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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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mit ihm zusammen. Aus seinen Träumen gerissen, entschuldigte er sich automatisch auf Englisch.
    „Verfluche mich nicht in deiner fremden Zunge!“ knurrte Grazoot, der dicke kleine Harfenspieler.
    Green blickte auf und sah hinter Grazoot Ezkr stehen, der den Sänger hämisch noch weiter aufstachelte. „Er glaubt, er könnte einfach über dich hinwegsehen, Grazoot, weil du ihn das letzte Mal so leichten Kaufs hast davonkommen lassen.“
    Grazoot blies die Backen auf, lief rot an und warf Green einen bösen Blick zu. „Nur weil Miran Zweikämpfe verboten hat, habe ich ihm noch nicht meinen Dolch zu kosten gegeben.“
    Green blickte von dem einen zum anderen. Offenbar hatten die beiden den Zwischenfall vorbereitet, und ganz bestimmt in keiner guten Absicht.
    „Tretet zur Seite“, sagte er hochmütig. „Ihr brecht die Disziplin des Schiffes. Das wird Miran gar nicht gefallen.“
    „Ach, wirklich?“ entgegnete Grazoot. „Glaubst du, Miran würde sich auch nur im geringsten darum kümmern, was dir zustößt?“
    „Aus dem Weg jetzt, oder ich melde euch dem Obersteuermann“, fauchte Green sie an und drängte sich an ihnen vorbei. Sie wichen zur Seite, aber er hatte ein unangenehmes Gefühl im Rücken, als er weiterging.
    Erst als er auf der Strickleiter stand, die zu seiner Station im Vortopp hochführte, begann das prickelnde Gefühl wieder zu weichen. In diesem Augenblick rief Grazoot ihm nach: „Ach, Green! Ich hatte heute nacht einen Traum. Einen wahren Traum, weil mein Schutzgott ihn mir schickte und er selbst darin erschien. Er verkündete mir, daß er den Geruch deines Blutes mit Wohlgefallen einatmen würde, wenn es bei deinem Sturz über das Deck verspritzt.“
    Green hielt mit einem Fuß auf der Leiter inne. „Rate deinem Gott, er soll sich aus meiner Reichweite halten, wenn er nicht einen Kinnhaken riskieren will“, rief er zurück.
    Die umstehenden Leute, von denen sich inzwischen eine Menge eingefunden hatten, um dem Disput zu lauschen, schnappten nach Luft. „Frevel!“ kreischte Grazoot. „Gotteslästerung!“ Er wandte sich der Menge zu. „Habt ihr das gehört?“
    „Ja“, versetzte Ezkr und trat einen Schritt vor. „Ich habe es vernommen, und ich bin entsetzt.“
    „Oh, Tonuscala, mein Schutzgott, strafe diesen aufgeblasenen Lästerer! Mache deine Vision wahr. Stürze ihn vom Mast!“
    „Tahkai“, murmelte die Menge. „Amen.“
    Green lächelte grimmig. Er war ihnen in die Falle gegangen und mußte von nun an auf der Hut sein. Man konnte sich wohl an den Fingern abzählen, daß einer oder alle beide nach Einbruch der Dunkelheit in die Wanten klettern und sich nicht eher zufriedengeben würde, bis er, Green, mit zerschmetterten Gliedern auf Deck lag. Und natürlich würde der erzürnte Gott dafür verantwortlich sein. Sollte Amra Ezkr und Grazoot anklagen, wer würde dann schon auf sie hören? Und Miran würde wahrscheinlich sogar einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen, weil er einen gefährlichen Mitwisser los war.
    Green enterte weiter zum Mastkorb hoch und ließ sich darin nieder, um düster zum Horizont zu starren. Kurz vor Sonnenuntergang kam Grizquetr und brachte ihm in einem bedeckten Korb seine Abendmahlzeit und eine Flasche Wein.
    Während er aß, erzählte Green dem Knaben von seinen Befürchtungen.
    „Mutter hat sich schon ähnliches gedacht“, antwortete der Junge. „Oh, ja, Mutter ist eine kluge Frau. Und sie hat einen Fluch über beide ausgesprochen, falls dir etwas passieren sollte. Außerdem schickt dir Mutter noch das hier.“
    Er schlug das Tuch, das den Korb bedeckte, völlig zurück. Greens Augen wurden groß.

 
15.
     
    „Eine Signalrakete!“
    „Ja. Mutter meint, du sollst sie abfeuern, wenn du auf Deck die Pfeife des Bootsmanns hörst.“
    „Und kannst du mir vielleicht sagen, weshalb? Komme ich dadurch nicht in gewaltige Schwierigkeiten? Man wird mich ein dutzendmal Spießruten laufen lassen. Nein, mein Lieber.“
    „Aber Mutter läßt dir sagen, niemand würde beweisen können, wer das Signalfeuer angezündet hat.“
    „Möglich. Aber weshalb soll ich es überhaupt tun?“
    „Die Rakete wird das Schiff in helles Licht tauchen, und jeder wird sehen, daß Ezkr und Grazoot in der Takelage hängen. Das ganze Schiff wird in Aufruhr sein. Und wenn man dann noch entdeckt, daß jemand zwei Raketen aus dem Lagerraum gestohlen hat und das Schiff durchsucht und eine davon unter Ezkrs Sachen gefunden wird, nun … du verstehst schon …“
    „Oh, du

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