TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge
sich auf eine ferne Zentrale aus.
Das Tempo wurde atemberaubend schnell, doch Slade spürte weder den Luftwiderstand noch die anderen unangenehmen Aspekte des freien Fluges. Wenn er versuchsweise die Augen schloß, merkte er gar nicht, daß er über Wiesen, Sümpfe, Hügel und Wälder einem unbekannten Ziel entgegenschwebte.
Er bemerkte, daß die Männer sich immer in der Nähe des Bodens hielten. Kein einziger machte den Versuch, hoch in die Luft zu steigen. Sie machten große Umwege und hielten sich lieber in den Niederungen, statt einfach über die schneebedeckten Gebirge hinwegzufliegen.
Slade hatte bald die Gewißheit, daß sie alle Hindernisse vermieden. Vielleicht ist das die Lösung des Rätsels? fuhr es ihm durch den Kopf. Die Flugapparate beziehen ihre Energie aus den magnetischen Kraftfeldern der Erde! Es gab einfach keine bessere Erklärung für das merkwürdige Verhalten der Jäger.
In überraschend kurzer Zeit näherten sie sich einer Stadt. Slade starrte auf die gigantischen Türme. Er wußte, daß der Anblick täuschte, daß die aus der Ferne herrlich aussehende Stadt in Wahrheit ein Hort des Elends war. Trotzdem mußte er das Bild bewundern. Zum erstenmal sah er die Ausdehnung von Naze. Die Stadt lag in einem Tal, das die seitliche Ausdehnung begrenzte. Er schätzte die Breite auf ungefähr sechs Kilometer. Die Länge der Stadt konnte er nicht abschätzen, denn er war nicht hoch genug, und die im Vordergrund stehenden Türme verwehrten ihm die Sicht.
Slade wunderte sich über das herrliche Aussehen der Stadt. In Naze selbst hatte er einen ganz anderen Eindruck gewonnen. Vielleicht lag das an der Sonne, deren gleißende Strahlen von den vielen Fenstern reflektiert wurden. Aus dieser Perspektive konnte er auch den Aufbau der Stadt erkennen. Die Türme und Häuser wurden zur Mitte zu immer höher. Im Zentrum ragte drohend und gewaltig Geeans Zentralturm in den Himmel. Selbst aus der Ferne wirkte der bis in die unteren Wolkenlagen ragende Turm überwältigend.
Den stärksten Eindruck machte jedoch der schleierartige violette Schein, der von der Turmspitze ausging und wie ein riesiger Dom die ganze Stadt umhüllte. Aus der Ferne wirkte die Färbung der Strahlenkuppel noch stärker und machte die unheimliche Bedeutung der Barriere noch deutlicher. Die Strahlenkuppel reichte bis einige Kilometer vor die Stadt, wo nur noch armselige Hütten standen. Außerhalb der Barriere erstreckten sich grüne Felder und Wiesen und machten den Kontrast noch deutlicher.
Der Flug wurde langsamer. Erst dicht vor der unheimlichen Strahlenglocke blieben die Jäger und Slade unbeweglich in der Luft hängen.
Dann sah Slade ein Signal, einen gleißenden Reflex. Gleich darauf gingen vom Zentralturm rötliche Strahlen aus und zerstörten für kurze Zeit die Barriere. Es entstand ein kleines Loch, gerade groß genug, um die Männer durchzulassen.
Slade wunderte sich über nichts. Die Erlebnisse hatten sein Empfindungsvermögen abgestumpft. Er wunderte sich nur noch über seine Zukunft. Ohne sein Zutun schwebte er mit den anderen dicht über die Dächer der Stadt hinweg, wich den Türmen aus und gelangte bald ins Zentrum.
Zu seinem Erstaunen flogen die Jäger aber nicht zum Zentralturm, sondern senkten sich in eine der engen Straßen hinab.
Etwa drei Meter über dem Boden packte einer der Männer Slades Fluggerät und sagte: „Laß los!“
Slade verstand nicht gleich.
„Nun mach schon!“ rief der Mann ungeduldig.
Slade zögerte noch immer. Unter sich sah er eine der verkommenen holprigen Straßen. Er war den anderen ausgeliefert und mußte tun, was immer sie von ihm verlangten.
Er ließ die Griffe los und spürte sofort, wie sein Körpergewicht ihn nach unten riß. Nach der langen Schwerelosigkeit war das ein unangenehmes Empfinden. Er schlug hart auf und überschlug sich mehrmals. Dann richtete er sich benommen auf und bückte zu den Jägern auf, die sich nicht mehr um ihn kümmerten und bald aus der Sicht verschwanden.
Er war allein.
*
DIE AUSSAGEN DES FARMERS JOHN ALDEN.
„Normalerweise stehe ich gegen fünf Uhr morgens auf. Auch am neunzehnten ging ich nicht von dieser Gewohnheit ab und machte mich gleich nach dem Frühstück an die Arbeit.
Ich ging aufs Feld hinaus und sah eine Frau über die Stoppelfelder gehen. Sie wurde von einem Bären verfolgt, ohne es allerdings zu bemerken, denn sie drehte sich nicht um.
Ich rannte sofort ins Haus und holte mein Gewehr. Ich beeilte mich sehr.
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