und die sechseckige Brille eines Priesters und eine Maske für den unteren Teil des Gesichts. Die Maske wurde traditionsgemäß angelegt, wenn ein Mönch für einen hohen Würdenträger unterwegs war. Solange er sie trug, verpflichtete ihn ein Gelübde, mit niemandem zu sprechen, bis er vor dem Empfänger seiner Botschaft stand. Green würde somit vor lästigen Fragern geschützt sein.
    Er legte Gewand, Brille und Maske an, zog die Kapuze über den Kopf und schob den gläsernen Exurotr unter sein Hemd. Die geladene Pistole verbarg er in einem der geräumigen Ärmel.
    „Vergiß nicht“, ermahnte ihn der Herzog besorgt, während er die Tür öffnete und hinausspähte, um festzustellen, ob sich jemand auf der Treppe aufhielt, „vergiß nicht, wie zerbrechlich der Vogel ist. Sei äußerst vorsichtig, daß du ihn ja nicht beschädigst, und schärfe Zingaro ein, daß er ihn sofort in eine Kiste zwischen Seide und Sägemehl bettet, damit er ja nicht zerbricht. Ich werde tausend Tode sterben, bis er wieder in meiner Sammlung steht.“
    Und ich, dachte Green, werde tausend Tode sterben, bis ich aus deiner Reichweite bin und heil und gesund und in Sicherheit

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