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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Sie dienten der Ausbalancierung, verhinderten ein Kentern, wenn der Roller unter einem plötzlichen seitlichen Windstoß schwankte und sorgten bei Wendemanövern für eine gewisse Elastizität. In solchen Augenblicken glich der Aufenthalt an Bord eines Rollers fast dem auf einem richtigen Segelschiff. Während das vordere bewegliche Räderpaar herumschwang und die Längsachse des Fahrzeugs langsam ihre Richtung änderte, neigte sich der Rumpf unter dem sich drehenden Aufprall des Windes. Die Taue auf der Gegenseite dehnten sich bis zu einem bestimmten Punkt und bremsten dann die Kippbewegung des Rumpfes langsam ab, worauf das Fahrzeug nach der anderen Seite rollte, um sich dann langsam und endgültig wieder aufzurichten.
    Der Glücksvogel besaß einen geschweiften Bug und ein hohes Vordeck, auf dem das vielspeichige Steuerrad stand. Zwei Rudergänger, die sechseckige Schutzbrillen und enganliegende Lederhelme mit hohen Büschen aus gerolltem Draht trugen, bedienten es. Hinter ihnen standen Kapitän und Obersteuermann. Das Mitteldeck lag tiefer als das Vordeck und das Achterdeck wiederum höher, jedoch erreichte es die Höhe des Vordecks nicht.
    Die vier Mastbäume waren nicht ganz so hoch wie bei einem Seefahrzeug ähnlicher Größe. Zu hohe Masten hätten bewirkt, daß der Roller, trotz des Gegengewichts von Achsen und Rädern, bei starkem Wind gekentert wäre. Die Rahen, die weit über den Rumpf hinausragten, waren deshalb, um den Verlust an Segelfläche zu kompensieren, im Vergleich zu einem Seeschiff unverhältnismäßig lang. Hatte der Vogel alle Segel gesetzt, dann wirkte er für das Auge eines Seemanns plump und unbeholfen.
    Drei Masten waren rahgetakelt. Der Besan trug ein Gaffelsegel, das das Schiff steuern half. Ein Bugspriet fehlte.
    Der Vogel besaß fünf große Kanonen auf dem Zwischendeck, sechs Kanonen auf dem zweiten, eine leichte Drehbasse auf dem Steuerdeck und zwei Drehbassen auf dem Achterdeck.
    In den Davits hingen zwei größere Rettungsboote und eine Gig, alle mit Rädern und Klappmasten versehen. Erlitt der Vogel Schiffbruch, dann konnte die gesamte Mannschaft auf die kleinen Roller übersteigen. Viel Zeit für seine Besichtigung war Green allerdings nicht vergönnt. Während er sich noch umsah, bemerkte er, wie ein hochgewachsener hagerer Matrose ihn scharf fixierte. Dieser Bursche war dunkelhäutig, hatte aber die blaßblauen Augen der Hügelbewohner von Tropat. Er bewegte sich wie eine Katze und trug am Gürtel einen langen und schmalen Dolch. Kein angenehmer Zeitgenosse, dachte Green.
    Kurz darauf baute sich der Matrose, als er merkte, daß Green nicht weiter Notiz von ihm nahm, in herausfordernder Weise genau vor dessen Nase auf. Gleichzeitig verstummte um sie jedes Gespräch, und jeder wandte den Kopf und starrte zu ihnen hin.
    „Freund“, begann Green in versöhnlichem Ton, „könntest du nicht bitte etwas zur Seite treten. Du versperrst mir die Aussicht.“
    Der Bursche spuckte Green einen Strahl Grixtrsaft vor die Füße. „Kein Sklave nennt mich Freund. Jawohl, ich versperre dir die Aussicht, und ich werde nicht zur Seite treten.“
    „Offenbar mißfällt dir meine Anwesenheit hier“, begann Green von neuem. „Warum? Gefällt dir mein Gesicht etwa nicht?“
    „Nein. Und kein Sklave gefällt mir als Kamerad.“
    „Ja, es stimmt, ich bin ein Sklave“, entgegnete Green. „Aber ich wurde nicht als Sklave geboren. Bevor man mich dazu machte, war ich ein freier Mann. Ich stamme aus einem Land, in dem es keine Herren gibt, weil dort jeder sein eigener Herr ist. Aber wie dem auch sei, jedenfalls glaube ich, mir meine Freiheit verdient zu haben, weil ich, um an Bord des Vogels zu gelangen, gekämpft habe wie ein Krieger und nicht wie ein Sklave. Und deshalb möchte ich in die Mannschaft aufgenommen werden und als Blutsbruder zum Klan Effenycan zählen.“
    „So, möchtest du das? Und was vermagst du zum Wohle des Klans beizutragen, daß wir dich würdig erachten sollen, unser Bruder zu werden?“ Ja, was? dachte Green. Der Schweiß brach ihm aus, obwohl die morgendliche Brise kühl über das Deck strich.
    In diesem Augenblick bemerkte er, wie Miran mit einem Matrosen sprach, der daraufhin in einem Niedergang verschwand, aus dem er wenige Augenblicke später wieder auftauchte. In der Hand trug er eine kleine Harfe. O ja, jetzt fiel es ihm wieder ein. Er hatte ja dem Kapitän erzählt, welch ausgezeichneter unvergleichlicher Harfenspieler und Sänger er wäre, für den Klan, dem

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