Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 67: Der Held des Universums

TS 67: Der Held des Universums

Titel: TS 67: Der Held des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
sofort. „Verschwinden Sie hier, Loeb. Das geht Sie nichts an.“
    „Was geht hier vor?“ herrschte ich ihn an.
    „Dieser Fremde hat herumgeschnüffelt. Der kriegt jetzt eins mit dem Schraubenschlüssel ab.“
    „Ich wollte nichts Böses“, dröhnte die Stimme des Fremden traurig. „Nur philosophisches Interesse an Ihren seltsamen Maschinen, sonst nichts. Wenn ich einen Ihrer Bräuche damit verletzt habe, bitte ich untertänigst dafür um Entschuldigung. Mein Volk will niemanden beleidigen.“
    Ich stellte mich zwischen die beiden, sorgfältig bedacht, nicht in Reichweite von Murchisons Schraubenschlüssel zu kommen. Er stand mit geblähten Nüstern und funkelnden Augen da. Sein Atem ging schwer und keuchend.
    Er ging zwei Schritte auf mich zu. „Ich habe gesagt, Sie sollen hier verschwinden. Das ist meine Kabine, Loeb. Niemand hat hier etwas zu suchen.“
    „Legen Sie diesen Schraubenschlüssel weg, Murchison. Das ist ein dienstlicher Befehl.“
    Er lachte verächtlich. „Als Signaloffizier hat mir niemand außer dem Kapitän etwas zu befehlen, wenn ich der Meinung bin, daß die Sicherheit des Schiffes in Gefahr ist. Und dieser Meinung bin ich. Hier ist ein gefährlicher Fremder an Bord.“
    „Seien Sie doch vernünftig“, bat ich. „Der Shaulaner ist nicht gefährlich. Er wollte sich nur umsehen. Er war nur neugierig.“
    Der Schraubenschlüssel drohte. Ich wünschte, ich hätte einen Strahler bei mir, aber ich hatte natürlich nicht daran gedacht, eine Waffe mitzubringen. Der Fremde sah Murchison ganz ruhig an, als verließe er sich darauf, daß der andere unter keinen Umständen jemand so Alten und Gebrechlichen schlagen würde.
    „Sie gehen am besten“, sagte ich zu dem Fremden.
    „Nein!“ brüllte Murchison. Er schob mich beiseite und griff den Shaulaner an.
    Der Fremde stand ruhig und reglos da. Ich versuchte Murchison wegzuziehen, aber das war unmöglich.
    Wenigstens benutzte er den Schraubenschlüssel nicht. Er ließ ihn klirrend auf den Boden fallen und schlug den Fremden mit der flachen Hand ins Gesicht. Der Shaulaner trat einen Schritt zurück. Ein blauer Blutfaden rann aus seinem Mund.
    Murchison hob zum zweitenmal die Hand. „Verdammter Schnüffler. Ich werde dich lehren, in meiner Kabine herumzustöbern!“ Wieder traf seine Hand den Fremden.
    Diesmal fiel der Shaulaner wie ein Klappmesser zusammen und blieb auf dem Boden liegen. Seine drei tiefschwarzen Augen richteten sich anklagend auf Murchison.
    Murchison erwiderte den Blick. Die beiden blickten einander eine lange Weile starr an, daß es förmlich den Anschein hatte, als wären ihre Augen durch ein unsichtbares Band verbunden. Schließlich wandte Murchison den Blick ab.
    „Hinaus!“ murmelte er.
    Der Shaulaner stand auf und ging. Er hinkte noch ein wenig, schien ansonsten jedoch unverletzt. Diese Fremden waren zäher als es den Anschein hatte.
    „Ich schätze, Sie werden mich jetzt in die Arrestzelle stecken“, sagte Murchison zu mir. „Okay, ich komme freiwillig mit.“
     
    *
     
    Das taten wir jedoch nicht, denn dadurch hätten wir gar nichts gewonnen. Statt dessen bekam er die ,stumme Behandlung’.
    Die Männer vom Stützpunkt wollten überhaupt nichts mit ihm zu tun haben, denn sie hatten in ihrem einen Jahr auf Shaula einen Respekt für die Fremden entwickelt, der beinahe an Verehrung grenzte, und ein Mann, der sich nicht scheute, körperliche Gewalt anzuwenden – nun, er war einfach nicht wert, daß man auch nur ein Wort an ihn verschwendete.
    Auch die Leute unserer Mannschaft schlugen einen großen Bogen um ihn. Er ging zwischen uns herum, eine machtvolle Gestalt mit dem Stempel des Ärgers und der Einsamkeit im Gesicht und sprach keinen von uns an, und niemand von uns sprach mit ihm. Jedesmal, wenn er einen von den Fremden sah, war er darauf bedacht, einen möglichst großen Umweg um ihn zu machen.
    Murchison bekam einen zweiten Minuspunkt in seine psychologische Beurteilung verpaßt, und dieser Minuspunkt bedeutete, daß er nie wieder eine Welt würde besuchen dürfen, die von intelligenten Wesen bewohnt war. Das war eine Vorschrift des Raumbüros, eine der vielen Vorschriften, die immer dann in Kraft traten, wenn das Unglück schon passiert war.
    So vergingen drei Tage auf Shaula. Am vierten Tag nahmen wir die achtundzwanzig abgelösten Männer an Bord, verabschiedeten uns von Gloster und seinem Stab sowie den achtundzwanzig Männern, die wir herausgebracht hatten und – mit einem gewissen Schuldgefühl –

Weitere Kostenlose Bücher