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TS 63: Planet zu verschenken

TS 63: Planet zu verschenken

Titel: TS 63: Planet zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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nicht so wie die Alten. Die ältere Generation hängt natürlich noch an überkommenen Vorstellungen fest und möchte am liebsten alle Beziehungen zur Erde abbrechen. Die Rückkehr zu den Zielen der Vorväter ist ihr heiligstes Ideal. Sie können aber nicht wie sie wollen, denn die jungen Leute haben gemäßigtere Vorstellungen. Das liegt natürlich an den Kontakten mit der Erde. Die jungen Leute fragen sich selbstverständlich, ob ihre so verehrten Vorfahren wirklich inspirierte Heilige oder nur verbohrte Fanatiker waren, die nichts anderes im Sinn hatten, als ihren Nachkommen das Leben zu vergällen. Natürlich tritt das nicht offen zutage. Es sind unterschwellige und deshalb gefährliche Gefühle. Sie sagen, daß sie uns wegen unserer Bequemlichkeit und Sündhaftigkeit verachten, aber in Wahrheit ist das nur in Haß umgeschlagener Neid.“
    Bassett machte eine kurze Pause und überlegte. „Der Vorschlag, neue Auswanderer nach Ymir zu schicken, ist einfach absurd. Die Einheimischen würden keine neuen Einflüsse dulden. Es ist fraglich, ob sich überhaupt Leute finden, die auf diesen kalten Planeten wollen.
    Warum hat der geheimnisvolle Mann aber derartige Andeutungen gemacht?“ schloß Bassett.
    „Vielleicht soll das nur ein Ablenkungsmanöver sein“, sagte Lecoq nachdenklich. „Vielleicht waren wir auf Boreas auf der richtigen Fährte und sollen jetzt abgelenkt werden.“
    Bassett nickte. „Daran habe ich auch gedacht. Vielleicht kommen wir aber auf Ymir weiter als auf Boreas. Möglicherweise hat derMann die Wahrheit gesagt. Vielleicht läßt sich auf Ymir wirklich etwas machen. Wenn sich der Schlüssel zu unseren Problemen dort finden läßt, werden wir den Planeten so lange bearbeiten, bis wir ihn haben. Diese Aufgabe fällt dir zu, Lecoq. Du wirst dich sofort auf die Reise machen.“

 
6.
     
    Wie alle Menschen auf Ymir lebte Enni Zatok in einer Stadt. Es gab insgesamt fünf solcher Städte, in denen sich die Menschen zusammenballten. Der Grund dafür war einfach: die Gemeinschaftsheizung sorgte für eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Kohle- und Ölvorräte.
    In diesen fünf Städten lebten etwa zehn Millionen Menschen. Drei Jahrhunderte waren nötig gewesen, um die Bevölkerung langsam auf diese Zahl ansteigen zu lassen. Viele Kinder starben schon in jungen Jahren, denn nur die robustesten Naturen konnten das rauhe Klima ertragen. Außerdem waren die wirtschaftlichen Verhältnisse so schlecht, daß die meisten Eltern nicht in der Lage waren, eine größere Zahl an Kindern zu ernähren.
    Enni Zatok war unter diesen Verhältnissen aufgewachsen. Sie kannte aber merkwürdige, sündhafte Bilder. Bilder von Menschen, die fast unbekleidet unter einem blauen Himmel lebten. Der Himmel war auf diesen Bildern so blau wie ihre Augen, und die Sonne so strahlend wie ihre blonden Haare.
    Sie hatte die Erscheinung dieser Menschen mit ihrem eigenen Aussehen verglichen und war zu einem bestimmten Ergebnis gekommen. Sie mußte mehrere Schichten dicker Kleidung tragen, wenn sie nicht erbärmlich frieren wollte, aber die anderen Menschen badeten in einem gischtenden, glitzernden Meer, das überhaupt nicht mit dem grauen, stets stürmischen Meer von Ymir zu vergleichen war. Es war überhaupt unbegreiflich, daß das Wasser der beiden Ozeane gleichartig sein sollte.
    Sie hatte die Bilder gierig angestarrt. Es waren gedruckte Bilder in Magazinen, die Jaroslav Dubin gehörten. Viele dieser Bücher und Magazine waren ihr zu Gesicht gekommen.
    Nie zuvor war auf Ymir ein Mensch in einen so schlechten Ruf gekommen wie Jaroslav Dubin. Die Erwachsenen wechselten schnell das Thema, wenn sein Name erwähnt wurde. Manchmal erzählten sie ihren ungezogenen Kindern von dem bösen Mann, der seine Seligkeit für die Fleischtöpfe der Erde verspielt hatte. Das Resultat war verheerend. Kinder und Jugendliche steckten in unbeobachteten Augenblicken die Köpfe zusammen und sprachen von Jaroslav, so wie andere, unter normalen Verhältnissen lebende Kinder obszöne Witze weitergeben.
    Eines Tages hatte Enni von einem Schulfreund erfahren, daß dieser tatsächlich mit Jaroslav zusammengetroffen war. Enni hatte ihren Schulkameraden natürlich auf die furchtbaren Laster des großen Sünders aufmerksam gemacht, worauf der Junge ihr ein Magazin zeigte, das Jaroslav ihm geliehen hatte.
    Da waren Bilder von Menschen, die in einer sündigen und frevelhaft bequemen Welt lebten: da war ein Luxus, den Enni sich kaum vorstellen konnte.
    Jaroslav sähe

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