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TS 63: Planet zu verschenken

TS 63: Planet zu verschenken

Titel: TS 63: Planet zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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bauen sich ja darauf auf.“ Counce überlegte einen Moment und fragte dann: „Kannst du sie in die Amsterdam bringen und das Raumschiff starten lassen, bevor einer etwas bemerkt?“
    „Ganz bestimmt. In der Beziehung können wir uns absolut auf Enni verlassen. Sie hat ihre Eltern schon so oft hinters Licht geführt, daß es ihr nicht schwerfallen wird, sich im geeigneten Augenblick davonzumachen. Wenn ihre Eltern mißtrauisch werden und mit der Peitsche auf ihre Tochter warten, wird Enni schon längst nicht mehr auf Ymir sein. Wir werden mindestens zwei oder drei Stunden Vorsprung haben, denn die Eltern werden sich hüten, die Öffentlichkeit zu alarmieren.“
    Counce blickte Jaroslav kopfschüttelnd an. „Deine Ansichten gefallen mir nicht“, sagte er dann. „Du solltest dich von allen Haßgefühlen frei machen. Das Verhalten der Ymiraner ist abstoßend, aber du darfst nicht vergessen, daß du auch einer bist. Du bist ein Mensch, und die anderen Leute hier sind auch Menschen. Wenn du das nicht mehr sehen kannst, bist du ein Versager. Das soll natürlich keine Drohung, sondern mehr eine Erinnerung an deine eigentliche Aufgabe sein, Jaroslav.“
    Jaroslav Dubin lächelte müde. „Mach dir deshalb keine Sorgen, Said. Ich weiß, daß ich zu diesem Volk gehöre. Ich glaube, ich kann das Verhalten dieser Leute am besten beurteilen. Die beste Überzeugungsmethode besteht darin, die jungen Leute einer neuen Umwelt auszusetzen, aber das ist hier natürlich nicht möglich. Enni ist wirklich ein Glückskind. Wirst du sie voll aufnehmen, wenn sie die Sache mit Bassett überlebt und dann noch immer von der Richtigkeit ihrer Zweifel überzeugt ist?“
    „Natürlich. Sie wird es dann auch verdient haben.“
    Jaroslav nickte. „Es wird natürlich ein Schock für sie sein, aber früher oder später wird sie die wahre Sachlage verstehen. Eines Tages wird sie ein vernünftiger Mensch sein und kopfschüttelnd an ihre Jugend denken.“
    „Warum bist du nicht schon vorher auf den Gedanken gekommen?“ fragte Counce. „Das wäre doch eine wunderbare Möglichkeit. Du mußt die Sache in Schwung bringen! Schick die jungen Leute in Massen auf die Erde! Entführe ganze Schulklassen! Schick sie nach Shiva, Zeus oder K’ung-fu-tse. Oder würden die Kapitäne der Raumschiffe nicht mitmachen?“
    „Wahrscheinlich nicht. Ich habe ein paar persönliche Freunde, die eine Menge für mich tun, aber das kann ich wohl doch nicht von ihnen verlangen. Wir müssen unbedingt erst einige Raumfahrer völlig auf unsere Seite bringen.
    Wir könnten Männer wie Leuwenhoek informieren und uns ihre Dienste sichern. Das würde uns mehr Sicherheit geben.“
    „Versuchen können wir es ja“, stimmte Counce zu. „Du kannst ja erst mit Leuwenhoek darüber sprechen. Wenn er zugänglich ist und sich mit unseren Absichten einverstanden erklärt, kannst du ihm ein Angebot machen. Er muß dann allerdings sein Schiff verlassen. Schick ihn zu Wu, der ihn betreuen wird. Ich werde Wu vorher informieren.“
    Counce nahm sein Weinglas vom Tisch und trank es leer. „Ich muß mich wieder auf den Weg machen. Jaroslav. Es tut mir wirklich leid, daß ich nicht länger bleiben kann. Die Vorarbeiten machen aber eine schnelle Abreise notwendig. Wir müssen dafür sorgen, daß das Mädchen wirklich richtig empfangen wird. Das wird gar nicht einfach sein, denn Bassett soll ja nichts merken. Siehst du, Jaroslav, das sind wirkliche Probleme. Wenn dir die Arbeit mal zum Halse heraushängt, dann denk an mich.“
    Die beiden Männer sahen sich verständnisvoll lächelnd an. Sie wußten genau, was sie voneinander zu halten hatten. Dann ging Counce wieder in das Versteck und war sogleich verschwunden …

 
8.
     
    Ennis Eltern kamen sehr selten in den engen, spartanisch eingerichteten Raum, den ihre Tochter bewohnte. Wahrscheinlich wäre ihnen der kleine Zettel auch gar nicht aufgefallen. Enni kannte aber jede Einzelheit, denn wie alle jungen Leute auf Ymir besaß sie nur sehr wenige persönliche Dinge. Sie kannte jeden Zentimeter des Fußbodens und der Wände. Jede Veränderung mußte ihr sofort auffallen.
    Als sie nach Hause kam und ihre Schulbücher ordnete, fiel ihr der kleine weiße Zettel sofort auf. Sie nahm ihn auf und überflog hastig die wenigen Zeilen. Sie kannte Jaroslavs Handschrift und wußte augenblicklich, daß die Nachricht echt war.
    „Wir sind beide in großer Gefahr. Du mußt heute abend unbedingt kommen. Jaroslav.“
    Die Angst sprang das Mädchen an.

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