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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Befehl, wieder donnerten die Geschütze.
    Während Green seine Muskete nachlud, bemerkte er. daß der Mastkorb, in dem er stand, sich nach rechts zu lehnen schien. Er brauchte einige Sekunden, bis er begriff, daß der Vogel offenbar in dieser Richtung ausscherte.
    „Warum tut er das?“ schrie er seinem Nebenmann zu.
    „Dummkopf, wir können schließlich nicht die ganze Nacht rückwärts segeln. Die Ving sind vorbei, und wir müssen wenden, solange der Schwung uns noch weiterträgt. Das gleiche Manöver wie vorhin, nur umgekehrt.“
    In diesem Augenblick brüllte Backbord voraus Geschützfeuer auf. Die Männer auf dem Vogel unterdrückten ihre Hochrufe nur, weil Miran gedroht hatte, jeden auf der Ebene zurückzulassen, der ihren Standort verriet. Immerhin entblößten sie alle ihre Zähne in schweigendem Gelächter. Der schlaue Miran war aus der Falle entwischt. Und genau wie er gehofft hatte, beschossen die beiden Piraten sich jetzt gegenseitig, weil jeder den anderen für den Angreifer hielt, ohne zu ahnen, daß dieser sich inzwischen schon weit hinter ihnen befand.

 
14.
     
    Fünf Minuten lang berichteten aufzuckende Blitze und rollender Donner, daß die Ving sich immer noch eindeckten. Dann versank alles wieder in Dunkel. Anscheinend hatten die beiden sich entweder erkannt oder eingesehen, daß ein Nachtgefecht sinnlos war, und sich voneinander gelöst. In diesem Fall war die Gefahr für den Vogel endgültig vorbei, denn allein griff ein Ving niemals an.
    Die Wolken brachen auf, und der große und der kleine Mond badeten das Land in ihrem Licht. Die Piratenschiffe waren nirgends mehr zu entdecken. Auch als die Morgendämmerung hereinbrach, blieben sie verschwunden. In rund einem Kilometer Entfernung war zwar ein Segel zu sehen, doch das alarmierte niemand außer den ungeschulten Green. Es war ein Händler aus dem nahen Dem im Herzogtum Potzihili.
    Green war froh. Jetzt konnten sie zusammen segeln, denn in der Zahl lag Sicherheit.
    Aber nein. Nachdem Miran es angerufen und erfahren hatte, daß es ebenfalls nach Estorya unterwegs war, befahl er, den letzten Fetzen Segeltuch anzuschlagen, um ihm davonzulaufen.
    „Ist er nicht ganz bei Trost?“ fragte Green den nächstbesten Matrosen.
    „Nicht weniger als ein Zilmar“, antwortete der Mann und meinte damit ein fuchsähnliches Tier, das in den Bergen hauste. „Wir müssen Estorya als erste erreichen, wenn wir aus unserer Ladung den vollen Wert herausschlagen wollen.“
    „Aber das ist doch Unsinn“, knurrte Green. „Die dort haben keine lebenden Fische geladen. Sie sind keine Konkurrenz für uns.“
    „Das nicht. Aber wir haben noch mehr anzubieten. Und außerdem muß Miran nun einmal der erste sein. Er würde krank werden, wenn er sich von einem anderen Händler überholen lassen müßte.“
    Die Tage verstrichen. Nur selten geschah etwas, das die Eintönigkeit der Reise unterbrach. Gelegentlich wurde die Gig ausgesetzt, und eine kleine Jagdgesellschaft brach auf, um einen Hoober, einen Zwerghirsch oder eines der kleinen wilden Schweine zu verfolgen. Die Jäger brachten stets ausreichend frisches Fleisch zurück, und auch an Frischwasser war kein Mangel, da es jeden Mittag und Abend wenigstens eine halbe Stunde regnete.
    Green verwunderte sich nicht wenig über die Regelmäßigkeit und die Pünktlichkeit, mit der diese Regenschauer auftraten. Die Wolken erschienen gegen Mittag, es regnete eine halbe oder eine Stunde, dann klarte der Himmel wieder auf. Am Abend geschah das gleiche, was alles sehr schön war, aber auch reichlich verwirrend.
    Hin und wieder wurde ihm erlaubt, vom Mastkorb aus auf Graskatzen und Wildhunde zu schießen, um sich im Gebrauch seiner Muskete zu üben. Die Wildhunde jagten in Rudeln und liefen oft über weite Strecken knurrend und heulend neben dem Vogel her. Die Matrosen wußten eine Menge Geschichten zu erzählen, was sie mit jenen Unglücklichen machten, die über Bord fielen oder deren Schiff auf der Ebene strandete.
    Green kehrte nach einer solchen Geschichte schaudernd, aber nur um so eifriger zu seinen Zielübungen zurück. Obwohl er im allgemeinen von einem wilden Herumgeknalle auf harmlose Tiere nicht viel hielt, hatte er keine Gewissensbisse, diesen wölfischen Bestien eins auf den Pelz zu brennen.
    Oft kreuzte der Roller über lange Strecken durch kniehohes Gras, dann wieder stießen sie unvermittelt auf eine jener gewaltigen Rasenschneisen, die so wohlgepflegt wirkten. Green hatte nie aufgehört, sich darüber Gedanken

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