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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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noch zögern, doch Amors Worte klangen so überzeugend, daß er sich nicht lange wehrte.
    Worauf lasse ich mich da wieder ein? fragte er sich. Amor hat doch deutlich genug gesagt, welche Gefahren mir drohen. Soll ich mich freiwillig in die Höhle des Löwen begeben? Vielleicht wird ein Schluck aus der Schale alle noch vorhandenen Hemmungen beseitigen und mich hoffnungslos dem Schicksal ausliefern?
    Er hatte die Schale schon an den Lippen, zögerte aber noch immer. Erst ein Blick in Amors glänzende Augen ließ ihn den endgültigen Entschluß fassen. Er schloß die Augen und trank.
     
    *
     
    „Da hinein!“ sagte ein Offizier der Turmwache barsch und schob ihn unsanft in einen Raum. „Wenn Geean dich sprechen will, wirst du es bald erfahren.“
    Slade taumelte in den Raum und hörte die Tür zuschlagen. Die kränkende Behandlung störte ihn nicht. Er war in einer fast ekstatischen Hochstimmung, die in ihm keinen Pessimismus aufkommen ließ. Noch nie im Leben hatte er sich so wohl gefühlt. Der Schluck aus der Schale hatte wahre Wunder bewirkt und ihm einen unerhörten Auftrieb gegeben. Schon eine Sekunde nach dem Ansetzen der Schale war er ein ganz anderer Mensch geworden und sah die Welt mit ganz anderen Augen. Alles war nur noch ein angenehmer Traum; Gefahren gab es einfach nicht mehr. Und doch hatte er sich noch einen kleinen Rest Vernunft bewahrt.
    Diese kleine Hexe! dachte er. Amor wußte genau, welche Verwandlung ein Schluck aus einer dieser teuflischen Schalen bewirkt.
    Es war wie eine Hypnose. Eine zielstrebige Unruhe hatte ihn auf die Straßen getrieben und auf kürzestem Wege zu Geeans Zentralturm geführt. Er ahnte jetzt, warum die Blutsäufer nicht von ihrer fürchterlichen Sucht ablassen konnten. Ein einziger Schluck verlieh ihnen eine ungeheure Energie, weil alle Gedanken nur auf ein einziges Ziel ausgerichtet wurden. Amor hatte ihm empfohlen, Geean aufzusuchen und ihm gleich darauf die Schale aufgedrängt. Sie wußte genau, welche Folgen das haben mußte. Slade konnte nur noch an den Zentralturm und den unsterblichen Geean denken. Er sah nur noch sein Ziel und mißachtete alle möglichen Gefahren und Widerstände.
    Die Hemmungen waren beseitigt, aber die Sinne funktionierten noch einwandfrei. Noch immer taumelnd sah Slade sich den Raum an, in den der Wachoffizier ihn gesperrt hatte. Da war ein einfaches Bett und an der anderen Wand ein großes Fenster, sonst nichts. Er näherte sich dem Fenster und schloß unwillkürlich die Augen. Der Ausblick war wirklich schwindelerregend. Er schätzte die Höhe auf mindestens siebzig Stockwerke. Ein Fahrstuhl hatte ihn so schnell in diese Höhe gebracht, daß er es kaum bemerkt hatte.
    Slade beugte sich hinaus und blickte auf die Stadt hinab. Er schreckte zurück, als ihm aufging, daß das Fenster ein offenes Loch in der Mauer war.
    Er zog sich schnell in den Raum zurück. Die enthemmende Wirkung des Blutes war nicht mehr so stark wie am Anfang. Er war entsetzt, daß er nicht einmal bemerkt hatte, in welcher Gefahr er schwebte. Im Normalzustand hätte er sich nie aus einem Fenster im siebzigsten Stockwerk gelehnt. Er zitterte am ganzen Körper und legte sich vorsichtshalber auf das Bett. Die Nachwehen der Enthemmung stellten sich ein und machten ihn krank und elend.
    Niemand kümmerte sich um ihn. Er wußte nicht, wie lange er auf dem Bett lag, ehe er in einen unruhigen Schlummer fiel. Furchtbare Angstträume schüttelten ihn. Er wurde aus dem Fenster geworfen und stürzte siebzig Stockwerke tief auf das rauhe Straßenpflaster. Die furchtbare Angst riß ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Er richtete sich mit einem Ruck auf, nur um einen neuen Schock zu erleiden.
    Ein Nith stand neben seinem Bett, den mächtigen pelzigen Kopf über ihn gebeugt. Slade sah die drei glänzenden Augen des Ungeheuers und rührte sich nicht. Er hoffte, daß er nur träumte, aber der starre Blick der drei auf ihn gerichteten Augen ließ ihn bald die Realität der Situation erkennen.
    „Wer hat dich hergeschickt?“ fragte das Monster.
    Slade starrte das Tier an und überlegte fieberhaft. Sprechen konnte er nicht, so sehr lähmte der Schock seine Reaktionen. Die Droge, die furchtbaren Träume und das neben seinem Bett stehende Ungeheuer waren einfach zuviel. Seine Nerven machten nicht mehr mit. Das Bewußtsein war einfach ausgeschaltet.
    Michael Slade war wie gelähmt und konnte nur dasitzen und das Tier anstarren. War das wieder so ein Schock, der ihn in die andere Welt

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