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TS 63: Planet zu verschenken

TS 63: Planet zu verschenken

Titel: TS 63: Planet zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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können. Die Führer deines Volkes dulden dich, weil sie ohne deine Arbeit nicht existieren können. Es ist praktisch eine kleine Erpressung. Außer dem wirtschaftlichen Druck spielen gewisse psychologische Momente eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ein Außenseiter wird geduldet und als verrückt gebrandmarkt. Zwei oder drei von deiner Sorte würden aber schon als subversive Organisation angesehen werden und härtesten Widerstand herausfordern. Du solltest der Mittelpunkt einer schnell um sich greifenden geistigen Infektion sein, Jaroslav. Allem Anschein nach bist du aber nicht sehr ansteckend.“
    Jaroslav lächelte zufrieden, denn er hatte besonders in dieser Beziehung ein gutes Gewissen. „Ich glaube, unter den obwaltenden Umständen habe ich ganz gute Arbeit geleistet, Said. In den fünf Jahren meiner Tätigkeit habe ich Tausende von zersetzenden Büchern und Magazinen in Umlauf gebracht. Ich empfange regelmäßig junge Leute, die die neuen Gedanken wie Schwämme aufnehmen. Manche von ihnen sind bereits so kühn, daß sie mir auf der Straße zulächeln.“
    „Recht ordentlich, Jaroslav. Aber die Zeit drängt. Wir haben einfach nicht mehr viel Zeit. Wir sind gezwungen, gewisse Risiken auf uns zu nehmen. Warum hast du uns noch keinen neuen Rekruten vorgeschlagen?“
    „Das hat einen guten Grund. Mein Einfluß erstreckt sich hauptsächlich auf ganz junge Leute. Es sind junge Burschen und Mädchen zwischen fünfzehn und siebzehn. Die Schulen sind hier sehr streng und leider auch recht erfolgreich. Dazu kommt noch der starke Einfluß der Eltern. Mit achtzehn sind die meisten jungen Menschen bereits so starr in ihren Ansichten, daß nicht mehr an sie heranzukommen ist.“
    „Ich habe hier noch nie gearbeitet“, sagte Counce nachdenklich. „Allerdings hatte ich Gelegenheit, auf mehr als zwanzig anderen Planeten ausreichende Erfahrungen zu sammeln. Ich glaube, du bist ein Opfer deiner früheren Erziehung. Wir haben dich aufgeklärt und dich vom Bann der religiösen Erstarrung befreit, aber ein paar kleine Reste sind bestimmt noch vorhanden. Auf diesem Planeten gibt es ungefähr zehn Millionen Menschen. Sollte es nicht möglich sein, in fünf Jahren einen Menschen zu finden, der durch Erbanlagen und bestimmte äußere Einflüsse die Kraft hat, sich aus den starren Fesseln der Konventionen zu befreien? Als du Angestellter der Gesandtschaft auf der Erde wurdest, warst du noch ziemlich jung, aber alle sahen in dir einen unbestechlichen Anhänger der strengen Prinzipien eurer Religion. Schon nach einem Jahr warst du wie umgewandelt. Ich muß zugeben, daß du damals ständigen Kontakt mit einer anderen Weltanschauung hattest. Dein Einfluß auf die jungen Leute hier kann nicht ganz so stark sein, weil der ständige Augenschein fehlt, aber immerhin stand dir für diese Aufgabe viel Zeit zur Verfügung. Du hattest eine große Auswahl.“
    Counce sah Jaroslav Dubin eindringlich an und fuhr fort: „Ich brauche einen wirklich zuverlässigen Rekruten – und zwar sofort! Nun?“
    Jaroslav blickte forschend in Saids Augen. „Das ist keine gute Neuigkeit“‘, sagte er leise. „Steht es so schlecht?“
    Counce stellte sein Glas auf den Tisch und stand auf. „Ja. es steht schlecht, Jaroslav. Die anderen waren auf Regis! Sie waren vor uns da! Vielleicht war es nur eine Vorhut. Möglicherweise haben sie aber die Absicht, eine Kolonie zu gründen. Wir wissen es nicht. Wir wissen nur. daß wir uns sehr beeilen müssen.“
    Counce stellte sich vor die Sternenkarte und zeigte auf einen Planeten.
    „Das ist Regis.“ Er drückte den Daumen auf den Stern und schlug mit dem Zeigeringer einen Halbkreis. „Und das hier ist Ymir! Ymir ist genau der Planet, den die anderen suchen! Die Atmosphäre ist reich an Sauerstoff, das Klima ist rauh und kalt. Eine bessere Welt können sich die anderen gar nicht wünschen. Sie sind in der Nähe, Jaroslav! Sie bilden unsere größte Gefahr, denn eines Tages werden sie diesen Planeten entdecken.
    Bisher haben sie sich auf einen anderen Bezirk der Milchstraße konzentriert und sind nie in unsere Nähe gekommen. Nun ist es aber doch passiert. Es besteht die Gefahr, daß sie wiederkommen. Das kann jeden Augenblick passieren!“
    Counce wandte sich von der Karte ab und blickte Jaroslav an. „Was sagst du nun, mein Freund?“
    Jaroslav Dubin kratzte sich den Kopf. Die schlechte Nachricht hatte ihn ungemein beeindruckt. „Die Arbeit auf Ymir ist wie das Waten durch einen knietiefen Sumpf, der jeden

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