TS 63: Planet zu verschenken
jedoch die Konsequenzen nicht übersehen können. Gleich nach der Ankunft des Schiffes hatte der Kapitän nämlich erklärt, daß Jaroslav Dubin der einzige vernünftige Ymiraner wäre, den er je kennengelernt hätte. Aus diesem Grunde machte er Jaroslav auch zu seinem Agenten, denn er hatte es satt, immer nur mit steifen, unfreundlichen Fanatikern zu verhandeln.
Natürlich hatten sich die verantwortlichen Männer diesem Plan energisch widersetzt, aber ihr Widerstand brach bald zusammen, denn der Kapitän des Raumschiffes weigerte sich, die Ladung löschen zu lassen.
Natürlich wurde dem Verlangen des Kapitäns nicht gleich nachgegeben, aber der Raumschiffkommandant blieb konsequent und stieg wieder auf. Nachdem dann andere Kapitäne die gleiche Forderung stellten, blieb den Ymiranern nichts anderes übrig, als Jaroslav Dubin als Handelsagent anzuerkennen.
So war es dazu gekommen, daß der wohlgenährte, von allen gehasste Jaroslav Dubin ein herrliches Leben führte. Seine Freunde versorgten ihn mit all den schönen Dingen, von denen ein normaler Ymiraner nicht einmal träumen durfte. Aus der gleichen Quelle stammten auch die Zeitschriften, Magazine und Bücher, die Jaroslav großzügig an jeden Interessenten verlieh. Seine Feinde haßten und verachteten ihn deshalb. In ihrer Mitte trieb ein subversives Element sein teuflisches Spiel, aber sie konnten ihm nicht das Handwerk legen, ohne sich selbst empfindlich zu schädigen. Sogar ein Mordanschlag wurde ernsthaft in Erwägung gezogen, aber nie in die Tat umgesetzt. Die nackten Tatsachen sprachen eine eigene Sprache. Die Ymiraner konnten ohne den Handel mit anderen Planeten nicht auskommen. Dieser Handel lag in den Händen der Raumfahrer, die Jaroslav in jeder Beziehung unterstützten. Sein Verschwinden würde also verheerende Folgen haben. Ohne Handel konnten die Ymiraner nicht überleben.
So war die Situation, als Enni sich von zu Hause wegschlich, um den Ausgestoßenen, den der Verdammnis preisgegebenen Sünder aufzusuchen.
Ein ganzes Jahr lang hatte sie diesen Besuch vorbereitet, aber während sie sich durch die dunklen Straßen schlich, kamen ihr doch ernste Bedenken. Ein eisiger Wind heulte durch die Straßen und trieb den Schnee vor sich her. Enni hatte Angst, einem Polizisten zu begegnen. Natürlich würde dieser nach ihrem Ziel fragen, denn normalerweise hatte ein junges Mädchen zu dieser Zeit nichts auf den einsamen Straßen zu suchen. Ihre Eltern hatte sie täuschen können, aber ein Polizist würde ihre Lüge natürlich sofort durchschauen, denn sie befand sich bereits in einem ganz anderen Stadtteil.
Draußen vor dem Flughafen wurde die Gefahr noch größer. Jaroslav lebte in Acht und Bann. Kein anständiger Mensch durfte sich näher als einen Kilometer an sein Haus heranwagen. Außerdem stand sein Haus direkt am Flugplatz und war von allen Seiten gut zu sehen. Es war aber dunkel, und das dichte Schneetreiben hüllte Enni ein, als sie über das freie Feld eilte.
Jaroslav war wirklich dick, freundlich und guter Laune, genau wie er immer beschrieben worden war. Er saß in einem bequemen Schaukelstuhl und leitete die Diskussion der anwesenden jungen Leute. Er sagte nicht viel. Er beschränkte sich darauf, neue Gedanken vorzutragen, die dann von seinen Gästen eifrig diskutiert wurden.
Am ersten Abend sagte Enni fast nichts. Sie war noch sehr schüchtern und fürchtete sich auch ein wenig. Es war auch viel zu heiß. Sie mußte sich deshalb den Parka und einige Pullover ausziehen, und hatte zum Schluß nur noch eine Bluse und eine lange Hose an. Diese mangelhafte Bekleidung war ihr peinlich. Nur ihre Eltern hatten sie jemals so gesehen.
Es blieb nicht bei dem einen Besuch. Sie wurde allmählich selbstbewußter und beteiligte sich an den Diskussionen. Meistens waren zwei oder drei junge Leute da, die sich geschickt der elterlichen Überwachung entzogen hatten. Manchmal war einer der Raumschiffoffiziere anwesend und brachte einen Hauch fremder Welten in das Haus.
Bei ihrem dritten Besuch gab Jaroslav ihr ein Kleid, das sie bei ihren weiteren Besuchen immer wieder anziehen durfte. Nach Hause konnte sie das Kleid natürlich nicht mitnehmen, denn eine Entdeckung durch die Eltern hätte furchtbare Folgen nach sich gezogen.
Nach einiger Zeit wünschte sie sich sogar, einmal mit Jaroslav allein zu sein. Manchmal kam das sogar vor. Jaroslav behandelte sie dann sehr höflich und freundlich, aber sie spürte immer wieder, daß er an solchen Abenden über das
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